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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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vergewisserte mich, dass das untere Seilende den Boden berührte, dann nickte ich Bubba zu.
    »GO!« Er rutschte das Seil hinunter. Dave klopfte mir ganz leicht an den Oberschenkel, als ich mit gespreizten Beinen über der Luke stand.
    »Denk immer dran«, sagte er, »Sicherheit hat absolute Priorität.« Das war ein Standardspruch der SEAL-Truppe, der vor allem bei den höheren Offizierschargen beliebt war und deshalb auch bei jeder Befehlsausgabe auftauchte, wenn die Mission auch nur ein bisschen gefährlich war. Ich musste grinsen.
    Ich ließ mich durch die Luke fallen und rutschte das Seil hinunter. Ich spürte, wie das grüne hanftauartige Spezialseil meine Hand aufheizte, obwohl ich ein Paar Handschuhe aus Nomex-Gewebe und Leder trug. Als ich von der Unterseite des Hubschraubers freikam, schleuderte der Abwind der Rotoren unzählige Regentropfen auf mich. Windstöße mit einer Geschwindigkeit von fast 150 Stundenkilometern schossen mir Wassertropfen gegen die Beine, dass ich das Gefühl hatte, es wären kleine Kieselsteine. Gleichzeitig sorgten sie dafür, dass ich beim Herunterrutschen ständig um das Seil herumgedreht wurde. Ich kniff die Augen zusammen, um sie vor ernsten Verletzungen zu schützen.
    Zehn Stockwerke unter mir war Bubba schon am Boden angekommen. Das Seilende hatte jedoch die ebene Fläche auf der Spitze des Höhenzugs um einige Meter verpasst. Bubba war deshalb auf einem steilen Abhang gelandet und nach links auf die Knie gefallen. Er hielt sich immer noch am Seil fest, um das Gleichgewicht zu behalten, während er zu mir hinaufschaute. Als ich mich dem Boden näherte, festigte ich meinen Griff um das Seil und verlangsamte damit meinen Abstieg. Gleichzeitig verstärkte ich natürlich auch den Reibungsfaktor für meine Handschuhe. Auf den letzten sechs Metern konnte ich brennendes Leder riechen. Ich landete direkt neben Bubba und schaffte es irgendwie, auf dem schlüpfrigen Abhang das Gleichgewicht zu bewahren. Ich gab Dave mit erhobenem Daumen das Zeichen, dass alles in Ordnung war. Das Seil wurde in Windeseile durch das Höllenloch zurück an Bord gezogen. Der große Hubschrauber nahm die Nase etwas herunter, beschleunigte und flog der Sicherheit der Küste entgegen.
    Wir waren »drin«.
    Als sich der Helikopter entfernte, hallte das Pochen seiner Rotoren in den Tälern wider, bis es allmählich in der Ferne verklang. Laut Vorschrift hätte die Maschine noch einige weitere Absetzaktionen vortäuschen müssen, dazu war jedoch heute keine Zeit. Ich hoffte, dass das vielfältige Echo alle verwirren würde, die herausfinden wollten, wo wir gelandet waren.
    Der Abhang unter unseren Füßen war schlammig und viel steiler, als er aus der Luft ausgesehen hatte. Es regnete immer noch, und allmählich stieg ein leichter Nebel auf. Wir begannen, auf Händen und Knien auf den Höhenzug hinaufzuklettern. Wir klammerten uns mit den Fäusten an Büsche und Wurzeln, als wir den 45-Grad-Hang emporkrochen. Gleichzeitig rammten wir unsere Stiefelspitzen in die weiche Erde und fabrizierten dadurch wie Gletscherkletterer kleine Stufen. Der Höhenrücken über uns war in eine graue, feuchte Wolke gehüllt. In etwa fünf Minuten kletterten wir die 15 bis 20 Meter bis zum oberen Rand des Wadi empor. Oben auf dem Kamm erwartete uns eine kalte, nasse, trostlose Wolke. Ich zog mir die Kafiyah enger um den Hals, während Bubba mir zur rückwärtigen Seite des Höhenzugs folgte. Dort war das Gelände weit weniger steil. Dass uns auch dort die Wolken als Sichtschutz dienten, fand ich eher beruhigend. Allerdings mussten wir unter die Wolkendecke gelangen, wenn wir den Angriff auf die Gebäude der Hisbollah beobachten wollten.
    Ich schaute auf die Uhr. Uns blieben noch 15 Minuten bis zum Angriff der Super Étendards. Wir kämpften uns durch hüfthohes, dichtes Unterholz bergab. Schließlich hob sich der Nebel. Über unseren Köpfen brach die Sonne durch die Wolken. Als die Regenwand über die Rückseite des Berghangs gewirbelt wurde, bildete sich ein herrlicher Regenbogen.
    Direkt unter den Wolken gelangten wir zu einer unbefestigten Piste. Eigentlich war es nur ein schmaler Weg, der quer über den Abhang führte und kaum begehbar war. Auf meiner Karte war er jedoch nicht eingezeichnet. Ich bekam einen gehörigen Schreck. Ich war mir ziemlich sicher, dass wir uns am richtigen Ort abgeseilt hatten, obwohl wir die Kuppe der Anhöhe knapp verpasst hatten. Dann waren wir ein Stück hochgestiegen und zur anderen Seite des

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