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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Surveillance/Erkundungs- und Überwachungs-) -Team würde bei dieser Mission sehr exponiert werden. Ich würde diesen Job deshalb nur übernehmen, wenn wir ohne allzu große Gefahren in unsere Position einrücken und danach auch wieder abziehen konnten. Nach der Karte zu urteilen, was allerdings oft ziemlich leichtsinnig ist, schien das Gelände um unseren Beobachtungspunkt auf drei Seiten steil abzufallen und dicht bewachsen zu sein. Vom Höhenrücken aus müsste das Hisbollah-Lager auch gut einsehbar sein.
    Die Zielgebäude waren dabei im ganzen Tal verstreut, sodass sie leicht zu identifizieren sein würden – zumindest wenn man dieser Karte vertraute. Wenn uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung machte, müssten wir eigentlich die Wirkung der Bombenabwürfe mit unseren Ferngläsern gut beurteilen können.
    Eines war uns jedoch klar: Man konnte die Rolling Stones nicht außer Gefecht setzen, indem man ihr Hotelzimmer bombardierte. Dieser Luftangriff war lediglich ein Vergeltungsschlag. Die eigentlichen Ziele waren nicht aus Stein und Holz, sondern aus Fleisch und Blut. Die Bomben waren für die Führung der Hisbollah bestimmt. Nach dem Angriff würde das R&S-Team die Auswirkungen auf die Ziele registrieren, das NRO würde Satellitenfotos schießen, die NSA würde den Funkverkehr abhören und die CIA würde alle Erkenntnisse zusammenführen und analysieren. Dies alles waren nur Informationssplitter, Nachrichtensteinchen, die erst zu einem Puzzle zusammengesetzt werden mussten. Wir alle waren nur kleine Figuren in einem großen Spiel.
    Das R&S-Team nach dem Angriff wieder aus diesem Gebiet herauszuholen, war der Knackpunkt dieser ganzen Operation, das, was die Sesselfurzer im Stab den »kritischen Knoten« nennen. So widersinnig es auch klingen mag, man kann in der Regel damit rechnen, dass Menschen aufwachen, wenn man ihnen einen Tritt versetzt hat. Die bösen Jungs würden sich garantiert rühren. Deshalb wählte ich einen Ausschleusungspunkt, der am Fuße und etwas westlich unserer Aussichtshöhe lag. Dieser Abholpunkt und ein zweiter Ausweichpunkt waren durch diesen Höhenzug vom Zielgebiet abgeschirmt. Wenn der Hubschrauber uns wegen des Wetters oder aufgrund von Feindeinwirkung nicht erreichen konnte, wollten wir uns nach Westen zur Küste durchschlagen. Es wäre zwar ein langer Marsch bis zum Wasser, etwas mehr als 20 Kilometer, aber die Topografie und die Dunkelheit wären dabei auf unserer Seite. Wenn das R&S-Team zu Fuß abrücken musste, würde es bergiges, unübersichtliches Gelände durchqueren müssen. Bei Dunkelheit wären sie dort unmöglich aufzuspüren. Es war ein ordentlicher Plan, nicht perfekt, aber gut. Ich teilte den Franzosen also mit, dass ich mit einem Aufklärungstrupp dort hineingehen würde, wenn die Sicht ausreichend sein sollte. Ich würde dies entscheiden, wenn wir mit dem Hubschrauber über dem Operationsgebiet eintreffen würden.
    Jetzt stellte sich nur noch die Frage, wer den vorgeschobenen Beobachtungspunkt einnehmen sollte. Ich beschloss, das Team möglichst klein zu halten. Die letzten sieben Kampfmonate hatten mich gelehrt, dass Männer nichts tun werden, was ihr Führer nicht zuerst tun würde. Wenn es ein Scheißjob war, erledigte ich ihn gewöhnlich selbst. Also würde ich auf jeden Fall die Aufklärungsmission übernehmen. Bei den SEALs gab es den Spruch: »Eins ist keins, und zwei sind eins.« Diese Maxime galt nicht nur für Ausrüstungsgegenstände, sondern auch für Personen. SEALs operierten nicht solo. Ich brauchte also einen Partner.
    In den beiden Boat-Crews gab es insgesamt acht Operators. Das waren kaum genug Männer, um beide Teile der erweiterten Mission durchzuführen. Dave war der vorderste Mann bei allen meinen Patrouillen, mein Schwimmkamerad, und ich hielt ihn für einen unserer besten Operators. Er wäre eigentlich die logische Wahl gewesen, aber da gab es ein Problem:
    Stan.
    Ich hätte jetzt gerne berichtet, dass ich Stan auf diese Aufklärungsmission mitgenommen habe, dass er sich dabei als tapferer Kämpfer erwies und sich am Ende seines Einsatzes im Libanon der Wertschätzung seiner Teamkameraden erfreuen durfte. In einem Hollywood-Film hätte sich die Geschichte so abgespielt. Aber in der grausamen Welt einer realen kriegerischen Auseinandersetzung geht es leider anders zu. Obwohl Stan der ranghöchste Unteroffizier war, wollte ich ihm auf keinen Fall das Kommando über die Männer im Hubschrauber übertragen. Ihn auf meine Mission

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