Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
Vom Netzwerk:
und ließ sich auf den Sitz neben mir fallen.
    »Vamos«, rief er nach vorne.
    Als wir uns von der Portland entfernten, presste Cheese seinen nackten Hintern gegen das Rückfenster. Im Bus und draußen auf dem Pier brandete johlender Beifall auf.
    »Adios, Motherfuckers«, schrie er.
    Adios hoffentlich auf lange Zeit.
    Sobald wir den Stützpunkt verlassen hatten, wies Frank den Fahrer an, vor einem 7-Eleven-Supermarkt anzuhalten. Die Jungs hatten seit Monaten keinen Gehaltsscheck eingelöst und hatten deshalb auch keinen Cent Bargeld dabei. Frank und ich hatten jedoch ein kleines Bündel Dollar-Noten in der Tasche. In den Monaten, in denen sie im Safe unseres Containers gelegen hatten, waren sie zerknittert und weich geworden. 200 Dollar waren im Hinterland von North Carolina ein Vermögen. Wir waren entschlossen, sie unverzüglich auf den Kopf zu hauen.
    Die Bustüren gingen auf und die Jungs drängten heraus. Ich zählte 100 Dollar ab und reichte sie Doc. »Kauf alle Sixpacks, die du dafür bekommst«, sagte ich.
    Doc stürmte in den Laden, ging sofort zum Kühlfach hinüber und begann, Bierdosen in einen Einkaufswagen zu stapeln. Der Angestellte stierte uns an, als ob wir eine Bande von Zeitlupenräubern wären.
    »Holt euch, was ihr für die Heimfahrt braucht«, sagte Frank. Die Jungs deckten sich mit Kartoffelchips, knusprigen Schweineschwarten, kleinen Obstkuchen, Beef Jerkys, in Jalapeños eingelegten Würstchen, roter Lakritze und sogar einem Laib Sunbeam-Weißbrot ein, Delikatessen, von denen sie in der Levante nur hatten träumen können.
    Doc rollte den Wagen mit dem Bier zur Kasse und Frank zählte ein Bündel zerknitterter 1-, 5- und 20-Dollar-Noten ab. Bubba kam auf mich zu und hielt mir ein extragroßes Kirsch-Slurpee, ein gefrorenes Fruchtgetränk, das es nur bei 7-Eleven gab, vor die Nase.
    »Kriege ich so eins, Mr Pfarrer?« Er sah aus wie ein glückliches Kind.
    »Lang zu, Bubba«, sagte ich.
    Das Bier und die Froschmänner wurden wieder in den Bus geladen und wir fuhren weiter nach Norden. Die Sonne ging gerade unter. An diesem eisigen Herbstabend war es in der kleinen Stadt Jacksonville in North Carolina erstaunlich dunkel. Obwohl es bereits die erste Dezemberwoche war, sahen wir keinerlei Weihnachtsbeleuchtung.
    Normalerweise würde heute hier der Bär tanzen. Wenn ein Marine-Bataillon heimkam, konnte man damit rechnen, dass es einen Haufen Geld ausgab, eine Menge Bier kaufte und der Hälfte aller Frauen im Landkreis einen Heiratsantrag machte. Das Problem war nur, dass weit weniger Marines heimgekehrt waren, als vor ein paar Monaten losgezogen waren. In Beirut hatte Amerika die schlimmste Niederlage seit Pearl Harbor erlebt.
    Wir tranken Bier und taten unser Bestes, um die Stimmung aufzuhellen, aber die bedrückende Stille unserer Heimkehr war nur schwer abzuschütteln. Wir waren vielleicht nicht von einer Menschenmenge und schmetternden Kapellen am Pier empfangen worden, aber die kleine Stadt hatte die Männer nicht vergessen, die sie verloren hatte. Überall in den Vorgärten und Fenstern hingen Flaggen und selbst gemachte Spruchbänder. Selbst unter den Neonlampen der Pfandleihen und Tattoo-Studios waren Solidaritätsbotschaften aus Plastik-Steckbuchstaben angebracht: »Gott schütze die Marines« oder »Willkommen daheim, 24 MAU«.
    Ich saß mit einem Bier auf der Rückbank des Busses und beobachtete, wie die Nacht hereinbrach. Als wir nach Norden weiterfuhren, wurden die Geschäfte und Häuser von Kiefern und einfachen Mobile Homes abgelöst. Kurz vor der Stadtgrenze musste der Bus an einer Kreuzung halten, die nur von einer einzigen Straßenlampe erhellt wurde. Als wir abbogen, schaute ich an einer Reihe ramponierter Briefkästen entlang. Im Fenster eines Mobile Homes hing wie ein Vorhang eine amerikanische Flagge. Vor der Flagge lehnte ein Farbfoto am Glas, eine Fotografie auf einer gemaserten Pappunterlage, wie man sie sich zum Beispiel bei K-Mart machen lassen kann. Das Bild zeigte einen Marine-Sergeant in seiner Ausgehuniform. Neben ihm stand eine Frau mit einer Alltagsfrisur. Auf seinem Arm hielt der Sergeant ein etwa sechsjähriges Kind. Die Ecken des leicht protzigen Holzrahmens waren mit schwarzem Klebeband überklebt. Neben dem Bild stand ein handgeschriebenes Schild. Jemand hatte krakelig mit einem Bleistift auf Bastelpapier geschrieben: »Gott segne meinen Daddy.«
    Wir verließen die Stadt und tauchten in einen riesigen Kiefernwald ein. Die zweispurige Landstraße schlängelte

Weitere Kostenlose Bücher