Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
ich bald eine Wohnung oder der Mitsubishi würde doch noch zum tödlichen Einsatz kommen.
Mein Arbeitstag verlief, wie gewohnt, hektisch. Es war gerade 12:30 Uhr, als ich mit einer halben Stunde Verspätung meine Pause antreten wollte. Das Praxistelefon schrillte. Der Rest meiner Kollegen hatte sich längst aus dem Staub gemacht, so dass ich heute den Auskehrer spielte.
„Na gut, den einen noch“, hauchte ich in die ungewohnte Stille und nahm den Hörer ab.
„PraxisDoktoresHeller, PaulaPrügelgutenTag! WaskannichfürSietun?“, donnerte ich in den Hörer, damit am anderen Ende gleich klar wurde, dass time money war.
„Wie bitte? Du heißt wirklich Prügel mit Nachnamen?“, johlte es am anderen Ende. Die Stimme kam mir vertraut vor. Und das Wiehern auch.
„Paul?“, hakte ich also missgestimmt nach. Das Lachen verstummte und wich einem Räuspern.
„Ja, entschuldige Paula, ich hoffe, ich störe nicht“, schien er sich beruhigt zu haben. Mein Kopf hatte inzwischen die ewig störende Rotfärbung angenommen - wie immer, wenn Paul gegenwärtig war - und ich war froh, dass Paul das nicht mit ansehen musste.
„Ist irgendwas mit Annika?“, fragte ich beunruhigt.
„Nein, nein, Annika geht es gut“, entgegnete er gut gelaunt.
„Aha, und was kann ich dann für dich tun?“, fragte ich nun vorsichtig und musste wieder an unseren Beinahe-Kuss denken. Meine Hände zitterten vor Nervosität und ich presste den Hörer an mein Ohr.
„Die Frage ist nicht, was du für mich tun kannst, sondern was ich gerne für dich täte“, antwortete er selbstgefällig bis mildtätig. Was sollte das denn bedeuten? Was konnte der verheiratete Familienvater, Herr Gabriel, denn schon für die schmachtende rotköpfige Single-Lady tun? Nicht, dass mir auf Anhieb nichts einfiele..., aber... Ich räusperte mich.
„Du kannst also etwas für mich tun, ja?“, hakte ich nach.
„Äh, ja genau, Paula. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich neulich nicht umhin konnte, dein Telefonat in der Praxis, mit wem auch immer, zu belauschen.“ Er räusperte sich abermals. Ich blieb stumm. Der Lauscher an der Wand, hört seine eigene Schand! (Anm. d. Red.: erfundenes Sprichwort von Ilse-Dore Prügel).
„Ja, und da habe ich vernommen, dass du auf der Suche nach einer Wohnung bist.“ Aha, jetzt kam er zum Wesentlichen, zu des Prügels Kern! Moment mal! Hatte der sich mit Ilse-Dore abgesprochen? Oder mit dem lieben Gott? Oder am Ende mit dem Zauberer Rumburak? Ich drehte mich auf meinem Bürosessel paranoid einmal im Kreis und forschte nach versteckten Kameras. Von so etwas hörte man ja immer wieder. Oder lebte ich am Ende in einer Art Trueman-Show? Nichts! Keine Kameras. Unter meinem Schreibtisch ertastete ich lediglich einen alten Kaugummi, den ich dort selbst mal drunter geklebt hatte. Angewidert schürzte ich die Lippen. „Äh ja, das stimmt“, stotterte ich. „Isch aabe gar keine Wohnung“, gab ich unverblümt zu. Mir lag noch: „Ich bin asozial!“ auf der Zunge, das behielt ich nun lieber für mich.
„Aber auch egal, Paul“, ich machte eine bedeutungsschwangere Pause, „heute Abend habe ich einen Termin zu einer Wohnungsbesichtigung. Und wenn die Wohnung auch nur im Ansatz etwas taugt, beziehe ich sie, also mach dir keine Sorgen wegen meiner Obdachlosigkeit“, gab ich entspannt zurück. Auf keinen Fall erwähnte ich, dass mir heute Nacht beinahe die Decke meines Trailers auf den Kopf gefallen war. In meinem Leben war zurzeit vieles nur beinahe! Beinahe-Kuss! Beinahe-Decke auf den Kopf! Beinahe Pause gehabt!
„Na, wenn das so ist? Eigentlich wollte ich dir anbieten, eine Wohnung in unserem Haus zu besichtigen. Kerstin und ich sind Besitzer eines Mietshauses und vor einer Woche ist ein Mieter aus einer Zweizimmerwohnung ausgezogen. Also falls dir die Wohnung heute nicht zusagt, kannst du ja mal vorbeikommen und sie besichtigen“, legte Paul mir seine Mildtätigkeit nun großzügig ans Herz. Guck an! Die lieben Mitglieder der Familie Gabriel waren Großgrundbesitzer, frotzelte mein Unterbewusstsein.
„Also, die Wohnung ist in ausgezeichnetem Zustand. Küche ist vorhanden, Bad neu gefliest, insgesamt sechzig Quadratmeter, Dielenboden“, zählte er die Vorzüge seiner wirklich verlockenden Offerte auf. Ich stummte weiterhin vor mich hin. Ärgerlicherweise hörte sich sein Angebot dermaßen gut an, dass ich die Wohnung sofort ungesehen hätte nehmen wollen.
„Ach, und dazu kommt“, setzte Paul nun noch einen oben
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