Zum Heiraten verfuehrt
nämlich ein paar ausgesprochen wertvolle Erinnerungen daran, was passiert, wenn du fährst und gleichzeitig redest.“
„Ach du!“ Elena verzog schmollend den Mund, während sie ihm den Autoschlüssel zuwarf. „Eigentlich war es überhaupt nicht meine Schuld“, erklärte sie dann mit einem Blick auf Ruby. „Der andere Fahrer hätte nämlich gar nicht da parken dürfen.“
Ruby musste Anna recht geben, Elena war wirklich liebenswert, und daran, dass sie sie mögen würde, konnte es keinen Zweifel geben. Ihre Schwägerin plauderte munter drauflos, während Sander das Auto durch das Athener Verkehrschaos steuerte.
Elena schien bestens über alles informiert. Offensichtlich glaubte sie, dass die Zwillinge einer längeren Beziehung entstammten, die dann irgendwann, warum auch immer, auseinandergegangen war. Hatte Sander ihr die Geschichte so erzählt? Das war wirklich nett von ihm. Nett und fürsorglich. Weil er damit nicht nur die Zwillinge schützte, sondern auch sie, Ruby. Bei dem Gedanken wurde ihr plötzlich ganz warm ums Herz. Das konnte doch bestimmt kein Glücksgefühl sein, oder?
Die weiche Luft streichelte ihre Haut, während Ruby mit Sander durch die warme Athener Nacht vom Taxi zum Eingang des eleganten modernen Apartmentgebäudes ging, in dem sich Sanders Wohnung befand. Sie hatten den Abend bei Elena und Andreas in deren Haus außerhalb von Athen verbracht, und morgen früh wollten sie auf die Insel zurückfliegen. Natürlich freute sich Ruby schon jetzt auf das Wiedersehen mit den Zwillingen, aber … Machte sie sich wieder einmal etwas vor oder hatte sich Sanders Verhalten ihr gegenüber tatsächlich zum Guten verändert? Ihr war, als hätte sie im Verlauf des Abends eine aufrichtige Freundlichkeit und Wärme gespürt, die ihr das Gefühl vermittelte, auf der Schwelle von etwas sehr Besonderem und Wundervollem zu stehen.
Sander musterte Ruby aus dem Augenwinkel. Sie trug ein pfirsichfarbenes Kleid, das mit zarten hellgrauen Fächern bedruckt war. Es hatte ein eng anliegendes Mieder mit Spaghettiträgern und einen leicht ausgestellten Rock. Das Kleid wirkte überaus weiblich und betonte ihre körperlichen Vorzüge, ohne allzu freizügig zu sein. Das praktisch schulterfreie Oberteil brachte die Sonnenbräune zur Geltung, die sie sich in den letzten Wochen zugelegt hatte. Sander musste sich eingestehen, dass er heute Abend richtig stolz gewesen war auf seine Frau. Er hatte sie immer wieder ansehen müssen, während sie sich angeregt mit seiner Schwester und deren Mann unterhalten hatte. Jawohl, er war stolz auf sie gewesen, und er hatte sie begehrt. Irgendwie spielten seine Gefühle im Moment verrückt, auch wenn er sich nicht recht erklären konnte, wie und warum. Ob es etwas damit zu tun hatte, dass Ruby eine gute Mutter war? Weil sie zugegeben hatte, das er ein guter Vater war? Oder weil sie sich heute Abend von einer Seite gezeigt hatte, durch die sie sich von seiner Mutter und allen anderen Frauen, die er kannte, grundlegend unterschied? Von einer Seite, die er jedoch – genau besehen – heute nicht zum ersten Mal an ihr wahrgenommen hatte.
Sander war bis jetzt weder willens noch in der Lage, all diese Fragen zu beantworten, aber er war willens und mehr als in der Lage, mit seiner Frau Liebe zu machen.
Mit ihr als seiner Ehefrau Liebe zu machen. Was eigentlich etwas vollkommen Normales sein sollte, aber für Sander schwang darin ein Eingeständnis mit, das er noch am Tag ihrer Heirat für ganz und gar unmöglich gehalten hätte.
Als sie das Apartmenthaus betraten, nahm Sander ihre Hand. Niemand sagte etwas, aber Rubys Herz setzte für einen Schlag aus, bevor es anfing zu hämmern. Hoffnung stieg in ihr auf, eine Hoffnung, die sie die ganze Zeit verzweifelt versucht hatte zu verdrängen.
Während sie im Aufzug nach oben fuhren, betete sie: Bitte mach, dass alles gut wird. Bitte mach, dass es richtig gut wird … für uns alle. Und in das alle schloss sie das neue Leben, das sie wahrscheinlich unter dem Herzen trug, mit ein. Heute hatte sie sich erst einmal einen Schwangerschaftstest besorgt … um ganz sicher zu sein. Gleich nach ihrer Rückkehr auf die Insel würde sie den Test machen, und anschließend würde sie es Sander erzählen. Erst morgen, heute noch nicht. Weil sie sich wünschte, dass die Nacht heute etwas ganz Besonderes wurde. Diese Nacht wollte sie für sich allein. Heute Nacht wollte sie mit Sander schlafen und daran denken, dass sie ihn liebte.
Im Wohnzimmer seines
Weitere Kostenlose Bücher