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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Kriegsmaschinerie zu füttern.
    Zumindest waren diese Einsätze leicht, und wir hatten kaum einmal Feindberührung. Ab und zu wurden wir von Scharfschützen beschossen. Es gelang uns jedoch immer besser, sie mit unseren 40-mm-Granatwerfern auszuschalten. Wir erwiderten das auf uns gerichtete Feuer kühl und wohlüberlegt. Gelegentlich ignorierten wir das Arschloch mit dem Gewehr und schossen auf die Autos, die vor dem Versteck des Heckenschützen parkten. In ihrer Autoliebe kann man die Libanesen mit den Kaliforniern vergleichen. In Beirut war der Wagen eines Mannes ein Statement. Wir gaben jetzt unsere eigenen Statements ab. Zuerst zerschossen wir nur die Reifen, zertrümmerten die Windschutzscheiben und zielten auf die Türgriffe. Später machte uns die Langeweile bösartiger, und wir demolierten die Mercedes, Fiats und Lancias mit 40-mm-Granaten und panzerbrechenden Geschossen. Unser Vandalismus sollte die Leute abschrecken, die es den Scharfschützen erlaubten, ihre Dächer und Balkone zu benutzen. Zuerst fanden wir das Ganze richtig amüsant. Am Ende war es nicht einmal mehr lustig.
    Was immer wir ihnen antaten, es würde nie genug sein.
    Im Hubschrauber unterdrückten das Heulen der Turbinen und das Pochen der Rotorblätter jeden Gedanken. Der Flug von der Landezone Braun am Flughafen zu den Schiffen, die vor der Küste kreuzten, war reine Routine. Die Passagiere waren eine bunt gemischte Truppe, und sie waren zu 15 unterschiedlichen Bestimmungsorten in der Uferzone, den Außenposten und draußen auf dem Meer unterwegs. Die Männer starrten aus den Bullaugen auf die unendliche See hinunter. Die grauen Wellen wirkten aus einer Höhe von 450 Metern nur noch wie kleine Kratzer auf einer riesigen glatten Oberfläche. Zwischen den Passagieren waren gelbe und rote Postsäcke und Frachtkisten aufeinandergestapelt. Auf drei Kästen stand in Großbuchstaben: »DANKE, DASS SIE EIN PRODUKT AUS DEN USA GEKAUFT HABEN.«
    Mein CAR-15 hatte ich mit der Mündung nach unten zwischen die Beine geklemmt. Ich beugte mich nach vorne und legte das Kinn auf die Schulterstütze. Jetzt konnte ich durch meine Finger und Schläfen die Schwingungen der Kabine fühlen. Ich mochte diese Vibrationen, weil sie mich nach einer gewissen Zeit empfindungslos machten.
    Ich war auf dem Weg zur USS Fort Snelling, einem Docklandungsschiff, das unsere Ablöseeinheit, den 2. Zug des SEAL Teams Four, in den Libanon gebracht hatte. Es war 11.00 Uhr und ich freute mich auf das Mittagessen an Bord des Schiffes.
    Auf dem Flugdeck der Fort Snelling begrüßte mich Giff, der kurz zuvor gelandet war. Wir gingen zur Offiziersmesse und begegneten dort den Offizieren, die uns ablösen würden, Mikey Walsh und Don Tollson. Ihr Platoon kam in der Ausbildungs-Pipeline der SEALs direkt hinter uns. Wir waren mit Mikey und Don bereits geraume Zeit befreundet und freuten uns, sie zu sehen. Sie trugen Khaki, eine Uniform, die wir seit Monaten nicht mehr angehabt hatten, und sie sahen gesund und sonnengebräunt aus. Der Wochenendkrieg in Grenada war ihnen offensichtlich gut bekommen.
    Mikey war ein gedrungener, muskulöser Mann mit einem sandbraunen Schnurrbart. Don war größer, hatte einen trockenen Humor und das leicht asymmetrische Gesicht eines Boxers. Sie waren vier oder fünf Jahre älter als Giff und ich. Mikey war Lieutenant und Don Lieutenant Junior Grade. Beide waren Mustangs, also Offiziere, die zuvor Mannschaftsdienstgrade gewesen waren. Beide hatten bereits in Vietnam in einem Platoon gedient, Mikey als Schütze eines Stoner-63-Gewehrs im SEAL Team One und Don als Mitglied des SEAL Teams Two. Sie erzählten Geschichten aus Grenada. Dabei waren sie recht bescheiden, was ihre eigenen Einsätze anging, obwohl sie bereits vor der eigentlichen Invasion tätig waren und zum Beispiel in den Stunden vor dem Angriff eine Aufklärungsmission zum Pearls-Flughafen durchgeführt hatten. Weniger erfolgreich war jedoch ihre Jagd auf Ostblock-Berater gewesen, denen es leider gelang, von der Insel zu fliehen. Der offizielle Deckname für die Invasion lautete »Operation Urgent Fury« (deutsch: »Drängende Wut«). Die Soldaten selbst nannten sie jedoch im Spott W. W. G. – World War Grenada. Zwar hatte das SEAL Team Six einige Opfer zu beklagen, aber Mikey und Don vermittelten uns den Eindruck, dass das SEAL Team Four die Sache ausgesprochen gut überstanden hatte.
    Als sie uns dann fragten, wie hier die Verhältnisse waren, antworteten Giff und ich wie aus einem Mund:

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