Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
verpflichtet, ihr von meinem vorangegangenen Magen-Darm-Virus zu erzählen und hoffte, dass sie meine Krankengeschichte an Paul weiter plauderte. „Kerstin, äh..., ich pflege sonst nicht in der Öffentlichkeit zu pupsen, das sind sicher die Nachwehen von meinem fiesen Magen-Darm- Virus“, erklärte ich ihr meinen Trainings-Fauxpas.
„Ach? du warst krank?“, wiederholte Kerstin, nicht ohne verständnisvoll mit ihren meterlangen Wimpern zu klimpern (pling pling).
Gedanklich hoffte ich innständig, dass sie ihr nun substanzielles Wissen mit Paul teilte, damit er meinen Reizdarm nicht missverstand. Wiederum, warum sollte Familie Gabriel über mich oder mein Rumgefurze resümieren? Sie ergötzten sich wahrscheinlich Nacht für Nacht gegenseitig an ihren umwerfend geformten Bodys und trieben es bis zum Morgengrauen. Bei der Vorstellung graute es mir auch!
„Na Paula, dann wünsche ich dir gute Besserung“, holte mich Kerstin aus meiner Trance. „Bis nächsten Mittwoch dann.“ Sie war bereits in Hut und Mantel, während ich immer noch dasaß und Luftlöcher starrend meinen zweifelhaften Ruhm nachwirken ließ.
Ich hauchte noch ein schlaffes „Tschüss dann“, und Kerstin war entschwunden.
Als ich abends im Bett lag, führte ich mir, hochgradig deprimiert über die jüngsten Geschehnisse, nochmals die SMS, welche ich morgens von Lutz erhalten hatte, zu Gemüte. Meine Euphorie darüber hielt sich zwar in Grenzen, dennoch beschloss ich sie zu beantworten. Was hatte ich schon zu verlieren? Außerdem fühlte ich mich ob des letzten Dinners irgendwie verpflichtet. Das war ja auch nicht die Feine Englische, nach einem romantischen Abendessen in den Vorgarten zu jagen und über die Rosen zu kübeln. Ich sollte mich doch glücklich schätzen, dass Lutz so großmütig über mein wirklich schlechtes Benehmen hinweg sah. Fest entschlossen, dem Rentier die nächste Chance einzuräumen, antwortete ich auf seine SMS vom Morgen: „Gerne, welchen Film? Wann und wo? LG Paula.“ Es dauerte keine fünf Minuten, bis mein Handy aufgeregt vibrierte. Lutz hatte geantwortet: „Super, ich freu mich. Samstag, 20:00 Uhr, im Cinetopia, Brücken am Fluss?“ Aha! Ein Mann der wusste, wonach sich eine Frau verzehrte! Ich musste an Peter denken. Wenn ich in grauer Vorzeit von ihm ins Kino geladen wurde, was nicht allzu oft der Fall war, spielten entweder rasante, teure Autos, Waffen und Schrägstrich oder langweilige, mit irgendwelchen prachtvollen Silberpalmen ausgezeichnete, Filme eine gewichtige Rolle, deren Inhalte sich mir nie erschlossen. Aber niemals gab es in jenen Filmen Brücken und schon gar keine Flüsse. Die Szene, in welcher Mister Eastwood Miss Streep den Kopf wäscht, war sogar einer meiner Lieblingsszenen. Wenn das, auch angesichts meiner schwer zu bändigenden Lockenpracht, irgendwann mal ein Mann für mich tun könnte, ich wäre mehr als entzückt. Angemerkt sei allerdings, dass in jedem Fall eine Spülung (in Fachkreisen nennt man das auch Kondischenär) vonnöten wäre. Ich hoffte innständig, dass der Kinoabend mit Lutz mich aus meinem Paul-Dilemma manövrieren würde und gab mich zuversichtlich, auch im Hinblick darauf, dass Paul an diesem Abend nicht zugegen sein würde. Somit konnte ich meine volle Konzentration auf Lutz und die Brücken lenken.
Ich schaltete meinen Laptop an, um eine Mail an Rosa zu verfassen:
Liebe Rosa,
nun liegen du und Horst ganz sicher schon schwanger in der Koje und ihr sucht fleißig Babynamen aus. Macht bloß nicht den großen Fehler und tauft euer Kind auf den Namen Flynn-Samuel-Peewee oder Neomie-Juline oder Joy-Summer oder Loki-Sky. Ich habe neulich von einem Fall gehört, da hat eine Erna-Althea-Berenika mit achtzehn Jahren ihre eigenen Eltern verklagt und gewonnen. Danach hat sie sich umtaufen lassen in Gerda-Astrid. Auch kein schöner Name. Ich glaub, die war traumatisiert.
Ich habe heute beim Pilates gefurzt. Das ist drei Stunden her. Paul und seine Frau wiehern wahrscheinlich immer noch. Die haben der Szenerie nämlich beiwohnen dürfen. Gott! War das unangenehm! Dafür hat mich Lutz auf ein Zweites eingeladen. Wenn ich meinen Schließmuskel in den Griff bekomme, wird das vielleicht ein netter Kinoabend. Drücken wir uns gegenseitig die Daumen.
Übrigens ist Susi zurück mit Bono und Antje, Eberhard hat sie betrogen. Jetzt wohnt sie bei Steffi... nächstes Mal mehr.
LG, Inkontinenzia!
Kapitel 14
Nicht nur der Oktober, sondern auch das dazugehörige Herbstwetter hatten
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