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Zum Glück Pauline - Roman

Zum Glück Pauline - Roman

Titel: Zum Glück Pauline - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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so schlecht war, und in denen mir aufgrund des unberechenbaren Temperaments der Klimaanlage immer entweder zu kalt oder zu warm war, hatte ich mich gefragt: «Was mache ich hier überhaupt?» Jetzt wusste ich es womöglich. Und wenn das alles kein Zufall war? Ich war hierhergekommen, um Vassilis’ Vorschlag anzunehmen. Das war der Beginn eines neuen Abenteuers. Innenausstattung für schäbige Hotels. Eine hübsche Aufschrift für eine Visitenkarte.
    Im Grunde hatte ich immer eine Schwäche gehabt für hoffnungslose Fälle, heruntergekommene Orte, missratene Gebäude und verstaubte Museen. Es galt, die ursprünglichen Irrtümer zu beseitigen. So etwas machte mir Spaß: ausbessern, flicken, Löcher stopfen. Man musste vor allem das Gefühl der Enge loswerden. Die Zimmer brauchten frischen Wind. Im Großen und Ganzen hieß die Aufgabe, den inneren Knoten dieses Hotels zu lösen. Ich war fast versucht zu denken, dieses Hotel ähnelte mir irgendwie.
    Ich war an dem Projekt interessiert, doch ich ließ den Patron noch ein wenig zappeln. Ich wollte ihm vorläufig keine Entscheidung mitteilen. Diese Taktik erwies sich ganz ungewollt als exzellente Verhandlungsstrategie. Am ersten Tag bot er mir an: «Ich überlasse dir fünfzehn Prozent.» Mein Schweigen ließ meinen Anteil auf dreißig Prozent steigen. Am nächsten Tag stürmte er aufgeregt auf mich zu:
    «Also, das ist ja schrecklich mit dir …»
    «…»
    «Vierzig Prozent! Das ist mein letztes Angebot, das kannst du unmöglich ausschlagen!»
    «…»
    Kein Argument ist triftiger als ein Schweigen. Schließlich einigten wir uns auf einen Fifty-fifty-Deal, wobei ich quasi die gesamten Renovierungskosten trug. Vassili hatte letztlich keine andere Wahl. Das Hotel dümpelte so vor sich hin, keine Bank wollte ihm einen Kredit gewähren. Ich rettete den Laden, indem ich für die Renovierung aufkam. Die Ideen sprudelten zunehmend aus mir hervor. Es war schön,ein Projekt von Anfang bis Ende zu betreuen und nicht nur für die Finanzen zuständig zu sein. Der Standort war ideal. Das Ziel, eine billige Touristenabsteige in ein kuscheliges romantisches Nest zu verwandeln. Als Erstes mussten dickere Trennwände zwischen den einzelnen Zimmern eingezogen werden. Und dann brauchte ich mehr Platz für mich, schließlich war ich der Inhaber des Hotels. Ich freundete mich mit dem Gedanken an, im Hotel zu wohnen.
    In den Tagen der stillen Verhandlungen stattete ich auch der Magnetfeldtherapeutin einen Besuch ab. Es kam mir vor, als würde der Termin bei ihr eine Ewigkeit zurückliegen. In wenigen Tagen hatte sich so viel ereignet wie sonst nur in Jahren. Da ich schon unangemeldet kam, setzte ich mich im Wartezimmer in die hinterste Ecke. In dem Raum befand sich noch eine Frau, die keinen besonders fitten Eindruck auf mich machte. Sie warf mir einen leicht desillusionierten Blick zu. Zu ihrer Beruhigung sagte ich mit sanfter Stimme:
    «Ich hab gar keinen Termin.»
    «Ja, und?»
    «Ich meine bloß … weil Sie ein bisschen so aussehen, als fürchteten Sie … wegen mir lange warten zu müssen …»
    «Nein, nein, ich weiß schon, dass ich als Nächste dran bin.»
    «Ah, na gut …»
    «Ich bin in genau vier Minuten und 17 Sekunden dran.»
    «Oh, woher wissen Sie das so genau?»
    «Ich habe seherische Kräfte.»
    «Seherische Kräfte? Das heißt … Sie …»
    «Genau, das heißt, ich weiß alles. Und ich sehe alles.»
    «Das ist ja toll … oder vielleicht auch furchtbar … ich meine, das kommt drauf an …»
    «Ja, manchmal ist es nicht ganz leicht. Deswegen bin ich auch hier.»
    «Ach so?»
    «Ja. Die Magnetfeldtherapie hilft mir, die Sehergabe besser zu kontrollieren. Ich muss lernen, meine Erkenntnisse in geordnete Bahnen zu lenken.»
    «Ah okay …», sagte ich und blickte auf die Uhr.
    «Noch zwei Minuten und fünf Sekunden», bemerkte sie.
    «Genau …»
    Ich fragte mich, ob das nicht eine Farce war. Aber sie schien es ernst zu meinen. Ihr Tonfall, die Art, wie sie sich ausdrückte, das wirkte alles ganz glaubwürdig. Um sie auf die Probe zu stellen, fragte ich einfach mal:
    «Wenn Sie alles wissen … dann wissen Sie sicher auch, warum ich hier bin …»
    «Ja, natürlich.»
    «Wirklich?»
    «Ja, wirklich.»
    «Und?»
    «Und was?»
    «Warum bin ich hier?»
    «Das wissen Sie doch selber.»
    «Ja, aber ich will es von Ihnen hören!»
    «Ah, Sie wollen mich auf die Probe stellen …»
    «Nein … das heißt … ja …»
    «Na gut, das ist ja einfach: Sie sind hier, weil Sie auf der

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