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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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aussahen, heraus wie Zirkus-Freaks. Ein solcher offensichtlicher Norte-Americano gab natürlich ein ausgezeichnetes Ziel ab.
    Verfolgungswahn ist totale Aufmerksamkeit, pflegten wir zu sagen. Das galt niemals mehr als in unserer Freizeit in Tegucigalpa. Dort war ständige Wachsamkeit unser Motto und unsere Paranoia erstreckte sich auf die kleinsten Dinge wie zum Beispiel auf das Essen. Einen Sitzplatz in einem mittelamerikanischen Restaurant auszuwählen, ist eine Kunstform, vor allem wenn man 1,90 Meter groß ist, rote Haare und Sommersprossen hat und wie ein Gringo-Militärberater, ein Consejero militar , aussieht. Bei der Restaurantauswahl in einem Land, in dem gerade Bürgerkrieg herrscht, muss man die Architektur, die Lage und die Ballistik berücksichtigen. Auch die Küche und die Atmosphäre sind Faktoren, allerdings nur zweitrangige. Vor allem ist es ratsam, nur Lokale zu besuchen, die einem von einem anderen Militärberater oder irgendwelchen CIA-Typen der örtlichen Botschaft empfohlen wurden. Man muss eben etwas finden, dessen Besitzer nichts gegen Amerikaner hat. Jeder Operator, der bei seinem Einsatz an einen neuen Ort gelangt und dort neue Esslokale ausprobiert und überlebt, vergrößert dadurch automatisch auch für alle seine Kameraden die Auswahl an sicheren Gaststätten. Als ich dieses Mal nach Mittelamerika zurückkehrte, hatte man in jeder Hauptstadt etwa zwei Dutzend zur Auswahl.
    Wir vermieden grundsätzlich alle Lokale, in deren Namen »American« auftauchte. Ein gutes Beispiel hierfür war »Bobby’s American Bar« in Athen, in der zu meinen Lebzeiten mindestens drei Bomben hochgingen. Ebenfalls zu vermeiden waren noble Restaurants in protzigen internationalen Hotels, da sie schweineteuer waren und außerdem von Mitgliedern des einheimischen Geldadels besucht wurden. Man musste immer daran denken, dass auch sie bevorzugte Attentatsziele waren.
    Manchmal war die Bedrohungslage gering, manchmal beträchtlich, wobei sich die Quellen der Gefährdung häufig unterschieden. In jedem Land geschehen immer wieder Gewaltverbrechen, deren Opfer nicht selten Amerikaner sind. Das nahm ich jedoch nicht persönlich. Die meisten Kriminellen sind im doppelten Sinne des Wortes blutige Amateure. Ihre mangelnde Raffinesse gewährt einem auch ein gewisses Maß an Sicherheit. Weit ernster zu nehmen war jedoch die politische Gewalt. Die Bedrohung kam dabei meistens von links, oft jedoch auch aus dem rechten Spektrum. Manchmal waren es Terroranschläge, manchmal bloße Provokationen, aber das Ergebnis für unser Verhalten war dasselbe. Wir alle waren immer sehr sorgfältig in der Auswahl unserer Restaurants.
    Das erste Problem war das Parken. Dafür hatte ich immer zwei Schachteln Zigaretten dabei. Wenn ich den Wagen geparkt hatte, gab ich dem ersten Jungen, den ich sah, sofort drei Zigaretten und versprach ihm den Rest der Packung, wenn er auf mein Auto aufpassen würde. Ich habe nie erlebt, dass einer dies abgelehnt hätte. Dann ging ich einen halben Block in Richtung des Lokals, wählte mir aus der Menge nach Gutdünken einen anderen jungen Mann aus und machte ihm denselben Vorschlag, drei Zigaretten sofort und den Rest der Packung hinterher. Der zweite musste dafür den ersten Aufpasser überwachen. Ich bin überzeugt, dass dies funktioniert, denn ich wurde bei meiner Rückkehr zu meinem Fahrzeug kein einziges Mal überfallen. Auch hat man mir nie eine Bombe ins Auto gelegt.
    Sichere Restaurants hatten einige Gemeinsamkeiten. Fast immer wurden sie von einem älteren Ehepaar geführt, das mindestens ein erwachsenes Kind hatte, das in den Vereinigten Staaten lebte. Man wusste das, weil die Eigentümer es einem sofort erzählten. Außerdem gab es dort immer Gegenstände, die eine gewisse Verbundenheit mit Amerika ausdrückten. Dies konnten Football-Poster der Miami Dolphins, eine Elvis-Büste auf Samt oder die unvermeidliche Budweiser-Uhr sein. Launische, mürrische oder feindselige Wirte vermied man jedoch tunlichst. Dies galt umso mehr für Lokale, die offen ihre Gefolgschaft für eine linke oder rechte Partei bekundeten. Gelegentlich aß man vielleicht auch einmal in einem Etablissement, an dessen Wand ein Ché-Guevara-Poster hing, aber das war eher ein einmaliges Experiment. Wenn man sich hinsetzte und plötzlich alle aufstanden und gingen, war es höchste Zeit, sich ein anderes Restaurant zu suchen.
    Wir hatten alle unsere Lieblingsplätze, doch diese sollten auf keinen Fall zu vorhersagbar sein. Die Lokale

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