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Zukunftsmenue

Zukunftsmenue

Titel: Zukunftsmenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wiener
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billigen Industrienahrungsmitteln. Die haben eine hohe Energiedichte: Die Kombination aus Mehl, Zucker und Pflanzenfetten bewirkt, dass das Produkt wenig Wasser enthält und wenig Volumen hat, dafür aber viele Kalorien. Diese Nahrungsmittel sättigen also kurzfristig, machen aber schnell wieder hungrig. So werden die Menschen immer dicker. Denn Lebensmittel mit weniger Kalorien und mehr Volumen, mehr Wasser und reich an Ballaststoffen – also frisches Gemüse, gesunde Fette, Fleisch, Fisch und Geflügel – fehlen. Die Menschen werden aber auch deshalb dicker, weil sie – so wurde in Studien belegt – dazu neigen, so lange irgendetwas zu essen, bis ihr Eiweißbedarf gedeckt ist. Nur steckt in den Teigwaren ja kaum Eiweiß. Das, was die Menschen schon vor Millionen von Jahren aßen, ist etwas anderes: Pilze, Tiere und Fische. Diese haben wenig Kalorien und besitzen gleichzeitig viele wichtige Nährstoffe.

    Wie sieht denn die optimale Zusammensetzung von Kohlenhydraten, Fett und Proteinen, also Eiweiß, aus, die der Mensch braucht?

    Der Mensch braucht essenzielle, also lebensnotwendige Fette, beispielsweise aus fettem Seefisch oder hochwertigen Pflanzenölen, außerdem Proteine aus Fleisch, Fisch, Geflügel, Eiern und Milchprodukten. Kohlenhydrate dagegen gehören zu den nichtessenziellen Nährstoffen, also zu denen, die wir nicht zwingend brauchen. Den Zucker, den beispielsweise das Gehirn oder auch die Muskeln brauchen, kann der Körper selbst
aus Eiweiß herstellen. Wenn Kohlenhydrate aus Nudeln, Reis, Getreide, Kartoffeln allerdings reichlich zur Verfügung stehen, essen wir sie natürlich gerne, vor allem weil sie ein wenig süß sind und weil sie schnell satt machen.

    Nach den Warnungen, dass immer mehr Deutsche zu dick sind, wird die Gesellschaft darauf programmiert, fettreduzierte Produkte zu kaufen, oder dazu aufgerufen, möglichst wenig Fett zu essen.

    Das ist ja das Drama: Die Ernährungswissenschaftler hatten gedacht, jetzt würden die Leute abnehmen, aber genau das Gegenteil ist passiert. Low-fat-Produkte lassen die Menschen relativ unbefriedigt, dafür essen sie an anderer Stelle wieder mehr. Der Fettanteil in der Nahrung nimmt seit zwanzig bis dreißig Jahren immer weiter ab. Gleichzeitig werden die Leute deutlich erkennbar immer fetter. Nicht weil sie so viel Fett essen, sondern weil sie das Weniger an Fett überkompensieren – mit mehr Kohlenhydraten. Aber leider nicht mit Vollkornbrot, leider nicht mit Linsen, Bohnen und Karotten, sondern mit Weißmehlprodukten und süßen Getränken, eben mit den berüchtigten Hungermachern. Das ist wahrscheinlich das größte Problem.

    Welche Maßnahmen halten Sie denn für sinnvoll?

    Ich glaube, man muss den Hebel beim Preis für Billigstindustrienahrung ansetzen. Man muss sich nur mal vorstellen: Da nimmt ein Kind eine Familienflasche Cola in das Schwimmbad mit. Für 1,30 Euro! Man könnte auch über Steuern nachdenken. Warum versteuert man Benzin und Tabak so hoch, aber nicht Cola, Limonaden und Fruchtjoghurts oder Müsli mit einem Haufen Zucker, die wirklich kein Mensch braucht? Man braucht Wasser, um zu leben, aber man braucht keine Limonade. Warum fängt man nicht an, diese Sachen so hoch zu versteuern, dass sie zu teuer werden, als dass ein Kind so ohne Weiteres am Nachmittag eine Flasche Cola trinken kann?

    Dann müsste unser Gesundheitssystem dort ansetzen, wo es am effektivsten wäre, direkt an der Quelle, an der Kalorienzufuhr. Die Einnahmen aus den Steuern, mit denen man Cola & Co. belegt, könnten dann zur Subvention von Gemüse- und Obstanbau verwendet werden. Denn es ist doch wirklich pervers, dass die Lebensmittel, die uns gesund und schlank halten, inzwischen die teuersten sind.

    Ich glaube, dass wir erst ganz am Anfang unserer Erkenntnis stehen über das, was uns wirklich gesund erhält und was uns gesund macht. Ich bin mir aber sehr sicher, der Weisheit letzter Schluss wird sein, dass frische, natürliche und unbehandelte Lebensmittel das Allergesündeste und das Allerbeste für uns und unseren Körper sind. Der gesunde Menschenverstand könnte von selbst drauf kommen: Seit Tausenden Jahren haben wir uns mit jeder Generation an unsere Umgebung angepasst und uns »optimiert«. Da ist nicht mehr sonderlich viel Luft nach oben, würde ich vermuten. Glauben wir nun wirklich, dass wir besser sind als die Natur? Glauben wir als Teil dieser Erde allen Ernstes, dass wir in einer kranken Welt die einzigen Gesunden bleiben werden?

Wie unser

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