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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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umgebenden Gebäuden so stark gedämpft, dass du es nie zu hören bekommst. Die Granate steigt langsam immer weiter in die Höhe, um dann plötzlich auf dich herunterzustürzen. Wenn du sie hörst, ist es zu spät.
    Der verrückte Mörser-Mann war etwas ganz Spezielles und seine Arbeit war so einzigartig und identifizierbar wie seine Unterschrift. Er feuerte jeweils nur wenige Granaten ab. Häufig waren es vier in schneller Folge. Dann wechselte er die Stellung und fuhr seinen Pickup zu einem anderen vorher ausgewählten Platz, von dem aus er einen anderen Teil des Flughafens bestreichen konnte. Dann hatte er seine Tagesarbeit beendet. Die Schäden, die er verursachte, waren meist nicht sehr groß, in der Regel wurde niemand verletzt, aber sie reichten allemal aus, um die geplante Filmvorführung abzusagen oder dafür zu sorgen, dass die Gulaschkanone an diesem Tag kein warmes Essen ausfuhr. Er war wirklich ein verdammt lästiger Hurensohn.
    Es war ein heißer Nachmittag, einige Wochen vor dem Abzug der Israelis. Die Hügel über der Stadt waren seit Sonnenaufgang ruhig geblieben. Mit meinem Gewehr und meiner Schutzweste ging ich gerade vom Rancho Deluxe die Böschung zum künstlichen Uferkai hinunter. Ich wollte unseren Zodiac für eine Inspektion des gesamten Ankerplatzes vorbereiten, eine tägliche Aufgabe, die wir unter uns »Fischer belästigen« nannten.
    Das Uferkai bestand aus einer Reihe von Schwimmpiers, die im Ufersand verankert waren. Das Kai war der Grund, warum es den Green Beach überhaupt gab. Täglich entluden dort Landungsschiffe Lastwagen, Jeeps und Anhänger und versorgten die Truppen an Land mit Patronen, Bohnen und Klopapier. Green Beach war die Hauptverbindung der multinationalen Truppe zu den amerikanischen, britischen, französischen und italienischen Kriegsschiffen vor der Küste. Das Uferkai war das logistische Nadelöhr des gesamten Libanon-Einsatzes und deshalb ein Lieblingsziel der drusischen, syrischen und PLO-Artillerieeinheiten, die auf den Höhen des Umlandes saßen.
    Es war kurz vor Mittag und ich ging gerade die zweite Sektion des Uferkais entlang. Ich hatte mein Boot beinahe erreicht, als ich es hörte. Es war zwar nur ganz leise, aber es handelte sich eindeutig um das Geräusch einer anfliegenden Mörsergranate. Wenn sie aus großer Entfernung abgefeuert wurden und der Wind richtig stand, konnte man sie manchmal doch hören. Beim Fallen verursachten die Mörsergeschosse ein Geräusch, das dem Flüstern eines Kindes glich: Fuff, fuff, fuff . Diesen Ton erzeugen die Heckflossen der Granate, wenn sie die Luft durchschneiden. Hört man dieses Geräusch, kann man sicher sein, dass das Geschoss direkt über einem ist und dass einem nichts mehr zu tun bleibt, als sich auf den Tod vorzubereiten.
    Ich schloss die Augen und dachte: Ich bin tot.
    Die erste Granate schlug in das Wasser direkt neben der Pierplattform ein, auf der ich gerade stand. Ich kann mich an die Explosion nicht mehr erinnern. Ich erinnere mich nur noch an das leise Geräusch der auf mich zufliegenden Granate. Die Pierplattform und im Wortsinne auch ich flogen in die Luft.
    Die Explosion riss mir das Hemd vom Leib. Ein riesiger Geysir aus Sand und Wasser schoss empor und das Meerwasser, das auf mich herunterregnete, war so warm wie Blut. Ich legte eine perfekte Zweipunktlandung hin – auf den Kopf und auf die Schultern. Immerhin behielt ich bei meinem Salto mein CAR-15 fest in der Hand. Ich kam wieder auf die Füße, taumelte zwei Schritte nach vorne und stürzte zu Boden. Ich war triefend nass. Ich glaubte, dass es sich dabei um mein eigenes Blut handelte.
    Die Ponton-Sektion unter mir war so durchlöchert worden, dass sie zu sinken begann. Trotzdem war sie immer noch mit dem Rest des künstlichen Uferkais verbunden. Als ich von diesem Ponton heruntertaumelte, hörte ich auf den Hügeln über dem Flughafen weitere dumpfe Schläge. Noch mehr Geschosse waren hierher unterwegs und ich musste schleunigst in Deckung gehen.
    Als ich vom Uferdamm herunterkroch, lag vor mir ein SeaBee mit dem Gesicht nach unten im Sand. Ich packte ihn am Ellbogen und begann, ihn in Richtung unseres Unterstands zu ziehen. Schließlich kam er wieder zu sich, und wir nahmen beide die Beine in die Hand.
    Da kam es schon wieder: Fuff, fuff, fuff . Der ganze Strand explodierte, als ein halbes Dutzend weitere Granaten unsere Stellung trafen. Während wir 30 Meter quer über den Strand hasteten, schlugen um uns herum die Mörsergeschosse ein. Von oben

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