Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
gackernd. „Oder war das gerade der Quicki, von dem du gesprochen hattest?“
„Nee, das war zu einfach, das kann ja jeder! Schlag doch mal Seite 12 auf.
Wir probieren die Fußangel“, flog mir der nächste Befehl um die Ohren.
Ich las laut vor: „Okay, die Fußangel! Der Mann sitzt leicht zur Seite geneigt und stützt sich auf einen Arm, während er ein Knie gegen den Boden drückt. Nach vorne übergebeugt, den Kopf zwischen seine Füße gelegt, stützt sich die Frau auf ihre Unterarme, nimmt seinen Dingdong in sich auf und bestimmt den Rhythmus der Penetration. Mit seiner freien Hand kann der Mann ihre Brüste oder ihren Po reiben. Es empfiehlt sich, diese Übung auf dem Boden zu praktizieren und nicht unbedingt im Bett.“
Ich schaute mir die Zeichnung an und versuchte, das Gelesene nachzuvollziehen. Langsam, aber sicher drängelte sich mir der Verdacht auf, dass Thea an einer wirklichen, ich meine einer realen, Kopfkrankheit litt. Die nächste Frage würde dann allerdings unumstößlich lauten, wie stelle ich diese unter Beweis? Überhaupt, welche Krankheiten gab es eigentlich im Bereich des Hirns? Creutzfeld-Jakob kam schon mal nicht in Betracht. Thea hatte seit Monaten kein Rindfleisch gegessen, das hatte ja auch kein Omega 6. Für Alzheimerdemenz und Hirnatrophie war sie eindeutig zu jung, jedenfalls nach meinem Kenntnisstand. Dann kamen nur noch degenerative Veränderungen infolge übermäßigen Alkoholkonsums in Frage. Keinen Alkohol mehr für Thea schlussfolgerte ich also und schrieb mir diese Parole auf meinen imaginären Gedankenzettel. Wie auch immer ich musste ja irgendwie anfangen, ihrer Krankheit oder was immer in ihr schlummerte, entgegenzuwirken.
„Okay, auf dem Boden befinden wir uns ja schon“, unterbrach Thea meinen Gedankengang. Ich riss Thea ihr Glas Wein aus der Hand und vernichtete mit einem Zug deren Alkohol. Jetzt nahm ich angstvoll die Position des Mannes ein.
„Ich werde auf keinen Fall deinen Po reiben“, stellte ich klar, „aber vielleicht deine Brüste“, scherzte ich angestrengt atemlos. Jetzt kam Thea wie ein Hund mit ihrem Hintern vor mich gekrabbelt und mich ereilte ein solcher Wadenkrampf mit einer blitzartigen Wucht, dass ich vor Schmerz spitz aufschrie.
„Und ich hab noch gesagt, ohne Magnesium geht das nicht!“, zeterte ich, während Thea vor Schreck über meinen Schrei mit dem Rücken auf mir landete.
„Mama? Paula?“, stand Lucy nun fragend über uns und rieb sich müde und augenscheinlich fassungslos ihre schläfrigen Augen. Sie stand mitten im Wohnzimmer und betrachtete uns, während sie ihren Teddy fest an ihren Bauch presste. So etwas sollten Kinder nicht sehen, vor allem nicht, wenn die Mutter aussah wie eine Professionelle. Auweia.
Thea war inzwischen so besoffen, dass sie einem Lachkrampf erlag, was wiederum Lucy so lustig fand, dass sie anfing auf uns herumzuspringen und kreischte: „Ich will auch! Ich will auch!“
Nun wieherte auch ich und mir entfuhr: „Das ist jetzt aber ein flotter Dreier!“, und Lucy echote: „Ja! Ein flotter Dreier, ein flotter Dreier“, was mir einen ärgerlichen Blick, samt Rippenknuff von meiner besoffenen Schwester einbrachte.
Thea schloss schnell ihren Kimono und beschloss, den Kamasutra-Lehrgang fürs Erste auf Eis zu legen. Ob es mir einer glaubt oder nicht, das war auch ganz in meinem Sinne. Ich hoffte, dass Thea ihr Vorhaben entweder aufgab oder die nächsten Trocken- oder von mir aus auch Feuchtübungen mit Bernd absolvierte.
„Ich kann nicht schlafen Mama, können wir noch Titanic gucken? Bü-tte!“, übte Lucy ihren neuesten und wie ich fand, wirklich beeindruckend wirksamen Augenaufschlag, nebst Schmollmund. Ergeben schob Thea die DVD in den Recorder und wir machten es uns zu dritt auf der großen Couch gemütlich. Thea kredenzte inzwischen eine zweite Flasche Roten und wieder, schon wie am Vorabend bei Steffi, sagte ich beim wiederum vierten Glas nicht nein.
Während der Titanic-Schlussszene fing Thea bitterlich an zu weinen. „Kuck, diese blöde Kuh hat ihr Glück gefunden und nur wegen ihrer krassen Gefräßigkeit hat die alte Schnepfe den kleinen Leo auf dem Gewissen“, jammerte sie weinerlich in ihr Papiertaschentuch. Heute war mir das egal. Da Thea noch ansprechbar erschien, wollte ich unbedingt noch mal das Lutz-Thema aufgreifen.
„Weißu Thea, findich echt Scheiße von dir, dassu Lutz meine Nummer gegebn hass! Es gibt Regeln in diesa Familje.“ Gott, war ich betrunken. Das merkte ich
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