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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ja: Ich beschäftige mich mit dem Liebesleben anderer Leute, und im übrigen lese ich zur Zeit ein Buch über die Probleme der alleinstehenden Frau.«
    Vor der Tür hielt er sie noch einmal zurück. Ein Gedanke schoß ihm plötzlich durch den Kopf. »Helga, haben Sie irgendwann einmal schon einen Mann beobachtet? Ich meine, so in der Art wie den Konsul Diekenhorst. Einen Mann, der Ihnen selbst etwas bedeutet hat?«
    An der Art, wie sie ihn plötzlich fast erschrocken ansah, erkannte er, daß er mit seiner instinktiven Vermutung richtig lag. Sie schloß eine Sekunde die Augen, setzte zu einer Antwort an.
    »Ich möchte«, sagte er ruhig, »daß wir in der Gruppe darüber reden – nicht über Ellens Geschichte, sondern über Ihre!«
    »Es ist aber eine häßliche Geschichte, Herr Doktor, und ich war erst sechzehn damals, gerade sechzehn geworden …«
    Dr. Normann nahm ihre Hand. »Frühere Erinnerungen, und seien sie noch so häßlich, müssen wir ans Licht ziehen, wenn wir mit ihnen fertig werden wollen.«
    »Ja«, murmelte Helga Anderssen, »so viel verstehe ich jetzt auch schon, daß diese Geschichte mein Leben mitbestimmt hat.«
    Stephi Helmer saß beim Friseur und blätterte in einer Zeitschrift. Die neue Herbstmode – du liebe Güte, sie hatte anderes im Kopf als die Frage, ob man demnächst die Röcke ausgestellt oder in Falten oder noch kürzer tragen würde. Wahrhaftig.
    Sie blätterte weiter. Das aufregendste Parfüm, das es je gab. Die sensationellen Lippenstiftfarben. Verführerisch bei Nacht … Na ja.
    Während sie die kurzen, rüschenbesetzten Nachthemden betrachtete, fiel ihr ein, daß Martin ihr mal so was Ähnliches mitgebracht hatte. Am Anfang ihrer Ehe, da hatte er jeden Freitagabend was für sie in der Tasche, so wie jetzt für seine kleine Tochter.
    Ein durchsichtiges, schwarzes Baby-Doll-Modell war es gewesen. Nicht ihr Geschmack. Sie hatte es in den Schrank gelegt, und als sie ins Bett gingen, war er enttäuscht, weil sie es nicht anhatte. »Es ist viel zu schön, um darin zu schlafen«, hatte sie gesagt. Und sie hatte es nie getragen.
    Warum mußte sie bloß plötzlich daran denken? Das war doch lange her. Und schließlich war das alles vorbei. Sie sprach mit Martin nichts als das Nötigste, und eigentlich kam er nur noch nach Hause, um seine Wäsche zu wechseln und wegen Sabine. Ihretwegen sicher nicht.
    Sie legte die Zeitschrift weg und betrachtete sich im Spiegel. Was hatte der Doktor gesagt? »Sie wissen immer noch nicht, daß Sie eine Frau sind …«
    Dauernd mußte sie an diesen Satz denken. Besonders, wenn sie ihr Spiegelbild sah. Ihr schmales Gesicht unter dem bubenhaften Haar, ihre kurze Nase, die vielleicht ganz keck war, aber keinesfalls hübsch.
    Na, Stephi, bist du dir nicht mehr gut genug? Fängst du schon an zu denken, daß dein Mann womöglich recht hat, wenn er … Sie biß sich auf die Lippen.
    »Schneiden?« fragte Antonio, der Friseur, hinter ihrem Sessel und fuhr mit dem Kamm durch ihre schwarzen Haare. »Bleiben wir beim Lausbuben?«
    Stephi Helmer fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. Am liebsten hätte sie gesagt: »Zaubern Sie, Antonio! Zaubern Sie mich weg und eine neue dafür her. Eine Frau, die mit sich zufrieden ist, die nicht nachts wach liegt, die nicht an allem, was sie denkt und fühlt, zu zweifeln begonnen hat.«
    »Nicht schneiden; ich … möchte es ganz gern mal wachsen lassen«, sagte sie schüchtern.
    »Wundervoll«, stimmte der Friseur sofort zu. »Endlich mal was anderes. Ich sage Ihnen doch schon immer, daß Sie mit Ihren Haaren die schicksten Frisuren tragen können!« Er holte eine Perücke und setzte sie ihr auf. »Nur, damit Sie merken, wie gut Ihnen ein weicher Schnitt steht.«
    Jetzt, dachte Stephi, müßte mich der Doktor sehen. Wenn ich will, Herr Doktor, kann ich aussehen wie … wie eine Frau, nicht wahr? Wenn ich will, vergißt man den Jungen. Ich könnte mir auch einen Lippenstift kaufen und Parfüm, wenn ich nur wollte.
    Antonio zog ihr eine seidige Locke in die Stirn. Vertraulich beugte er sich zu ihr herunter. »Der Herr Gemahl wird begeistert sein!«
    Stephi schwieg. Und lächelte ein bißchen.
    Die Diekenhorst-Werke lagen im Norden der Stadt. Fünf eng aneinandergebaute Werkshallen. Das Verwaltungsgebäude stand etwas abgesetzt davon.
    Als Dr. Normann es betrat, dachte er: Es ist möglich, daß er mich hinauswirft.
    »Sie wünschen?« fragte der Portier.
    »Ich möchte zu Herrn Konsul Diekenhorst.«
    »Sind Sie

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