Zum Anbeißen süß
sie unbedingt das wilde Mädchen spielen wollte, dann konnte er ihr allerlei beibringen. Auf dem Gebiet kannte er sich aus.
4. KAPITEL
Kate war klar, dass sie in den nächsten Tagen lieber nicht auffallen sollte. Nicht, dass sie nicht wusste, was sie als Nächstes anstellen könnte. Aber sie wollte sich nicht wieder mit Mitch McKee auseinandersetzen müssen. Er hatte sie wirklich genervt, als er bei der Sache mit der Tankstelle so wütend geworden war. Es hätte ihr imponiert, wenn er sie trotz ihres Vaters eingesperrt hätte. Aber Tatsache war, dass sie nicht wusste, was sie von Mitch zu erwarten hatte. Und es war schlecht vorherzusagen, welche Rolle er bei ihren Plänen spielen würde.
Sie hätten wohl die Persönlichkeiten getauscht, hatte er gesagt. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie keine Ahnung hatte, warum Mitch damals gegen alles und jeden rebelliert hatte. Er hatte zweifellos genügend angestellt, um aufzufallen, aber das schien für ihn nicht der entscheidende Punkt gewesen zu sein. Und er hatte doch keinen Vater gehabt so wie sie, gegen den er sich hätte auflehnen wollen.
Sie wusste, dass ihm ihr Verhalten albern und kindisch vorkam. Auch Carrie und selbst Julie würden nie ganz verstehen, warum sie so handelte. Aber sie hatte gar keine andere Möglichkeit, wenn sie wollte, dass ihr Vater sie endlich beachtete. Und wenn nicht, dann konnte sie sowieso gleich wieder verschwinden.
An einer roten Ampel musste sie halten. Sie rieb sich den schmerzenden Nacken und sehnte sich nach der kalten feuchten Luft von San Francisco. Erst vor drei Tagen hatte sie die Stadt und ihr geordnetes und überschaubares Leben dort verlassen, und schon fühlte sie sich fremd in der eigenen Haut. Vielleicht war dem Trinkwasser von Chapel irgendetwas beigemischt, was eine Art von Verrücktheit auslöste. Hätte einer ihrer Kollegen bei Grayson, Chambers and Leontine gesehen, wie Miss Kathleen Sutherland einen Getränkeautomaten attackierte oder gar in Handschellen abgeführt wurde, dann hätte er geschworen, dass es sich hier nur um ihre verrückte Zwillingsschwester handeln konnte.
Kate hatte noch nie etwas mutwillig zerstört, doch allmählich konnte sie verstehen, warum Menschen so etwas taten. Sie hatte so etwas wie tiefe Erleichterung und Befriedigung empfunden, als sie den ganzen Zorn auf ihren Vater an einem leblosen Objekt abreagieren konnte.
Und als Mitch sie am Arm festhielt, hätte sie am liebsten auf ihn eingeprügelt vor lauter Frust. Aber als sie ihm in die Augen blickte, war er für den Bruchteil einer Sekunde nicht mehr der einschüchternde Mitch McKee gewesen, sondern jemand, den sie kratzen und beißen und küssen wollte.
Sie hatte sich plötzlich wie eine Frau gefühlt, die man nicht unterschätzen durfte. Aber nur, bis er wie jeder reagierte in dieser kleinen Stadt, die ihr Vater praktisch besaß, und vor dem Namen Sutherland kuschte. Kate wäre es lieber gewesen, er hätte sie ins Gefängnis gesteckt. Das nächste Mal musste er sie einsperren. Sie hoffte nur, sie würde dafür nichts wirklich Schlimmes anstellen müssen.
Sie stellte den gemieteten Mercedes auf der Straße vor dem Haus der Blakes ab. Julie wartete bereits an der Tür auf sie.
“Erzähl schon. Was ist passiert?”
Kate holte sich ein Glas Mineralwasser und setzte sich. Als sie erzählte, was sich in der Tankstelle abgespielt hatte, war Julie ziemlich beeindruckt. Bis Kate ihr erzählte, wie Mitch sie behandelt hatte.
“Gut, du sagst, er war wütend. Aber trotzdem hat er dich laufen lassen?”, meinte Julie nachdenklich. “Ich weiß, Mitch kann einen einschüchtern, aber so richtig wütend habe ich ihn eigentlich noch nie erlebt.”
Kate musste daran denken, wie finster Mitch sie angestarrt hatte, als sie sich als böses Mädchen bezeichnet hatte. Wie leise und gefährlich sich seine Stimme angehört hatte, als er sie fragte: “Hast du jetzt mehr Spaß?” So als traute er ihr das nicht zu oder als hätte sie nicht das Recht dazu.
“Er war es aber.”
“Na, egal”, meinte Julie. “Wir haben noch mehr auf unserem Zettel. Zum Beispiel, dass du dich provozierend anziehst. Cal kommt nicht vor sieben Uhr. Komm, wir fahren nach Chattanooga und kaufen dir etwas total Verrücktes zum Anziehen.”
“Aber für das Klassentreffen habe ich schon was.” Plötzlich hatte Kate der Mut wieder verlassen. Sie konnte sich nicht vorstellen, bei dem Treffen irgendetwas Ausgefallenes zu tragen.
“Darum mach dir mal keine Sorgen. Bis zum
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