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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Unberechenbarkeit zu größerer Sicherheit.
    Ein wichtiger Grundsatz der Naval Special Warfare lautet, dass die SEALs Zeit und Ort des Kampfes bestimmen. Wir kämpfen gegen den Feind nach unseren Bedingungen und dort, wo wir es wollen – oder überhaupt nicht. Aber hier gehörten wir zu einer Friedenstruppe und mutierten zunehmend zu Zielscheiben. Wir waren jetzt die Gejagten und nicht mehr die Jäger. Unsere diesbezüglichen Einsatzregeln hinderten uns daran, unseren Beruf so auszuüben, wie wir das für richtig hielten. Aus diesem Grund versuchten wir, wenigstens die Karten auszuspielen, die wir noch hatten: das Überraschungsmoment, die Täuschung und die überlegene Feuerkraft.
    Wir variierten Wege und Zeit unserer Patrouillen. Manchmal unternahmen wir sie am hellen Tag, manchmal kurz vor Sonnenaufgang. Wir bewegten uns in Konvois aus zwei oder drei Jeeps, benutzten jedoch keine Humvees. Jeeps gab es in dieser Stadt wie Sand am Meer und mit allen möglichen Ausstattungen. Ein schmutziger amerikanischer Jeep sah dabei nicht viel anders aus als ein schmutziger Jeep der Drusen-Miliz.
    Die SEALs genießen große Freiheiten, was die Auswahl ihrer Waffen und ihrer Ausrüstung angeht. Kurz gesagt, verwenden wir das, was funktioniert, ganz egal, wer es hergestellt hat. Amerikanische Waffen, vor allem das M-16, haben ganz bestimmte Konturen, die bereits von Weitem zu erkennen sind. Wenn wir deshalb in den Besitz russischer AK-47 oder RPGs gelangten, nahmen wir diese auf unsere Patrouillen mit. Mit der Waffe der bösen Buben herumzulaufen, war eine Maßnahme, die wir ergriffen, um in dieser Stadt nicht allzu sehr aufzufallen. Unsere Kampfuniformen mit ihrem speziellen Woodland-Flecktarnmuster, das vor allem für Waldgebiete geeignet war, wiesen uns ebenfalls eindeutig als Yankees aus. Stattdessen trugen wir oft eine Mischung aus Woodland- und Desert (Wüsten)-Mustern, Bluejeans und Tarnjacken aus der Tschechoslowakei oder der DDR. Unsere Outfits hätten Mad Max zur Ehre gereicht. Sie ließen uns jedoch aussehen wie echte Beiruter Milizkämpfer. Um der Genfer Konvention bezüglich unseres Kombattantenstatus Genüge zu tun, hatten wir kleine amerikanische Flaggen mit einem Klettverschluss an unseren Schultern befestigt.
    Arabische Kopfbedeckungen rundeten unseren landestypischen Aufzug ab. Wir trugen die schwarz-weiße palästinensische Kefije oder den rotweißen arabischen Shemag, je nachdem, in welchem Viertel wir waren. Meistens hatten wir uns diese Tücher um den Hals gebunden oder in die Kragen unserer Tarnhemden gesteckt. Gelegentlich trugen wir sie jedoch auch als eine Art Kopftuch, wobei wir sie mit einer Ogal, einer schwarzen Kordel, am Kopf befestigten. In diesen Fällen sahen wir fast wie Lawrence von Arabien aus. Zweck dieser Aufmachung war es, Zeit zu gewinnen. Aus der Entfernung wirkten wir auch für unsere Gegner wie eine einheimische Patrouille. Selbst wenn unsere Feinde nur zehn Sekunden brauchten, um ihren Irrtum zu erkennen, gab uns das genug Zeit, um zu reagieren. Manchmal wirkte diese Verkleidung, manchmal tat sie es nicht.
    Auch was unsere Bewaffnung anging, hatten wir die Auswahl. Wir entschieden uns meistens für die schwere Version. Die Fähigkeit zu einem massiven Deckungsfeuer war die einzige Taktik, um aus einem Hinterhalt einigermaßen unbeschadet herauszukommen. Jede Vier-Mann-Boat-Crew führte mindestens ein M-60-MG oder ein russisches leichtes RPK-MG mit. Jeder von uns hatte wenigstens zehn 30-Patronen-Magazine für unsere M-16 dabei. Darüber hinaus war mein CAR-15 mit einem M-203-40-mm-Granatwerfer ausgerüstet. Der 203 konnte auf eine Entfernung von knapp 400 Metern HEDP-Granaten (»High Explosive, Dual Purpose«, »hochexplosiv, doppelter Zweck«) abfeuern, die durch ihre Splitterwirkung auch gegen Weichziele (Personen) eingesetzt werden konnten, gleichzeitig aber auch Panzer durchschlagen konnten. Ich hatte bei den Patrouillen meinen Granatwerfer mit einer sogenannten Beehive-Granate geladen, einem speziell entworfenen Geschoss, das den 203 in eine extrem große Schrotflinte verwandelte. Dabei war die Beehive jedoch nicht mit einfachen Schrotkugeln, sondern mit 200 sogenannten Flechettes gefüllt, pfeilförmigen Projektilen mit einem Leitwerk. Drückte man auf den Abzug, beförderte der Beehive mit 150 Metern pro Sekunde eine wahre Wolke aus Nadeln ins Ziel. Die Waffe hatte auf kurze Distanz eine absolut verheerende Wirkung.
    Um eventuelle Ziele für Kampfhubschrauber zu markieren, hatte

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