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Zum Glück verführt: Roman (German Edition)

Zum Glück verführt: Roman (German Edition)

Titel: Zum Glück verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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folglich nahm er seinen Abschied von der Armee und zog sich hierher zurück aufs Land, wo er all das ausblendete, was ihn an den Fehler erinnerte, mit dem er leben musste.«
    Sie schwiegen einen kurzen Augenblick, bevor Andy anhob: »Niemand hätte anklagend mit dem Finger auf ihn gezeigt, Lyon. Er war ein geachteter Mann, ein Held, Militärführer in einer Zeit, als Amerika Helden und Führer brauchte. Das Schlachtfeld war riesig, überall wurde gekämpft. Bei den chaotischen Bedingungen glaubte er vielleicht, einen taktischen Fehler gemacht zu haben, was freilich überhaupt nicht stimmte.«
    »Du und ich, wir wissen das, Andy«, seufzte er bekümmert, »trotzdem habe ich ihn nie davon überzeugen können. Noch in der Stunde seines Todes bereute er diesen einen Tag in seinem Leben – als hätte er nur diesen einen Tag gelebt und nicht auch die vielen anderen. Für ihn war es unwesentlich, was die Öffentlichkeit dachte. Er war sich selbst ein viel strengerer Richter, als seine Umwelt es je hätte sein können.«
    »Wie tragisch für ihn. Er war ein reizender Mensch, Lyon. So liebenswürdig und einfühlsam.«
    »Er hielt große Stücke auf dich«, schmunzelte er und strich ihr übers Haar.
    Sie bog den Kopf zurück und blinzelte ihn schelmisch an. »Ach, tatsächlich?«
    »Ja, er fand, du hättest eine Klassefigur.«
    »Typisch für euch Männer: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.«
    »Und«, fuhr er fort, ihre spitze Bemerkung übergehend, »er erklärte mir noch kurz vor seinem Tod, dass ich ein Riesenrindvieh wäre, wenn ich dich gehen ließe. Dann hätte ich es nicht besser verdient, als dich zu verlieren.«
    »Worauf du natürlich geantwortet hast …«
    »Das tut nichts zur Sache. Außerdem war ich ziemlich mies gelaunt in dem Moment.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt bin ich müde und möchte eigentlich schlafen. Andererseits fallen mir noch viele schöne Dinge ein, die wir noch nicht ausprobiert haben. Zumal
wenn ich mir überlege, dass du nackt neben mir liegst, dann ist Schlafen reine Zeitverschwendung.«
    »Und wenn ich offen zugebe, dass ich auch müde bin?«
    Er grinste und trotzte ihr einen Kuss ab. Dann lehnte er sich zurück und kuschelte sie eng an sich.
    Sie räusperte sich vernehmlich. »Mr. Ratliff, weißt du eigentlich, wo deine Hand ist?«
    »Na, logo, aber ich dachte, du merkst es nicht.«
    »Würdest du die Freundlichkeit besitzen und sie wegnehmen?«
    »Nein. Ich schlafe schon fast.«
     
    Am nächsten Morgen fiel strahlender Sonnenschein ins Zimmer. Sie blinzelte in den hohen Spiegel, derweil sie ihre Ohrstecker befestigte. Und überdachte die vergangene Nacht, als Lyon sie in seine erotischen Fantasien eingeweiht hatte. Ihre Hand zitterte leicht, und sie erkannte ihr Spiegelbild fast nicht wieder. So glücklich hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt.
    Dass sie sich ihre gemeinsame Liebesnacht nicht nur eingebildet hatte, bewiesen die verräterischen Spuren an ihrem Körper. Die Brüste waren leicht gerötet von Lyons Bartansatz, ihre Knospen prickelten, sobald sie nur daran dachte, wie er sie mit Lippen und Zunge verwöhnt hatte. Wann immer sie daran dachte, wie sie einander geliebt hatten, spürte sie ein lustvolles Ziehen im Unterleib.
    In vollen Zügen hatte sie das himmlische Gefühl genossen, zu lieben und geliebt zu werden. Mit jedem Mal hatte sich der Liebesakt erfüllender gestaltet. Es war mehr als eine nur körperliche Erfahrung, es war die Verschmelzung ihrer Sinne gewesen. Seine sexuelle Aktivität hatte die schlummernde Leidenschaft in ihr geweckt, weibliche Urinstinkte, geheime Wünsche, von denen sie nicht einmal ahnte, dass sie existierten. Aber das war nur ein Grund, warum sie ihn liebte. Sie liebte diesen Mann, die Verletzlichkeit, die sich in der tief empfundenen Trauer um seinen Vater geoffenbart hatte, seine Verve, seinen Witz. Und nicht zuletzt sogar sein enormes Temperament, das sie schon mehrfach gereizt hatte.
    Lyon. Sie liebte Lyon.
    Kurz nachdem sie aufgewacht waren, hatte er sich ins Bad zurückgezogen, damit sie sich beide anziehen konnten. Hatte ihr noch den Koffer aus ihrem Leihwagen geholt, bevor er in seinem eigenen Zimmer verschwunden war.
    Während sie sich ankleidete, überlegte sie krampfhaft, wie sie ihm das mit der Unterschrift schonend beibringen könnte. Außerdem wollte sie ihm die Entscheidung mitteilen, die sie getroffen hatte, kurz bevor sie in seinen Armen eingeschlummert war. Sie hatte keine Ahnung, was die Zukunft für sie bereithielt.

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