Zum Anbeißen süß
Treffen haben wir noch einige Abende, also reichlich Zeit, dich verhaften zu lassen.”
“Wo soll ich so was denn anziehen, ich meine, diese provozierenden Sachen?”, fragte Kate.
“Ich kenne so einige Orte, wo du gewaltiges Aufsehen erregen wirst. Aber deine Absichten wären zu offensichtlich, wenn du im Country Club deines Vaters aufkreuzen würdest. Nach meiner Meinung kommt nur The Raven infrage.”
Kate sah die Freundin mit dem Engelsgesicht an und wunderte sich, wie Julie es fertiggebracht hatte, sich auf das Leben einer Ehefrau und Mutter einzulassen. “Du bist ganz schön gerissen, weißt du das?”
“Ja, und ich habe mich noch nie so gut amüsiert.” Julie ließ sich lachend auf einen Stuhl fallen und legte dann die Hand auf den Bauch. “Auch das Baby hat seinen Spaß.”
“Du kannst nur hoffen, einen Jungen zu bekommen, denn wenn es ein Mädchen wird, viel Vergnügen!”
“Ach was. Ich werde ihr genau das sagen, was ich auch dir gesagt habe. Solange du niemandem wehtust, auch nicht dir selbst, kannst du tun, wozu du Lust hast.”
Dagegen ließ sich nichts einwenden.
“Ich möchte gern mit Mr. Sutherland sprechen.” Mitch lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und wartete darauf, dass Terry Sutherlands Sekretärin ihn durchstellte. Ihm war noch nicht ganz klar, was er sagen würde, aber er hatte den Eindruck, er müsste Kates merkwürdiges Benehmen ihrem Vater gegenüber zur Sprache bringen. Vielleicht konnte er irgendwie helfen.
“He, Mitch, entschuldigen Sie, dass ich Sie warten ließ. Ich war mitten in einer Telefonkonferenz.” Ganz der viel beschäftigte Geschäftsmann.
“Ich kann auch später anrufen, wenn das besser passt.”
“Oh, nein.” Jetzt spielte Terry den jovialen, hilfsbereiten Freund. “Das geht schon in Ordnung, mein Junge. Ich kann die Konferenz auch morgen auf dem Golfplatz fortsetzen. Was kann ich für Sie tun?”
“Es geht um Kate”, sagte Mitch zögernd und wusste, er musste aufpassen, was er sagte, denn er wollte sie nicht hintergehen.
“Katie? Was ist mit ihr?”
“Sie benimmt sich so merkwürdig. Sie wirkt ein bisschen nervös.” Im Grunde wollte er sagen, dass sie sich in eine unberechenbare Unruhestifterin verwandelt hatte, aber das wäre für Kates Vater vielleicht zu hart gewesen.
“Nervös? Meine Kate? Auf mich wirkt sie vollkommen normal. Wenn Sie auf die Sache bei Al anspielen, keine Sorge. Ich habe Al die Ausfälle ersetzt, und er hat bereits alles vergessen.”
“Und wie denken Sie über den Getränkeautomaten in der Tankstelle?”
Terry schwieg, dann sagte er: “Was ist denn da passiert?”
Also hatte Bob seinen Chef noch nicht angerufen wegen des demolierten Automaten. Mitch konnte es ihm gar nicht mal übel nehmen. Nur wenige Leute hier in der Stadt würden es wagen, sich bei Terry Sutherland wegen seiner Tochter zu beschweren.
“Soll ich Bob anrufen?”
Vielleicht war es besser, hier keine schlafenden Hunde zu wecken. “Nein, das ist nicht nötig”, sagte Mitch schnell. “Ich habe mich schon darum gekümmert. Mr. Sutherland, wann haben Sie Kate zuletzt gesehen?”
Terry zögerte kurz. “Ich habe gehört, dass sie gestern bei Carrie war. Carrie meinte, es ginge ihr gut.”
“Dann haben Sie sich noch nicht selbst mit ihr in Verbindung gesetzt?”
“Nein, mein Terminkalender in dieser Woche ist zum Bersten voll. Die Sache mit dem Klassentreffen hat sich erst kürzlich ergeben. Ich wusste, dass sie kommen würde, aber wir haben uns bisher noch nicht gesprochen. Bevor sie die Stadt wieder verlässt, werden wir uns bestimmt sehen.”
Mitch konnte Kates Enttäuschung sehr gut nachempfinden. Der eigene Vater konnte sie nicht in seinen Terminkalender einbauen. Der Mann war ein Despot und ein Dummkopf. Plötzlich fühlte Mitch, wie der alte Rebell in ihm wieder erwachte. Er lächelte ironisch. Sicher, er sollte diese Gefühle schleunigst wieder unterdrücken, aber er konnte es nicht. Offensichtlich war es Kates Einfluss. “Wissen Sie zufällig, wo sie wohnt?”
“Ich vermute, dass sie bei einer Freundin wohnt, Julie oder Janie. Ich weiß allerdings nicht, wie sie mit Nachnamen heißt.”
Mitch wusste genau, wo Kate wohnte, er hatte sie ja schließlich vor zwei Tagen selbst dort abgeliefert. Aber ihn ritt der Teufel, denn er konnte den Mann nicht ausstehen. Er hatte ihn auch in der Vergangenheit nur in kleinen Dosen ertragen können. Es wurde Zeit, dass er ihm etwas zum Nachdenken mit auf den Weg gab. “Ich
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