Zum Glück verführt: Roman (German Edition)
Cowboy und …«
»Les!«
»Pardon, das war mir glatt entfallen. Immerhin rede ich mit der keuschesten Evastochter, die jemals erschaffen wurde, um die lüsterne Männerwelt zu
verführen. Schau mal, Andy, für wen sparst du dich eigentlich auf, hm? Bestimmt nicht für mich – ich hab nämlich zigmal versucht, bei dir zu landen. Seit Roberts Tod vor drei Jahren lebst du enthaltsam wie eine Nonne. Du hast nämlich ein Problem, du bist zu verkrampft. Werd mal ein bisschen lockerer, Baby. Klimper mit deinen langen Wimpern bei diesem Rodeoreiter, und schon frisst er dir aus der Hand wie sein Gaul.«
Lyon Ratliff und aus der Hand fressen? Bei der absurden Vorstellung musste sie sich das Lachen verbeißen. Dafür seufzte sie resigniert. Irgendwie hatte Les ja Recht. Sie rackerte sich in ihrem Job ab und gönnte sich kein bisschen Privatleben. Ob es daran lag, dass sie nach Roberts Tod viel zu oft allein war? Oder dass sie sich zwanghaft dazu berufen fühlte, ihrem Vater, einem bekannten Journalisten, nachzueifern?
Allerdings entsprach die Anstellung bei Telex beileibe nicht ihrer Vorstellung von einem ultimativen Traumjob, obwohl sie landesweit auf den Bildschirmen präsent war. Nein, ihr schwebte eine Karriere bei einer der großen, renommierten TV-Gesellschaften vor. Aber um dort einen Job zu bekommen, musste man einen Wahnsinnscoup landen. Ein Interview mit General Michael Ratliff wäre das Karrieresprungbrett schlechthin – die ungeteilte Aufmerksamkeit der renommierten Fernsehbosse hätte sie damit locker in der Tasche.
»Also gut, Les. Ich bin zwar nicht einverstanden mit deinen Methoden, aber letztlich ziehen wir beide an einem Strang. Ich probier’s noch mal.«
»Super, das ist mein Mädchen! Du sagtest doch was von Landschaftsgestaltung, oder? Schlepp dem Typen meinetwegen irgendwelches Grünzeug an. Womöglich kannst du dich sogar mit einer Ladung Gartenzwerge bei ihm einschmuggeln.«
»Hahaha. Deine Ideen waren auch schon mal besser.«
»Immer schön fröhlich bleiben, Baby. Kannst wohl keinen Spaß mehr vertragen, hm?«
»Ich leg jetzt auf, Les.«
»Bis bald, Andy-Maus. Ich liebe dich.«
»Ich dich auch. Ciao.«
Den Rest des Nachmittags verbrachte sie am Motelpool. Das hatte sie sich redlich verdient, beschwichtigte sie sich, als sie sich auf einer der Liegen ausstreckte. Sie fühlte sich psychisch und physisch ausgepowert, auch wenn man ihr äußerlich nichts anmerkte. Ganz im Gegenteil: In ihrem winzigen Zweiteiler erntete sie anerkennende Pfiffe von drei jungen Typen, die in einem Pick-up vorbeifuhren. Ein harmloser Flirt.
Und wie stand es mit Lyon Ratliff?
Es war jetzt Stunden her, dass er sie einer kritischen Musterung unterzogen hatte. Sobald sie aber wieder an seine anzüglichen Blicke dachte, spürte sie, wie ihr Körper noch im Nachhinein darauf reagierte.
Ein ahnungsvolles Ziehen wogte durch ihre Brüste; die rosigen Spitzen unter dem knappen Bikinioberteil wurden fest, ihr Unterleib von einem erotisierenden Prickeln erfasst. Ein untrügliches Signal dafür, dass sie auch nach Roberts Tod heimliche Sehnsüchte, Wünsche hatte.
Gegen Abend schwang sie sich in ihren kleinen Mietwagen und fuhr zu einem Grillrestaurant, wo sie sich ein Steaksandwich kaufte, das sie in ihrem Motelzimmer aß. Der Fernseher lief, aber die unsäglichen Serien und Shows waren einfach nur langweilig. Sie versuchte, sich in einen aktuellen Liebesroman zu vertiefen. Obwohl der Held blond und grünäugig war, stellte Andy ihn sich dunkel gelockt vor, mit rauchgrauen Augen in einem herb anziehenden, sonnengebräunten Gesicht. Mit sinnlich vollen Lippen, die sich missmutig zuckend verzogen und gleichzeitig unvergessliche Küsse versprachen. Unvermittelt stellte sie sich Lyons schlanken, trainierten Körper nackt vor. Verglichen mit dessen maskuliner Ausstrahlung war der Held in ihrem Buch ein müder Abklatsch.
»Lyon ist der größte Kotzbrocken, der mir jemals untergekommen ist«, knirschte sie. Sie warf das Buch beiseite, lief zur Tür und schloss ab. Bevor sie die Nachttischlampe ausschaltete, warf sie noch einen flüchtigen Blick über ihre Schulter. Betrachtete ihre Silhouette in dem hohen Ankleidespiegel. Sie trug lediglich ein T-Shirt und einen Minislip. »Aber man soll
die Hoffnung nie aufgeben«, baute sie sich moralisch auf. Die Sache fing an, ihr Spaß zu machen.
Im Nachhinein konnte sie es kaum fassen, wie einfach das Ganze gewesen war! Ganz nebenbei hatte sie im Schönheitssalon nämlich
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