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Zum Glück Pauline - Roman

Zum Glück Pauline - Roman

Titel: Zum Glück Pauline - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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gehe ich nächstes Jahr vielleicht nach Deutschland.»
    «Was?»
    «Ganz ruhig, das ist nicht so weit. Da könnt ihr mich öfter mal besuchen kommen …»
    «Prima Idee …», stimmte Alice mit ein.
    Wir hielten uns lange in den Armen. Als ich mit Alice ins Flugzeug stieg, musste ich wieder daran denken, dass Paul nach Deutschland wollte. Ich fragte Alice:
    «Glaubst du nicht auch, dass es ein bisschen die Schuld der Eltern ist, wenn die Kinder ins Ausland gehen?»
    «Ich glaube, du solltest jetzt lieber schlafen. Das war eine anstrengende Reise für dich. Du siehst ja aus wie 44.»
    «Ah …»
    Sie war allerdings diejenige, die als Erste einschlief. Wir hatten einen Nachtflug. Was mich betrifft, so kann ich im Flugzeug nicht schlafen. Ich brauche zum Schlafen ein Bett. Aber ich finde es faszinierend, dass es Leute gibt, die im Sitzen schlafen können. Mir erscheint das so abwegig wie im Liegen gehen. Dennoch döste ich wohl irgendwann ein. Ich muss sogar geträumt haben. Und zwar etwas ganz Unglaubliches. Im Traum fand ich den Schlüssel zu meinem anderen Traum. Ja, ich träumte erneut von dieser Frau, und diesmal erkannte ich ihr Gesicht. Es stieg das gleiche sanfte Wohlgefühl wie im ersten Traum in mir auf. Aber jetzt wusste ich, wer sie war. Und ich war froh, dass ihr Gesicht nicht mehr auf meiner Zunge lag. Träume können manchmal Entscheidungen vorwegnehmen. Und für mich stand fest, ich würde sie sofort aufsuchen, wenn ich wieder in Paris war.

8
    Intensität der Schmerzen: 2

Gemütslage: leicht abgehoben

9
    Vassilis machte einen rundum glücklichen Eindruck, als ich zurück ins Hotel kam. Das war ganz komisch für mich. Ich war es nicht gewohnt, freudig erwartet zu werden.
    «Ich hatte schon befürchtet, Sie würden gar nicht mehr wiederkommen …»
    «Ich hab doch meine ganzen Sachen hiergelassen …»
    «Aber man kann nie wissen … na ja … schön, dass Sie wieder da sind …»
    «…»
    «Ich brauche Sie!»
    Anfangs hatte ich ja nur aus Höflichkeit gesagt, ich könne ihm helfen. Aber mit der Höflichkeit muss man aufpassen. Es gibt Leute, die einen beim Wort nehmen. Dieses abgewirtschaftete Hotel war sein Ein und Alles. Ich fand es rührend, dass sein Herz so an diesem Ort hing, bei dessen Anblick andere sicherlich nur geschwind die Beine in dieHand nahmen. Er hatte mir bereits die Zimmerpläne anvertraut, aber während meines New-York-Aufenthalts hatte ich kein einziges Mal daran gedacht.
    «Haben Sie sich … mal die Pläne angeschaut?»
    «Äh … ja …»
    «Und?»
    «Und was?»
    «Hast du eine Idee, wie man bei der Sache vorgehen könnte?»
    «Ah, wollen wir uns duzen?»
    «Na ja, wenn wir zusammen arbeiten, ist das praktischer.»
    «Okay. Dann hören Sie mal zu … ich meine, hör mal zu … am besten schaue ich mir das Ganze noch mal an und stelle eine Kostenkalkulation auf …»
    «Oh … glaubst du, das wird teuer?»
    «Das kommt drauf an, wie viel du investieren willst. Lass uns später drüber reden.»
    «…»
    «…»
    «Willst du nicht einsteigen in das Geschäft?», kam es plötzlich über seine Lippen.
    «Wer? Ich?»
    «Ja, du. Du magst doch dieses Haus. Sonst würdest du schließlich nicht hier wohnen. Dann kannst du dich doch auch ein bisschen beteiligen …»
    «…»
    Da kannte er mich aber schlecht, wenn er glaubte, ich würde irgendwo zum Vergnügen wohnen. Ich war rein zufällighier gelandet, und wenn ich blieb, dann deshalb, weil ich zu faul war, mir etwas anderes zu suchen. Ich war eben ein sesshafter Typ. Anfangs kam mir sein Vorschlag völlig absurd vor. Doch als ich dann auf meinem Zimmer saß, dachte ich mir: «Warum eigentlich nicht?» Ich hatte Zeit, ein bisschen Geld, und ich spürte, ich konnte mich auf Vassilis verlassen. Ich hatte immer für andere gearbeitet. Und hatte das irgendwelche Spuren hinterlassen? Gab es irgendein Bauwerk, dem ich meinen Stempel aufgedrückt hatte? Wenn ich auf Vassilis’ Angebot einging, würde ich endlich aus meinem Schattendasein heraustreten und mich mal für ein Gebäude richtig verantwortlich fühlen. Zum Schreiben war ich nicht imstande, aber das hieß ja noch lange nicht, dass ich nicht schöpferisch tätig sein konnte. Meine Fantasie brauchte eine konkrete Grundlage, um sich zu entfalten. Ich gehörte zu der seltenen Spezies der pragmatischen Träumer.
    In den ersten Nächten im Hotel, in denen ich solche Rückenschmerzen gehabt hatte, weil die Matratze zu weich war, in denen ich kein Auge zugetan hatte, weil die Schalldämmung

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