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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Ihnen war wohl gar nicht bewusst, dass sie einen gewissen Retro-Chic ausstrahlten. Zuerst wollten sie ganz genau wissen, was Bubba alles wusste. Danach widerriefen sie offiziell seine Unbedenklichkeitserklärung als Geheimnisträger. Schließlich fragten sie mich, wohin Bubba wohl gehen würde.
    »Mexiko?«, warf der eine in den Ring.
    »Glauben Sie, er tritt einer Miliz bei?«, fragte der andere mit einer Mischung aus Besorgnis und Begeisterung.
    »Ich würde bei ihm daheim nach ihm suchen«, schlug ich vor.
    Das taten sie dann auch. Sechs Monate später wurde Bubba in seiner kleinen Heimatstadt im westlichen Tennessee verhaftet. Bubbas Training hätte es ihm erlaubt, einfach so zu verschwinden, aber er hatte gesagt, er gehe heim, und genau das hatte er getan. Er kam vors Kriegsgericht, wurde unehrenhaft entlassen und gleichzeitig zu fünf Jahren Haft in einem Bundesgefängnis verurteilt.
    Der tapfere, schlichte Bubba war zu unserem ersten Opfer geworden.
    Das SEAL Team Four bekam unverhofft den Auftrag, sich am Kampf gegen den Drogenhandel – damals nannte man es noch »Drogenterrorismus« – zu beteiligen. Jetzt lag es im Interesse unserer Oberen, zügig ein Platoon zusammenzustellen und sofort nach Lateinamerika zu schicken. Und schon gab es den 5. Zug wieder! Nicht, dass unsere Teamführung uns jetzt ins Herz geschlossen hätte. Weit gefehlt. Die Anforderung war jedoch von ganz oben gekommen, und die ganze Mission hatte eine so geringe Vorlaufzeit, dass es einfach nötig war, unsere Jungs wieder zusammenzurufen. Kein anderes Platoon war damals verfügbar und unverzüglich einsetzbar. Mit Ausnahme von Bubba, Tim, Stan und Doc bestand der Zug aus den gleichen Männern wie im Libanon. Als wir wieder zusammengestellt wurden, war bereits ein volles Viertel des alten Platoons in meiner Ausbildungseinheit tätig. Außerdem waren wir alle erfahrene Kampfveteranen. Aus diesem Grund hatte man es nicht für nötig gehalten, uns durch einen kompletten Einsatzvorbereitungszyklus zu schicken.
    Um das Kommando des 5. Zugs übernehmen zu können, musste ich mich beim SEAL Team Four für ein weiteres Jahr verpflichten. Ich hatte immer noch nichts vom SEAL Team Six gehört und ich wollte dieses Kommando unbedingt haben, deshalb unterzeichnete ich die Verpflichtungserklärung ohne jedes Bauchgrimmen. Das Team wollte uns möglichst schnell losschicken, deshalb beschränkte sich unser Training auf ein Minimum. Wir mussten nur eine Operationsbereitschaftsprüfung absolvieren, bei der wir einen Sprengstoffangriff auf ein Kernkraftwerk simulierten, eine Aufgabe, die wir mit Bravour lösten. Zwei Wochen später sprangen wir vor Cape Henry mit Fallschirmen ab, um uns mit dem Unterseeboot USS Cavalla zu treffen, das uns zu unserem neuen Heimatstützpunkt, der Roosevelt Roads Naval Station in Puerto Rico, bringen sollte.
    Mein Stellvertreter war Ensign Greg Benham, ein witziger, in New York geborener Mustang, der später zum einzigen Prozessanwalt mit SEALs-Ausbildung beim JAG-Corps der Navy wurde. Greg war ein gestandener Operator, und die Jungs fassten sofort Vertrauen zu ihm. Unser neuer Leading Petty Officer Juan Morales war erst vor Kurzem vom SEAL Team One zu uns versetzt worden. Juan war ein einziges Mysterium mit einem Master in Kunstgeschichte und einer Berechtigung, für den Staat New Jersey an den »Golden Gloves«, dem wichtigsten Amateurboxturnier der Vereinigten Staaten, teilzunehmen. Er übte seine Autorität ruhig und besonnen aus und schloss bald engere Freundschaft mit unseren Teammitgliedern mit spanischer Muttersprache Rudi und Willito. Das Trio nannte sich schließlich Los Bravos, was vom Rest des Platoons bald zu Los Patos verballhornt wurde, was eine weit weniger schmeichelhafte Bezeichnung war, da es einfach »die Enten« bedeutete. Wir würden ohne einen Chief Petty Officer ausrücken, was sehr ungewöhnlich war. Da sowieso niemand auf dieser Erde in Docs Fußstapfen treten konnte, bekümmerte uns diese unbesetzte Stelle nicht weiter.
    65 Kilometer südlich der zu Puerto Rico gehörenden Insel Vieques ging die USS Cavalla auf Periskoptiefe. Der 5. Zug bereitete sich darauf vor, das U-Boot zu verlassen. Wir machten im Torpedoraum unsere Ausrüstung einsatzfertig und stiegen dann die Stahlleiter in die vordere Schleusenkammer hinauf. Der von Rohren und Ventilen eingefasste Raum war kugelförmig und hatte einen Durchmesser von zwischen 2,50 und 2,70 Metern. Am Boden der Schleusenkammer durchbrach eine leicht konvexe

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