Zum Anbeißen süß
glaube, ich werde mal da vorbeifahren und sie besuchen. Schon in der Highschool war ich ziemlich scharf auf sie.”
Stille. Dann endlich schien Terry sich an seine Vaterpflichten zu erinnern. “Kate war immer ein gutes Mädchen. Die Schule hat ihr überhaupt keine Mühe gemacht, und jetzt hat sie einen guten Job da in Kalifornien. Chapel war nie etwas für sie”, erklärte er in kühlem Ton.
Mitch wäre beinahe losgeplatzt vor Lachen. Kates Vater hatte ja keine Ahnung, dass es mit dem “guten Mädchen” nicht mehr so weit her war.
Dass Chapel nie etwas für Kate gewesen sei, hieß im Klartext, dass die Männer von Chapel nicht für sie infrage kamen. Mitch hatte das Gefühl, Terry Sutherland würde noch eine große Überraschung erleben, vor allen Dingen, wenn er glaubte, diese Warnung hätte auf ihn, Mitch, irgendeine Wirkung. Vielleicht war er ein dermaßen respektierter Bürger geworden, dass die Leute der kleinen Stadt vergessen hatten, dass Mitch McKee sich ohne einleuchtende Begründung nichts verbieten ließ. Im Gegenteil, sein Widerspruch wurde dadurch geradezu angestachelt. Vielleicht wurde es Zeit, sie einmal wieder daran zu erinnern.
“Außerdem wollte ich immer mal wieder nach Kalifornien”, fügte Mitch gleichmütig hinzu. “Ich bin seit meiner Zeit im Camp in Pendleton nicht wieder da gewesen. Ich sollte die Gelegenheit nutzen.” Mitch wollte das Gespräch beenden, bevor Terry etwas darauf erwidern konnte. “Wenn ich Kate sehe, werde ich sie von Ihnen grüßen.”
“Tun Sie das”, erwiderte Terry Sutherland knapp.
Kate drehte sich auf den Rücken und presste sich ihr Kissen auf die Brust. Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte sieben, aber sie war schon beinahe eine Stunde wach. Sie hatte die ganze Nacht geträumt, und nach dem letzten Albtraum war sie dann endlich aufgewacht. In dem Traum war sie in einem schwarzen Lederbikini und mit gefesselten Händen von Mitch McKee durch die Stadt geführt worden. Er hatte sie durch die Hauptstraße direkt zum Büro ihres Vaters gezerrt. Der hatte sie nur entsetzt angesehen und ihr dann den Rücken zugewandt.
Daran war nur Julie schuld. Sie hatte mit ihr sämtliche Boutiquen aufgesucht, und Kate hatte alles nur denkbar Mögliche und Unmögliche anprobiert, von Leder über Latex bis Spitze. Jetzt war sie stolze Besitzerin von drei Outfits, die typisch für böse Mädchen sein sollten. Nie würde sie so was in der Öffentlichkeit anziehen. Julie hatte sie gedrängt, sie doch wenigstens ihrem Mann vorzuführen, aber Kate hatte verlegen abgelehnt.
Julie war enttäuscht. “Cal weiß genau, wie ein böses Mädchen aussehen muss. Er kann dir sagen, was du anziehen und was du weglassen solltest. Wenn du lieber mehrere Meinungen hören möchtest, können wir auch seine Poker-Freunde fragen.”
Ob Mitch McKee wohl auch zu seinen Poker-Freunden gehörte? Bei der Vorstellung, sich Mitch fast unbekleidet zu zeigen, stieg ihr die Röte in die Wangen. Und wenn sie nun nicht seinem Bild von einem bösen Mädchen entsprach? Das wäre noch peinlicher.
Kate dachte daran, warum sie das alles tat. Nur wegen ihres Vaters. Heute war Donnerstag, und am Sonntag würde sie die Stadt wieder verlassen. Heute Nachmittag wollte sie Julie zum Arzt begleiten, also blieben ihr noch der Vormittag und der Abend, um ihren Plan auszuführen.
Nach Mitchs Missbilligung hatte sie keine Lust mehr, das zu tun, was ihr gestern noch eine gute Idee zu sein schien, nämlich unangenehm aufzufallen. Statt einen Narren aus sich zu machen, wollte sie einfach mit ihrem Vater sprechen. Sie wollte ihm sagen, wie sie empfand, und die Missverständnisse ausräumen. Sie wolle sich nicht in sein neues Familienleben einmischen. Sie sei froh, dass er ein neues Glück gefunden habe. Aber es täte ihr weh, jetzt aus seinem Leben vollkommen ausgeschlossen zu sein. Er müsste eigentlich verstehen können, dass sie lediglich dazugehören wollte und sich wünschte, dass aus der neuen und der alten eine große Familie würde.
Warum musste sie sich in der ganzen Stadt lächerlich machen, um dieses Ziel zu erreichen? Warum konnte sie nicht einfach zu ihrem Vater gehen?
Sie schlug die Bettdecke zurück und sprang aus dem Bett. Wenn sie noch heute Morgen mit ihm Kontakt aufnahm, dann hatte sie genügend Zeit, ihn und seine zweite Familie besser kennenzulernen, bevor sie wieder nach San Francisco flog. Sie stieß die Pumps mit den hohen Stiletto-Absätzen beiseite und ging schnell ins Bad. Sie würde sie nicht
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