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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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dem Turm holten wir jetzt noch ein paar mit Benzin gefüllte Kraftstoffblasen heraus, klemmten sie an die Aufstiegsleine an und ließen sie durch ihren eigenen Auftrieb zur Oberfläche aufsteigen. In ganz kurzer Zeit hatten sechs Männer mit ihrer gesamten Ausrüstung das U-Boot verlassen. Jetzt würden wir selbst die Aufstiegsleine emporschwimmen und in unser Boot klettern.
    Der Letzte, der aus dem Unterseeboot ausgestiegen war, drückte mir einen wasserdichten Seesack in die Hand, in dem meine Waffe samt Munition und meine Einsatzweste steckten. Zwei Taucher schwebten als Takler noch eine Zeit lang über dem U-Boot-Deck. Ich schnallte den Seesack an meinen Gürtel und zog mir das Tauchgerät vom Rücken. Der Rigger, der mir am nächsten war, schwamm auf mich zu, um mein Gerät zu übernehmen. Ich nahm einen letzten, tiefen Zug aus meinem Atemregler und hielt mein Kinn der 12 Meter über mir liegenden Wasseroberfläche entgegen. Unser Schlauchboot hob sich als schwarzer, bogenförmiger Umriss gegen das Mondlicht ab.
    Ich gab den Taklern ein Zeichen, nahm den Atemregler aus dem Mund und blies einen ganzen Blasenstrom ins Wasser. Dann schwamm ich ganz langsam zu unserem Boot hinauf. Ich passte dabei auf, nicht schneller als die kleinsten Luftbläschen aufzusteigen, die mich umgaben. Während meines Aufstiegs atmete ich weiterhin kontinuierlich aus, da sich die Luft in meiner Lunge ausdehnte, je höher ich kam. Trotz des ständigen Ausatmens schien das Volumen meiner Lunge unendlich zu sein. Das war jedoch nur ein physikalisches Phänomen, ein Trick der Physik. In 12 Metern Tiefe war die Luftmenge in meiner Lunge doppelt so groß wie die Menge, die mein Atmungsorgan an der Oberfläche aufnehmen konnte. Wenn ich also nicht ausgeatmet hätte, würde sich die Luft in meinen Körperhöhlen auf das doppelte Volumen ausdehnen. Meine Lunge würde platzen, meine Blutgefäße embolieren und ich wäre innerhalb von Sekunden tot. Das konnte jedoch nur dann eintreten, wenn ich unglaublich dumm war. Auch dieses Mal schaffte ich es ohne jede Komplikation zum Boot und schwang mich hinein.
    Als ich meine Tauchermaske absetzte, hörte ich bereits das Tuckern des Außenborders. Irgendwie schien es hier an der Oberfläche dunkler zu sein als unter Wasser. Ich blinzelte ins schwache Mondlicht hinein. Der Zodiac war immer noch an der Boje festgemacht und wurde jetzt langsam von dem riesigen Leviathan unter uns durch die rollende Dünung gezogen. Hinter dem Zodiac tauchte plötzlich das Angriffsperiskop der Cavalla aus den Wellen auf. Ich schnallte meinen Seesack ab, holte meine Waffe heraus, machte sie einsatzbereit und zog meine Einsatzweste an. Da ich die Hand kaum vor den Augen sehen konnte, verließ ich mich dabei ganz auf meine Routine. Mit mir im Boot saß die Boat-Crew 4 des 5. Zugs. Oder besser die Boat-Crew 4 des wiederaufgestellten 5. Zugs.
    Ich konnte keine Gesichter unterscheiden, aber ich erkannte alle Männer, die außer mir im Boot waren, an ihrer Gestalt. Rudi sah selbst in dieser Dunkelheit muy cubano aus. Dave stand an der Ruderpinne. Juan Morales kauerte ganz vorne im Bug. Als ich meine Einsatzweste über meine nasse Tarnjacke gezogen hatte, gab Dave ein Zeichen. Er drehte sich um und leuchtete mit einem Infrarotlicht kurz zum Periskop hinüber. Als Antwort dippte das Angriffsperiskop der Cavalla zweimal. Im Bug des Zodiac löste Juan daraufhin die Leine.
    Der Zodiac kam von der Boje frei und Dave warf das Steuer herum. Wir tuckerten den Kamm einer mondbeschienenen Welle hinauf, während sich das Periskop an uns vorbeibewegte, eingezogen wurde und unter der Oberfläche verschwand. Die Boje wurde mit einem leisen Gurgeln unter Wasser gezogen, als das U-Boot zum letzten Mal an uns vorbeifuhr.
    Der Zodiac nahm Kurs in Richtung Westen, während allmählich der Mond unterging. 30 Kilometer hinter dem Horizont lag unser neues Zuhause, die Roosevelt Roads Naval Station auf Puerto Rico. Es war eine fantastisch schöne Nacht. Im Norden war die Touristenhölle von Saint Thomas nur ein gelblicher Lichtfleck am Horizont. Ich füllte meine Lungen mit der warmen Seeluft. Ich war eine ganze Woche an Bord dieses Unterseeboots gewesen und hatte in diesem seltsamen Neonlicht die ganze Strecke vom winterlichen Norfolk bis hierher zurückgelegt. Jetzt war ich begeistert, zusammen mit den Jungs wieder auf offener See zu sein.
    Auf dem Marinestützpunkt von Roosevelt Roads wurden uns Unterkünfte auf dem Special-Warfare-Gelände zugewiesen.

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