Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
ich wohl aussah? Mist, ich hatte mir heute Morgen nicht sonderlich viel Mühe gegeben mit meinem Haar und mir fiel ein, dass ich auch kein Make-up trug. Zähne hatte ich geputzt! Wenigstens!
Ich hörte Thea in meinem Hinterkopf wüten: „Toll, eine Assipalme, was soll das eigentlich darstellen?“ Ich hatte widerspenstigere rötere Locken als die Königstochter Merida, welche ich heute Morgen zu einem Dutt aufgetürmt hatte. Ich verbannte Thea aus meinen Gedanken.
„Richtig! Ich kenn’ dich aus dem Plaza“, kam Herrn Gabriel nun die metaphysische Erleuchtung. Hörte ich richtig? Duzte der mich einfach? Herr Gabriel räusperte sich nun und setzte augenblicklich seine besorgte Mine wieder auf.
„Meine Tochter hatte wohl einen Unfall. Man hat mich angerufen, ich solle eiligst hierher kommen“, informierte mich mein Gegenüber nun. Nein! Wie bitte? Sollte das wahr sein? Mein Sexgott war Vater? Niemals! Bitte nicht! „Annika?“, brachte ich abermals mühsam hervor. Ganze Sätze waren bei Paula Prügel heute ausverkauft. Ich kaute verlegen an meiner Unterlippe und fragte mich, ob er wohl das Hämmern in meiner Brust hören konnte.
„Ja, genau! Annika ist meine Tochter. Ist sie hier?“, erkundigte sich Herr Gabriel nun bange. Ich befreite mich aus meiner Starre und mein Hirn gewann wieder die Oberhand. Eilig stand ich auf und bat ihn mit einer Handbewegung, mir zu folgen. „Annika ist im Untersuchungsraum und wartet schon auf dich“, erklärte ich ihm und stellte nun gleichzeitig fest, dass mir das ,du‘ ebenso leicht über die Lippen kam wie Paul kurz vorher.
Ich führte ihn ins Untersuchungszimmer und Annika fing beim Anblick ihres Erzeugers erleichtert an zu schluchzen. Während Frau Döse aufgeregt aufsprang, eilte Paul auf seine Tochter zu und drückte sie erst vorsichtig an sich und setzte sich dann neben sie auf die Untersuchungsliege.
„Was ist denn bloß passiert, Anni Schatz?“, forschte Herr Gabriel nun besorgt nach.
„Ich bin über meine eigenen Füße gestolpert und dann bin ich die blöde Treppe heruntergefallen und mit dem Arm auf eine Stufe geknallt. Papa, das tat so we-he“, sprudelte es weinerlich aus dem Mädchen hervor. Sie zeigte ihm den geschwollenen Arm und Papa wiederum gab den ängstlich besorgten Blick an mich weiter.
„Herr Gabriel!“, begann Frau Döse nun, dieses Dilemma zu rechtfertigen, „Es tut mir ja so leid. Das werde ich mir nie verzeihen, nie! Ich hätte warten müssen, bis die Susanne, meine Kollegin, da ist, zumal sie ärgerlicherweise nur einen Moment später die Kita betrat.“ Aufgelöst plapperte Frau Döse ohne Unterlass auf Herrn Gabriel ein, der nun wiederum beschwichtigend auf Frau Döse reagierte.
„Frau Döse! Machen Sie sich keine Sorgen, ich bin ja jetzt hier und Sie haben alles Nötige getan, um Annika zu helfen. Der Rest wird sich jetzt finden.“ Dann wandte sich Herr Gabriel erneut an mich. „Wie geht es denn jetzt weiter hier?“, erkundigte er sich ratlos.
„Äh, ja, wir müssten Annikas Arm zunächst röntgen, dazu benötigen wir aber das schriftliche Einverständnis eines Elternteils. Wenn du kurz noch einmal zur Anmeldung kommst und mir diese unterschreibst, kann es sofort losgehen“, artikulierte mein Sprachzentrum nun einwandfrei. Übung machte den Meister!
Während Frau Döse sich nun verabschiedete, da sie in der Kita zurückerwartet wurde, löste sich Paul von seiner Tochter und versprach ihr, in Kürze wieder bei ihr zu sein. Gemeinsam gingen wir zurück zu meinem Schreibtisch und als ich vor dem Tresen zum Stehen kam, lief Paul direkt in meine Hacken. Erschrocken drehte ich mich zu ihm um und konnte für einen Moment seinen Geruch wahrnehmen. Eine Mischung aus Moschus und Weichspüler stieg mir in die Nase. Überwältigt rang ich nach Atem. Oh mein Gott, er hatte sogar noch feuchte Haare. Am liebsten hätte ich in sein welliges dichtes Haar gegriffen, unterdrückte den Impuls jedoch. „Entschuldigung“, entfuhr es uns beiden simultan. Bei unserer Kollision war Pauls Rucksack aus dessen Händen geglitten und zu Boden gerutscht. Nun bückten wir uns beide gleichzeitig danach und unsere Köpfe schlugen hart aneinander.
„Autsch“, entfuhr es uns abermals synchron sowie auch ein einhelliges „Entschuldigung“, was uns wiederum zum Lachen brachte... und mein Herz zum Schmelzen. Dieser Mann hatte eine unvergleichliche Wirkung auf mich, so wie noch kein anderer zuvor. Einem wie Paul konnte selbst Peter Gabanski-Hammer nicht
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