Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
Sicherheitsvereinbarungen unterzeichnen. Dann führte man mich in einen mittelgroßen Raum in der Operationsabteilung. Hinter einem Schreibtisch saß ein Mann mit dunklen Haaren und einem dichten Schnurrbart. Er sah ein wenig aus wie Tom Sellecks Vater. Außer ihm saßen noch fünf oder sechs groß gewachsene, kräftige Burschen auf ein paar Stühlen und einer Couch. Sie alle hatten schulterlange Haare.
»Setzen Sie sich«, sagte der Mann hinter dem Schreibtisch. Er deutete auf einen Stuhl mit kerzengerader Rückenlehne, der direkt vor dem Schreibtisch stand. Niemand stellte sich vor und es gab keine einführenden Bemerkungen. Ich nahm an, dass dieser Mann mit Schnurrbart Captain Gormly war, hatte jedoch keine Ahnung, wie dieser aussah. Ich hatte bereits Geschichten gehört, dass er jemand anderen an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, der dann während des gesamten Interviews den Skipper spielte.
»Wissen Sie, wer ich bin?« Der Mann schwang seine Füße auf die Schreibtischplatte.
»Da Sie die Füße auf dem Schreibtisch haben, nehme ich an, dass Sie der Skipper sind.«
Das Gesicht hinter dem Schnurrbart lächelte ganz leicht. Ich war darauf gefasst, von Anfang an scharf angegangen zu werden. Tatsächlich ging es sofort los. Das Lächeln verschwand und Gormlys Augen wurden ganz schmal.
»Sie sind beim Team Four?«
»Jawohl, Sir.«
»Wie kommen Sie mit Skippy aus?«, fragte jemand hinter mir. Ich drehte mich nicht um, sondern hielt die Augen immer noch auf Captain Gormly gerichtet.
»Wenn ich nicht mit ihm auskäme, würde ich es hier nicht erwähnen«, antwortete ich.
»Warum tragen Sie ein Combat Action Ribbon?«, fragte Captain Gormly.
»Beirut«, erwiderte ich.
»Mit wem waren Sie dort?«
»Frank Giffland.«
»Was haben Sie dort gemacht?«
Ich zählte ganz kurz ein paar Operationen auf. Während ich in Beirut war, hatte Bob Gormly das SEAL Team Six in Grenada kommandiert. Das Six hatte dort den Generalgouverneur Paul Scoon befreit und die Operation gegen den Radiosender angeführt, die inzwischen bei den Spezialtruppen im ganzen Land legendär geworden war. Ich wurde mit einer Menge Fragen gelöchert, durfte aber auch selbst welche stellen. Als ich meine möglichen künftigen Arbeitgeber ausfragte, sah ich, wie sie sich gegenseitig Blicke zuwarfen. Man erwartete also von mir, dass ich interessiert war und Fragen stellte, obwohl ich von einer ganzen Gruppe von Männern umgeben war. Schließlich klappte Captain Gormly meine Akte zu, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
»Das genügt«, sagte er. Ich stand auf, nickte und ging zur Tür. Als ich sie öffnete, faltete ein Mann auf der Couch die Arme auseinander.
»Trinken Sie schon mal einen Schluck?«, fragte er.
»Dafür bin ich bekannt.«
»Waren Sie schon jemals im Raven?«
Das Raven war die Bar des SEAL Teams Six. Es war für andere Teams nicht gerade verboten, aber es war ihr Revier und stand quasi unter ihrer Hoheit.
»In letzter Zeit nicht«, antwortete ich.
Ein Typ auf einem Stuhl beugte sich nach vorne. »Warum nicht?«
»Ich habe gehört, es sei vor Kurzem eine Schwulen-Bar geworden.«
Niemand sagte ein Wort. Nur die Lampen summten. Ich verließ den Raum und war überzeugt, dass ich es vermasselt hatte. Ein paar Wochen später hörte ich, dass mein Name doch im Pool gelandet war. Die Wochen verrannen, aber es kam keine weitere Nachricht.
»Du brauchst uns nicht anzurufen, Junge. Wir rufen dich an.«
Eine Seefahrt
Im März beschlossen Margot und ich, unsere Beziehung ohne jedes Brimborium zu »legalisieren«. Wir heirateten im Rahmen einer Ziviltrauung in Elizabeth City, North Carolina. Trauzeugen waren das Paar, das hinter uns in der Schlange stand. Ein alter Friedensrichter las uns die Trauformel vor. Ich erinnere mich noch heute, dass sein Glasauge während der ganzen Zeremonie in die falsche Richtung zeigte. Wir hatten auch keine Flitterwochen. Heute ist es mir richtig peinlich, wenn ich erzählen muss, wie schmuck- und formlos unsere Eheschließung war. Es gab keine Brautjungfern und keine Blumen und niemand bewarf uns mit Reis. Ich war zu einem Mann geworden, der alles Romantische hasste. Ich vergaß dabei vollkommen, wie wichtig solche Bräuche für eine Frau sein können, und zwar nicht weil sie Rituale sind, sondern weil sie die Verbindung zwischen diesen beiden Menschen symbolisieren. Ich bin auch nicht stolz darauf, dass ich mich nicht gerade als idealer Ehemann erwies. Wir brachten einander zum Lachen, ich passte auf
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