Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
warfen es weg oder etikettierten es. Ein halber Kolben. Stücke einer Wasserpumpe. Der kleine Teil eines Motorblocks. Alle diese Teile stammten von dem Lieferwagen, der im Innenhof des Gebäudes in die Luft gejagt worden war. Bemerkenswert viel war von ihm erhalten geblieben und wurde jetzt aus dem 5 Meter tiefen Loch geborgen, das er in die Erde gesprengt hatte.
Bei der Forensik geht es darum, im Nachhinein möglichst alles zu finden und zu erkennen, was sich zuvor tatsächlich ereignet hat. Indem sie im Moment der Explosion begannen und sich dann von dort langsam rückwärts vorarbeiteten, konnten CIA, FBI und NSA genau bestimmen, was passiert war, wie es passiert war und wer dafür verantwortlich war. Die diesbezüglichen Informationen waren faszinierend und sollten uns für alle Zukunft als Warnung dienen.
Die Untersuchung der durch die Explosion verursachten Schäden offenbarte viel über die Bombe selbst. Dieses Meisterwerk der zerstörerischen Ingenieurskunst war so raffiniert, dass man anfangs dachte, es könne nur mit russischer Unterstützung konstruiert worden sein. Heute ist jedoch bekannt, dass die Bombe von einem im Iran ausgebildeten Hisbollah-Mitglied namens Imad Mughniyya konstruiert wurde. Der unerschrockene Mughniyya sollte später sogar Osama bin Laden beeindrucken, der sich das Operationshandbuch der Hisbollah zum Vorbild nahm und gegen zahlreiche Ziele noch spektakulärere Anschläge veranlassen sollte. In den nächsten Jahrzehnten spezialisierte sich Mughniyya auf die Zerstörung von US-Kasernen, wobei er weiterhin für den jeweiligen Zweck speziell angefertigte Bomben entwarf. Am bekanntesten war der in einem Tanklastwagen deponierte Sprengsatz, der im Jahr 1996 vor dem Khobar-Towers-Komplex in Saudi-Arabien explodierte. Bei diesem Anschlag kamen 19 amerikanische Soldaten ums Leben. 170 wurden verletzt. Am 12. Februar 2008 wurde Mughniyya bei einem Autobombenanschlag in Damaskus getötet.
Die Bombe, die das BLT-Hauptquartier zerstörte, war eine elegante Waffe, die ausschließlich für dieses Ziel gebaut worden war. Sie bestand aus fast 3000 Kilogramm C-4-Plastiksprengstoff. Die Sprengkraft wurde durch über 1100 Liter komprimiertes Propangas verstärkt und entsprach dem Äquivalent von etwa 5400 Kilogramm TNT. Die Bombe wurde dann in einen 5-Tonnen-Mercedes-Lieferwagen geladen, dessen oben offene Lastkabine zur Verdämmung seitlich mit Marmor ausgekleidet war. Der Sprengstoff war so angeordnet, dass er wie eine Hohlladung wirkte, die den Explosionsdruck nach oben und außen lenkte, um eine maximale Wirkung zu erzielen. Die Bombe konnte durch mindestens drei Mechanismen gezündet werden, einen auf 30 Sekunden eingestellten Zeitzünder, der vom Fahrer ausgelöst wurde, einen funkgesteuerten Sicherungs- und Zündmechanismus, der von einem Beobachter auf dem Parkplatz in Gang gesetzt wurde, und einen Totmannschalter am Lenkrad, der die Bombe zündete, sobald der Fahrer nicht mehr auf diesen Schalter drückte.
Die Explosion jagte die ersten beiden Stockwerke des Gebäudes in die Luft, was zum Einsturz der beiden übrigen Etagen führte. Die Detonation verursachte einen Krater mit einem Durchmesser von 12 Metern und ließ eine 250 Meter hohe Pilzwolke aufsteigen. Die Explosion konnte man noch in 50 Kilometer Entfernung in Sidon hören. Das FBI stellte fest, dass die Autobombe, die das BLT zerstörte, eine der stärksten nichtnuklearen Explosionen der Geschichte gewesen war.
Die Operationsplanung, die diesem Attentat vorausging, war ebenso beeindruckend. Der Fahrer, ein Hisbollah-Mitglied, wurde ganz gezielt für diese Selbstmordoperation ausgesucht und ausgebildet. Zuvor wurde seine Eignung genau überprüft. Nach seinem Märtyrertod erwarteten ihn im Paradies immerhin 70 Jungfrauen. Das BLT-Gebäude wurde unzählige Male fotografiert. Die Sprengstoffladung wurde genau ausgemessen, damit sie unter dem Überstand und Eingangsportikus des Gebäudes hindurchpasste. Die Stoßstange des Lieferwagens war besonders verstärkt worden, damit das Fahrzeug den Stahl- und Betonzaun durchbrechen konnte, der das BLT vom Flughafen-Parkplatz trennte.
Nach der Explosion enthüllten Satellitenfotos, dass die Bombenhersteller zuvor im Bekaa-Tal die Verhältnisse vor dem BLT und auf den Parkplätzen in dessen Umgebung nachgestellt hatten. Sie hatten exakte Kopien der Zäune, Teerfässer und Sandsack-Unterstände vor dem Gebäude nachgebaut und aufgestellt. Danach hatten sie den Durchbruch durch diese Barrieren
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