Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
einsatzbereit war. Jeder Operator im Team besaß einen solchen Käfig. Dieser persönliche Lagerraum war sein eigenes Reich. Es gab überhaupt nur wenige gemeinschaftliche Ausrüstungsgüter. Wir alle hatten unser eigenes Gerät empfangen und waren von nun an für dessen Wartung selbst verantwortlich.
Dabei war die Liste der Sachen, die ich gerade empfangen hatte, erstaunlich lang. Schlechtwetterbekleidung, Gortex-Parkas, Einsatzwesten, Tarnanzüge, Stiefel und Schwimmflossen. Zum Bersten gefüllte Taschen und Seemannskisten. Klettergurte, Karabinerhaken, Klemmkeile, Steigklemmen und Dietriche. Nomex-Overalls. Taucheranzüge. Fliegermonturen. Survival-Kits. Sonnenbrillen und Skibrillen. Ich hatte mein eigenes Pressluft-Tauchgerät, zwei Pressluftatmer und ein Dräger LAR-V-Sauerstoff-Kreislauf-Gerät. Ich bekam meinen eigenen MT-1-X-Fallschirm und eine beeindruckende Anzahl von Waffen. In meinem persönlichen Regal in der Waffenkammer befanden sich ein CAR-15 mit einem M-203-Granatwerfer, eine MP5A5- und eine MP5K-Maschinenpistole von Heckler & Koch und eine bösartige kleine MP5SD mit integriertem Schalldämpfer. Dazu kamen noch ein persönliches AK-47, ein HK-G3-Sturmgewehr, ein M-60-Maschinengewehr, ein M249 SAW (Squad Automatic Weapon), ein Smith-&-Wesson-Model-686-Revolver (stainless), Kaliber .357 Magnum, eine Beretta 92 SBF und eine Walther PPK aus brüniertem Stahl, wie sie auch James Bond benutzte. Dabei wirkte der Waffentechniker nicht einmal sehr beeindruckt, als er mich den Empfang quittieren ließ.
»Das ist Ihre Grundausstattung«, nuschelte er. »Wenn Sie irgendeine andere Waffe benötigen oder Modifizierungen machen lassen möchten, teilen Sie es uns einfach mit.«
Ich meldete mich am nächsten Morgen um genau 6.00 Uhr und traf meine neuen Teamkameraden. Wir 20 Mann waren das vierte Green Team und sollten das SEAL Team Six ausbilden. Manche Gesichter kannte ich, manche waren fremd. Auf jeden Fall stellten wir füreinander eine Überraschung dar. Man hatte uns zwar mitgeteilt, dass wir ausgewählt worden waren, uns zugleich jedoch aufgefordert, dies nur den Leuten zu erzählen, »die es unbedingt wissen müssen«. Einige meiner neuen Team-kameraden waren alte Freunde. Wild Bill war ebenfalls im Jahrgang 114 gewesen und war damals während der Höllenwoche sogar ein Mitglied meiner Boat-Crew. Bill hatte die Körpermaße eines Football-Profis und einen unglaublichen Sinn für Humor. Er war ungeheuer stark und kräftig und quasi in eine Spezialtruppen-Karriere hineingeboren worden. Sein Vater war Colonel bei den Green Berets. Noch drei weitere 114-Jahrgangskameraden waren jetzt in meinem Green Team. Greg Pearlman und Chris Keller waren die beiden Kerle, die damals in Fort Benning die Kappe des Sprungmeisters stibitzt hatten. Ebenfalls aus der 114 war Vinny, ein hochgewachsener Mann mit dem Körperbau eines Marathonläufers. Vinny war ruhig, ernsthaft und engagiert. Auch er war während der Hell Week in meiner Boat-Crew gewesen und ich freute mich, ihn zu sehen. Sie waren gestandene Jungs, gute Kameraden und großartige Operators. Ihnen allen stand eine lange Karriere beim SEAL Team Six bevor.
Die meisten Mitglieder des Green Team kamen aus den SEAL Teams One, Two und Three sowie aus Einigen SDV-Teams. Erstaunlicherweise – andererseits auch wieder nicht – war ich der einzige aus dem SEAL Team Four. Jeder Auserwählte war ein Topsoldat, die Offiziere waren alles frühere Zugführer. Die meisten Unteroffiziere waren Leading Petty Officers oder Boat-Crew-Führer gewesen. Der einzige Chief Petty Officer in unserem Lehrgang war Bud Denning, ein schweigsamer Kerl mit einem so subtilen wie bissigen Humor. Bud Denning gehörte zu den besten Chiefs der ganzen SEAL-Truppe.
Neben mir gab es in meinem Green Team noch drei weitere Offiziere. Wir waren alle Lieutenants und wurden zu Freunden fürs Leben. Sean Pikeman war unser Lehrgangsführer und einige Jahre älter als wir. Bis vor Kurzem war er mit dem SEAL Team One in einem Dschungel-Einsatz auf den Philippinen gewesen. Sean war in Stillwater, Oklahoma, aufgewachsen. Er besaß den klaren Kopf eines Okies und hatte an der University of Rochester in der US-Liga Lacrosse gespielt. Der Nächste in der Reihe war Rick Cullen, ein ruhiger Typ, den nichts aus der Fassung brachte, ein sorgfältiger Planer und ehemaliger Zugführer des SEAL Team Two. Schließlich gab es da noch Moose. Muskelbepackt wie ein Abwehrspieler beim Football hatte er zuvor an der Westküste
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