Zum Anbeißen süß
freundliche Miene verwandelte sich in eine starre Maske. Er musterte Kate misstrauisch, und sie bedauerte schon, was sie gesagt hatte. Der hilfsbereite Mitch war ihr sehr viel lieber als der pflichtbewusste Polizist.
“Hör doch endlich auf mit dem Theater. Was willst du damit erreichen?”
“Ich will nur …” Kate hielt inne. Was sollte sie ihm antworten? Dass sie ein verwöhntes Kind war, das die Aufmerksamkeit des Vaters wollte? Das war nur die halbe Wahrheit. “Ich habe keine Lust mehr, dass alle Welt mich wie die kleine Katie Sutherland von früher behandelt. Ich wollte zeigen, dass ich mich verändert habe.”
“Nach heute Abend wird daran gewiss keiner mehr zweifeln.” Mitch sah sie lange an.
Wieder hatte sie den lächerlichen Wunsch zu weinen, und zwar an seiner Schulter. Wie machte er das? Gerade noch war sie vor Verlangen erbebt, und jetzt sehnte sie sich nach seinem Trost.
“Ich habe mit deinem Vater gesprochen”, fuhr Mitch fort. “Er meinte, es sei alles in Ordnung mit euch.”
Es war sinnlos. Dieser ganze Abend mit seinen peinlichen und demütigenden Erfahrungen lag hinter ihr, und ihr Vater fand, es sei alles in Ordnung.
Gut, wenn ihm die Tochter gleichgültig war, dann musste sie eben seinen guten Namen attackieren, der doch für seinen Stammhalter so wichtig war. “Vielleicht reagiert er anders, wenn du mich einsperrst.”
Mitch verschränkte die Arme vor der Brust. “Ich werde dich nicht einsperren.”
“Aber …”
“Du hast nichts Ungesetzliches getan. Etwas Unmoralisches vielleicht, obgleich ich da auch noch nicht einmal sicher bin.”
“Aber ich habe mich in der Öffentlichkeit ausgezogen und bin für die Prügelei in der Bar verantwortlich. Der arme Cal …”
“Ich habe die Prügelei angefangen”, sagte Mitch düster. “Und der arme Cal hat dann das meiste abbekommen.”
“Ich habe nicht gesehen, dass du jemanden geschlagen hast”, widersprach Kate. Seine Hände hatten sie festgehalten, sie hochgehoben und von der Bühne getragen. Sie erinnerte sich ganz genau daran. Sie und Mitch waren in engem Blickkontakt gewesen, als sie ihr Oberteil ausziehen wollte. Er hatte direkt vor der Bühne gestanden, als sie das Top nach oben zerrte …
“Ich habe die Prügelei provoziert, weil ich deine Darbietung unterbrochen habe”, gab er zu. “Einige deiner Verehrer fanden das zu selbstsüchtig von mir, und dadurch geriet die Sache etwas außer Kontrolle. Wenn ich Cal nicht bei mir gehabt hätte, dann hätte ich jetzt die Wunde über dem Auge.”
Das hörte sich beinahe wie eine Entschuldigung an, und Kate sah ihn überrascht an. “Warum hast du dich denn eingemischt?”
Er blickte sie an, als müsse sie die Antwort kennen. Dann legte er die Unterarme auf den Tisch und beugte sich vor. “Kate, ich weiß, ich habe nicht das Recht, mich in dein Leben einzumischen.” Er blickte auf seine Hände. “Verdammt noch mal, ich bin kein Engel. Und wir alle haben uns seit der Schulzeit verändert. Aber, ich weiß auch nicht warum, ich habe trotzdem das Gefühl, ich könnte dir helfen, wenn du mit mir sprechen würdest. Du bist doch sicher nicht nach San Francisco gegangen und hast da strippen gelernt.” Er wartete etwa drei Herzschläge lang. “Ist es wegen eines Mannes?”
“Ja.” Das war nur die halbe Wahrheit. Der Mann war zufällig ihr Vater, aber das konnte sie unmöglich sagen, wo Mitch doch praktisch mit Terence Sutherland befreundet war.
Mitch hatte einen Ausdruck auf dem Gesicht, den sie nicht deuten konnte. Er atmete tief aus und strich sich mit der Hand über das Kinn. “Das habe ich mir gedacht. Das Beste bei gebrochenem Herzen ist …”
Kate unterbrach ihn. “Er hat mein Herz nicht gebrochen. Noch nicht. Ich glaube, wir haben immer noch eine Chance, die Sache wieder zu kitten.”
Die Fahrt zu dem Haus von Julie und Cal verlief schweigend. Mitch schien in Gedanken versunken zu sein, und Kate war zu müde, um noch etwas zu sagen. Sie hatte versucht, sich gedanklich etwas von Mitch zu lösen, aber es gelang ihr einfach nicht, solange er so dicht neben ihr saß.
Sie hätten sich beinahe auf dem Tisch im Verhörraum geliebt, wenn Mitch nicht vernünftig gewesen wäre. Nachdem sie jedoch den anderen Mann erwähnt hatte, war Mitch kalt und unnahbar geworden. Allerdings hatte er den Polizisten angewiesen, das Videoband aus dem Apparat zu nehmen und ihm zu geben, ein Zeichen, dass er sehr wohl wusste, was beinahe passiert wäre.
Irgendwie war ihr Leben
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