Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
waren gewöhnlich klein, manchmal indisch oder chinesisch, meistens jedoch einheimisch. Ein geeignetes Restaurant hatte höchstens ein Dutzend Tische und musste von der Straße abgeschirmt sein. Ein paar dicke Pfeiler oder ein oder zwei Torbögen boten da schon ausreichend Deckung. Auch musste das Lokal zwei oder drei Hinterausgänge haben. Aus- und Eingänge mussten vom eigenen Platz aus jederzeit einsehbar sein. Darüber hinaus musste man auf ein paar weitere Dinge achten: Die Tische sollten massiv sein, es sollte so wenig Fenster wie möglich geben und zwischen einem selbst und der Eingangstür sollten ein paar andere Gäste sitzen. Massive Tische boten mehr Schutz vor Geschossen und die anderen Gäste erschwerten es, eine Granate durch das Restaurant zu rollen oder zu werfen. Wie im Libanon war die Anwesenheit von Kindern immer ein Zeichen für Sicherheit.
Wenn ich allein aß, setzte ich mich immer mit dem Rücken zu einer Ecke des Raums. Wenn ich in Gesellschaft war, musste der eine immer die Eingangstür und der andere die Rückseite des Raums im Auge behalten. Es war äußerst unklug, mit einer Person essen zu gehen, der man sein Leben nicht anvertrauen würde. Wenn man sich an den gedeckten Tisch gesetzt hatte, wandte man als Erstes die Linke-Hand-Regel an. Man schloss ganz kurz die Augen und griff mit der linken Hand an die Sitzfläche. Mit immer noch geschlossenen Augen stellte man sich dann vor, wie man seine Pistole zog, sich rückwärts zum Hintereingang bewegte und dabei die linke Hand hinter sich hielt. Dieser Weg war tief im Gedächtnis eingegraben. Daneben hatte man jedoch noch ein paar weitere Automatismen in petto, etwa wie man sich bei Schüssen aus einem vorüberfahrenden Auto, bei Granatangriffen und Autobomben verhalten musste.
Kommen wir jetzt zur Speisekarte.
Das Essen in Lateinamerika ist gut, oft sogar hervorragend, besteht jedoch häufig aus immer denselben Zutaten: Tortillas, Hühnchen, Reis und Bohnen. Ich habe überall gegessen, wo meine eigene Sicherheit gewährleistet war, selbst an Straßenständen und Essenskarren, aber ich habe dabei immer ein paar eiserne Regeln befolgt. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die nach Bogotá fliegen und sich dort über die Hamburger beschweren. Im Großen und Ganzen würde ich mich als »Allesesser« bezeichnen. Die Regeln, die ich gerade erwähnt habe, haben es mir erlaubt, auf einigen der schlimmsten Märkte und scheußlichsten Orte auf dieser Erde etwas zu essen, ohne meinen Verdauungstrakt allzu sehr zu beschädigen. Tatsächlich hatte ich im Ausland nur einmal eine leichte Lebensmittelvergiftung, und die verdankte ich einem verdorbenen Salat, den mir die US-Marines im Libanon servierten.
Unterwegs trinke ich nur moussierende Getränke, Bier, Limonadengetränke aus der Flasche oder agua con gas , Mineralwasser mit Kohlensäure. Nur selten Fruchtsäfte und niemals frisch gepresste Säfte. Rum, Mescal und andere hochprozentige Alkoholika nur pur und niemals mit Eis. Ich esse mein Gemüse erst, wenn ich zurück in den Staaten bin, und verzichte südlich von Key West auf Salat, Blattgemüse und rohe Zwiebeln, da sie häufig Shigellen-Träger sind und zur Bakterienruhr führen können. Außerdem esse ich jedes Landtier, selbst wenn es sich dabei um Kaiman-, Nutria-, Pekari- oder Ziegenfleisch handeln sollte. Dies allerdings nur dann, wenn es gebraten, und zwar gut durch gebraten ist. Harte Käsesorten esse ich, weiche jedoch auf keinen Fall. Knusprige Pupusas , die salvadorianischen Cousinen der Empanada, bekommt man in ganz Mittelamerika. Sie sind gewöhnlich ungiftig, wenn sie 200 Grad Celsius heiß sind …
Auf Meeresfrüchte, vor allem Muscheln, Krabben, Austern und Miesmuscheln, verzichte ich ganz. Meeresschnecken haben mir jedoch noch nie geschadet. Mein Lieblingsgericht in dieser Hinsicht ist die Sopa de Caracol , eine Meeresschnecken-Kokosmilch-Suppe. Besonders gerne habe ich auch immer Ticucos gegessen, ein Maisgericht mit Bohnen. Scharfe Soßen und Chilischoten gehen immer. Ich hänge der Theorie an, dass kein für Menschen gefährlicher Krankheitserreger in einer Flasche Tabasco-Soße überleben kann. Wie Sie bestimmt bereits erraten haben, passt diese mittelamerikanische Küche nicht sehr gut zu feinen Weinen. Um diese Gerichte hinunterzuspülen, gibt es eine Reihe recht guter Biersorten: Nacional, Imperial, Port Royal, Salva Vida und das allgegenwärtige Panama. Obwohl ich nur selten Nachtisch esse, habe ich doch eine Schwäche für
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