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Zukunftsmenue

Zukunftsmenue

Titel: Zukunftsmenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wiener
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es als Füllung für Knödel oder Nudeltascherl. Mit dunklem Brot schmeckt das am besten. Dazu Kräuter, angeschwitzte Schalotten und Knoblauch.
    Ich mache aus altem Brot aber auch Brotsuppe. In diesem Arme-Leute-Essen steckt ein Geschmack meiner Kindheit.
    Keks- und Kuchenreste nehme ich auch gern als süße Brösel für einen neuen Kuchen. Oder ich zerkrümele sie, mische sie mit etwas Butter oder Sahne und kleide damit eine Kuchenform aus. Darauf kommt eine lockere Creme, und darüber streue ich Beeren oder anderes Obst, das gerade Saison hat.
    Ach, Lojze. Wie achtlos wir doch mit unseren Lebensmitteln umgehen, wenn ich so nachdenke. Gerade in meiner Generation stellt man sich eher die Frage, warum man so einen Aufwand mit Restln, Backen und Kochen machen soll, wenn man doch an jeder Ecke Riesenstücke von industriell hergestellten Kuchen billigst und frisch kaufen kann. Vielleicht sind ja deshalb viele auch so unglücklich und lethargisch. Ist Dir das auch schon aufgefallen? Denn: Gibt’s etwas Schöneres als den Duft eines selbst gebackenen Kuchens? Oder gibt es eine größere Befriedigung, als wenn man aus dem übrig gebliebenen Gemüse von gestern ein überraschend köstliches Gericht zaubert?
    Also, noch mal danke für alles und schlaf gut für heute. Ich bin todmüde, wir haben den ganzen Tag im Wald gedreht.
    Deine gähnende Sarah

    Liebe Sarah,
    wie herrlich ist es, aus altem Gebäck feine Kuchen zu machen. Ich kann den Duft Deiner süßen Varianten geradezu riechen, wie er durch den Raum zieht und zu Tisch ruft. Und alleine aus Brot und den Brotrestln könnte man ein eigenes Buch machen!
    Du kennst doch auch die wunderbare toskanische Ribollita, für die man im irdenen Topf altes Brot wechselweise mit Gemüsesuppe einschichtet und dann in die Speisekammer stellt. So hat man jeden Tag etwas zum Wiederaufkochen.
    Oder, wie es bei uns oft gemacht wurde, wenn einer krank war: Altes Brot kochte man in heißem Wasser auf, würzte es mit viel Thymian und salzte es. Wenn alles schön flüssig zerkocht war, quirlte man ein Ei drunter und gab es dem Kranken zur Kräftigung. Roggenbrot eignete sich dazu nicht, weil es zu schwer verdaulich war.
    In Butter geröstete Würfel auf einer Dinkelmehlsuppe verbessern diese ungemein, als eigenständiges Essen mit Kräutern habe ich sie allerdings noch nicht probiert.
    Zur Kirchweih im August, wenn die Verwandten kamen, haben wir die Würfel für eine Kalbsbratenfülle verwendet und sie mit gerösteten Zwiebeln, klein gewürfeltem Kalbs-, Schweine- oder Rinderherz vermengt und dann gesalzen und gepfeffert. Zum Schluss wurde noch frisch geschnittene Petersilie darunter gemischt. Die Fülle war übrigens auch ohne Fleisch, nur mit Bratensaft und Roten Rohnen und Strankalansalat g eine Wohltat.
    Sarah Wieners Brotsuppe
    Dazu weicht man altes, klein geschnittenes Brot in einer Rinderbouillon ordentlich ein, verrührt es gründlich und passiert es dann eventuell durch ein Sieb. Zum Schluss würze ich die Suppe noch mit Salz und schwarzem Pfeffer aus der Mühle. Als besonderen Geschmackskitzel gebe ich einen Esslöffel mit einer Paste aus Knoblauch, etwas Öl und frischen, fein gehackten Kräutern darüber. Die Suppe kann man dann natürlich auch noch mit etwas Rahm und Kümmel verfeinern.
    Mein Gott, Sarah, und denk nur: Grammelschmalz auf frischem Sauerteigbrot, gesalzen und mit einer zerdrückten Knoblauchzehe – was ist das für ein Genuss! Oder frisches Brot aus dem Backofen, noch leicht warm (und leider auch Magenzwicken verursachend) mit Butter oder auch mit Schnittlauch, Paradeisern oder Bratenfett.
    Über meine Kindheitserfahrung mit Brot und Honig habe ich ja im letzten Kapitel meines Buches »Kochen unter anderen Sternen« geschrieben: Das Brot in frisch geschleuderten Honig eintunken, das Stück zum Mund führen, der Honig rinnt die Finger hinab: Der Gaumen wird zum Himmel im Mund, und der Genuss wird
beim Abschlecken der Finger noch größer und sinnlicher …
    Ich wünsche Dir einen angenehmen, schönen Tag. Im Juli gehe ich für eine Woche auf eine Alm und werde das Käsemachen lernen.
    Herzliche Umarmung, Lojze

    Lojze, Du Feinspitz!
    Ich krieg Hunger, wenn ich Deine Briefe lese!!
    Im Moment lerne ich viel über Bienen und Honig. Denn Bienenstöcke hätte ich auch gern! Langsam werde ich zur ganzheitlichen Selbstversorgerin. Gerade habe ich verschiedene Honigsorten verkostet und rolle wahrscheinlich demnächst als Kugel von dannen.
    Ich habe noch eine Frage an

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