Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
gut herauskommen würden. Die Sea Fox war inzwischen vor der Küste deutlich zu sehen. Ich funkte sie an und teilte mit, dass wir immer noch Feindberührung hatten und bereit seien, sofort von ihnen aufgenommen zu werden. Niemand antwortete. Ich wiederholte meinen Funkspruch. Nichts.
Am oberen Ende der Treppe prallte eine weitere Kugel vom Sandstein ab. Das Geschrei auf der Straße wurde stärker. Die Tanzpartner des Wasserskiläufers kamen offensichtlich näher. Etwa 1,5 Kilometer vor der Küste dümpelte die Sea Fox und rührte sich nicht. Was zum Teufel war da los?
Ich wurde allmählich sauer. Zum ersten Mal bei diesem Einsatz hatte ich einen Kloß im Magen und mein Mund war trocken.
Wir saßen in der Falle, und es war meine Schuld. Ich hatte die ganze Squad in eine Scheißlage gebracht. Eine weitere lange Salve prasselte auf den oberen Rand der Ufermauer ein. Steinsplitter und Kiesstückchen rieselten auf die Anlegestelle herab.
»Scheiße, Mr Pfarrer. Wir sollten auf diese Arschlöcher Dampf machen!«, sagte Bubba.
»Auf gar keinen Fall!«, sagte ich.
Um auf sie schießen zu können, hätten wir uns aus der Deckung der Ufermauer herausbegeben müssen. Das wäre absolut tödlich gewesen. Das Feuer auf uns wurde immer stärker. Wir hatten zwar eine gute Deckung, waren jedoch praktisch wehrlos. Die Squad war auf dieser kleinen Anlegestelle dicht zusammengedrängt. Sie war ein wunderbares Ziel für einen unternehmungslustigen Milizkämpfer, der nur über die Straße rennen und eine Handgranate auf uns hinunterwerfen musste. Ich hatte meine Männer in eine tödliche Klemme gebracht.
Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hatte niemals eine solche Angst verspürt. Nicht vor dem Kampf, sondern davor, dass ich einen tödlichen taktischen Irrtum begangen haben könnte.
Ich hatte Mist gebaut, und die Jungs würden jetzt dafür büßen müssen.
Aber alles konnte doch noch gut werden, wenn uns die Sea Fox endlich abholen würde. Ich konnte sie immer noch gut sehen. Das waren doch nicht einmal 2 Kilometer. Aber sie rührte sich immer noch nicht. Verdammt, was lief hier schief?
Doug war unser Kleinster. Er war so weit die Treppe hinaufgestiegen, dass man ihn zwar von der Straße aus nicht bemerkte, er selbst aber jeden Typen ausschalten konnte, der uns alle auf einmal mit einer Splittergranate erledigen wollte. Das hoffte ich wenigstens.
Ich schaltete erneut das Handfunkgerät ein und brüllte aus Leibeskräften hinein.
»VERDAMMT NOCH MAL, SEA FOX, WIR MÜSSEN SOFORT VON HIER WEG!!!«
Dieses Mal gab es eine Antwort, aber es war nicht der Steuermann der Sea Fox, Jefferson. Stattdessen hörte ich Dave Churchs Stimme in meinem Kopfhörer.
»Roger, Bad Karma, Sea Fox ist unterwegs. Sind jeden Moment da.«
Dave war gerade im BLT, um sein M-16 reparieren zu lassen, als wir den Auftrag bekamen, die Botschaftspost zuzustellen. Ich hatte ihm in unserem Unterstand eine Nachricht hinterlassen und eigentlich erwartet, dass er dort auf uns warten würde. Dave war jedoch ein absoluter Tatmensch und hatte offensichtlich die Sea Fox an Land beordert, um ihn abzuholen. Jetzt war er auf diesem Boot, und ich wollte ihm einen Tritt in den Arsch verpassen, wenn sie endlich hier ankamen.
Am oberen Ende der Ufermauer schlugen weitere Kugeln in den Sandstein ein. Die herausgeschlagenen roten Steinbrocken regneten um die Anlegestelle herum ins Wasser. Die Sea Fox kam jetzt auf uns zu. Sie fuhr zwar Zickzack, hielt aber Kurs auf unsere Position. Ich konnte erkennen, dass ihre vorderen M-60 bemannt waren. Nicht, dass die viel genutzt hätten. Die Küstenstraße verlief mehr als 6 Meter über uns und der Beobachtungspunkt des Spähers der bösen Buben lag bestimmt noch einige Stockwerke höher. Die MGs der Sea Fox konnte man jedoch nicht einmal so weit anheben, dass sie über unsere Köpfe geschossen hätten.
Jetzt rauschte die Sea Fox endlich heran und schaltete kurz vor der Landestelle ihre Motoren in den Rückwärtsgang. Ihre Nase richtete sich leicht auf und schlug an der Ufermauer an, als ihre Bugwelle sie einholte und nach oben hob. Wir kletterten alle über ihren Bug und den Steuerstand hinweg an Bord. Doug und ich sprangen als Letzte von der Anlegestelle hinüber.
Die Sea Fox legte rückwärts vom Ufer ab, drehte sich dann nach Steuerbord und brauste hinaus auf See. Es wäre besser gewesen, nach Osten oder Westen zu fahren und dabei im Schutz der Hafenmole zu bleiben, aber ich hatte gar nicht die Zeit, dem Steuermann
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