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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Internationalen Flughafen von Beirut durften keinesfalls dauerhafte Verteidigungsanlagen errichtet werden. Unsere Unterstände waren ein Skandal, selbst die besten waren aus den Materialien zusammengestückelt, die wir irgendwo auftreiben konnten. Viele von ihnen hatten nicht einmal eine Überdachung. Bauteile wie Holzbalken, Paletten und Strandmatten mussten wir uns durch Tauschgeschäfte beschaffen. Je besser einer »organisieren« konnte, desto sicherer schlief er. Jetzt lösten sich jedoch auch unsere besten Unterstände im Regen auf.
    Im November wurde verfügt, dass der Green Beach keine sichere Stellung mehr sei. Ich weiß allerdings nicht, was genau sie mit »sicher« meinten. Die Teerfässer und der Stacheldrahtzaun, die den Stützpunkt von der Küstenstraße nach Sidon trennten, genügten auf einmal nicht mehr. Die Charlie-Batterie war bereits zuvor auf eine Sandsteinhöhe direkt hinter dem Green Beach verlegt worden. Jetzt beschloss man, die gesamten Navy-Landungseinheiten, die SeaBees, Beachmasters, SEALs und das Marine-Shore-Party-Team ins Inland auf diesen Steinriegel zu verlegen. Der Green Beach würde nur noch am Tag bemannt sein. Nachts würde dort nur eine Wachtruppe bleiben.
    Wir mussten also unsere Unterstände verlassen, die wir sieben Monate lang in harter Arbeit ständig vertieft und verstärkt hatten. Stattdessen mussten die Männer ab jetzt auf dieser Höhe in Allzweck-Zelten hausen.
    Verständlicherweise war dies nicht die populärste Entscheidung im Laufe unseres Beirut-Einsatzes.
    Der Umzug bedeutete, dass wir dort oben neue Unterstände bauen mussten. Nach Beginn der Regenzeit war es jedoch unmöglich, in diesem weichen Untergrund zu graben. Jedes Loch, das tiefer als 1 Meter war, füllte sich sofort wieder mit Wasser und nasser Erde, als wäre es lebendes Gewebe, das sich selbst heilen würde. Als Schutzmaßnahme mussten folglich ab sofort oberirdische Sandsäcke genügen. Solche Stellungen nannten wir in unserem Jargon » D elta H otels«, was von » D irect H itters«, »Volltreffer«, abgeleitet war.
    Während diese neuen »Unterstände« zusammengestückelt wurden, schützten sich die einzelnen Soldaten, indem sie Sandsäcke um ihre Feldbetten herum drapierten. Das mochte sie zwar eine Zeit lang beruhigen, doch es gewährte ihnen in Wirklichkeit nur einen behelfsmäßigen Schutz. Die Mörsergranaten hatten ganz empfindliche Aufschlagzünder. Sie detonierten bereits, wenn sie das Zeltdach durchschlugen, und übergossen dann die schlafenden Männer mit ihrem geschmolzenen Stahl. Die schwereren Kaliber wie Katjuscha-Raketen und Artilleriegranaten würden die Zelte samt ihren Insassen ganz einfach in Stücke reißen. Keinen von uns musste man daran erinnern, dass eine Menge Scheiße, die eigentlich für den Green Beach bestimmt gewesen war, vorwiegend auf diesem Hügel eingeschlagen war, auf den wir jetzt umziehen mussten.
    Im November erfuhren wir, dass unser Einsatz in Beirut verlängert worden war.
    Die 24. Marine Amphibious Unit hätte ursprünglich bereits in der letzten Oktoberwoche abgezogen werden sollen, aber dann war unsere Ablöseeinheit erst einmal nach Grenada umgeleitet worden. Wir mussten uns mit dem abfinden, was wir schließlich wie im Eishockey unsere »dritte Verlängerung« nannten. Für einige war diese Verlängerung eine Strafe. Es gab jedoch andere, Offiziere wie Mannschaften, die diese Extra-Zeit als eine Art Buße betrachteten. Die Toten forderten einen solchen Akt der Reue und Zerknirschung, ein Sühneopfer und eine Entschuldigung. Diese Bürde mussten wir, die Besiegten und Geschlagenen, tragen. Wir waren nicht wachsam genug, tapfer genug und umsichtig genug gewesen – und jetzt waren 241 unserer Kameraden tot. Schuldgefühle wehten auf uns herab wie Rauch. Manchmal kam auch mir der Gedanke: Wir waren noch hier, weil wir es verdient hatten.
    Ich überstand diese Tage, indem ich mir ständig einredete, dass dies alles in höchstens vier Wochen vorbei sein würde. Für die Überlebenden hier am BIA war das eine seltsame und leere Zeit. Sieben Monate lang hatten die Marines die Tage gezählt, sie im Kalender markiert und davon geträumt, von hier wegzukommen. Aber jetzt, da die Ablösung so nahe war, fanden wir es fast unmöglich, uns über die nahende Heimkehr zu freuen. Es wirkte so, als ob wir alle einen kollektiven Nervenzusammenbruch erlitten hätten und alle Kampftrupps, Squads, Züge und Kompanien zu Zombies geworden wären. Jedem von uns hatte sich ein

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