Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

zu nehmen. Sie wollte jedoch keinesfalls etwas mit einer solch großen terroristischen Nummer wie Abu Abbas zu tun haben.
    Am nächsten Tag steckte man Abu Abbas und den anderen PLO-Offiziellen in italienische Luftwaffenuniformen und schmuggelte sie an Bord einer jugoslawischen Maschine. Danach schickte man Belgrad ein Auslieferungsgesuch – mit vorhersehbaren Folgen. Die Jugoslawen erkannten Abbas’ Diplomatenstatus an, und er durfte in den Jemen ausreisen. Zwei Tage später traf Abu Abbas quietschvergnügt in Bagdad ein.
    Ein italienisches Gericht verurteilte al-Molqi schließlich für den Mord an Leon Klinghoffer zu 30 Jahren Haft. Ibrahim Abdellatif, sein Stellvertreter bei dieser Operation, erhielt 24 Jahre und Ahmed al-Hassani 15 Jahre Haft. Bassam al-Asker wurde im Jahr 1991 auf Bewährung entlassen. Abu Abbas wurde in Abwesenheit verurteilt. Sowohl italienische als auch ägyptische Gerichte stellten Haftbefehle gegen General Steiner aus. Offensichtlich gibt es nichts, was es nicht gibt.
    Abu Abbas spielte weiterhin eine wichtige Rolle in der PLO. Als man ihn im Jahr 1996 während eines Interviews mit der Boston Globe nach dem Mord an Leon Klinghoffer fragte, gab Abbas dem 69-jährigen Schlaganfallopfer eine Mitschuld an seiner eigenen Ermordung:
    »Er war behindert, aber er wiegelte die anderen Passagiere auf. Deshalb traf man die Entscheidung, ihn zu töten.«
    Im Folgenden bezeichnete er jedoch die Entführung der Achille Lauro als »Fehler«.
    Schließlich sollte Abu Abbas der Arm der Gerechtigkeit doch noch erreichen. Im April 2003 wurde er in der Nähe von Bagdad festgenommen. Er starb im März 2004 im Irak in US-Gefangenschaft an einem Herzleiden.
    Während al-Molqi und al-Hassani in Italien im Gefängnis saßen, bekamen beide wegen »guter Führung« einen zwölftägigen Hafturlaub. Diesen nutzte al-Hassani im Jahr 1991 aus, um zu verschwinden. Er war der erste Entführer, der in Freiheit kam, und er wurde nie wieder gefasst. Al-Molqi folgte ein paar Jahre später seinem Beispiel. Er verschwand im Februar 1996 während seines Hafturlaubs, wurde jedoch später in einem spanischen Badeort an der Costa del Sol aufgespürt und schließlich nach Italien ausgeliefert. Im Jahr 2009 wurde er auf Bewährung entlassen.
    Sechs Wochen nachdem sie von amerikanischen F-14 zum Landen gezwungen worden war, wurde die Boeing 737 der EgyptAir mit der Hecknummer 2843 von Mitgliedern der Abu-Nidal-Organisation auf dem Flug von Athen nach Kairo entführt und nach Malta umgeleitet. Während einer missglückten Rettungsoperation durch Mitglieder der ägyptischen Task Force 777 wurden die Entführer und 58 Passagiere durch ein Feuer getötet, das von einer Rauchgranate entzündet worden war. Das Wrack des Flugzeugs wurde später von einem reichen Sammler gekauft.
    Nach ihrer Entführung war der Ruf der Achille Lauro endgültig ruiniert. Am 30. November 1994 brach während einer Kreuzfahrt von Genua zu den Seychellen auf dem 47-jährigen Schiff vor der Küste Somalias ein Feuer aus. Die Achille Lauro wurde evakuiert, wobei kein Passagier zu Schaden kam. Das ausgebrannte Schiff sank am Abend des 2. September – Margots Geburtstag.

Abenteuer in Terrorismusbekämpfung
    Der Morgen war ruhig und heiß. Ein leichter Wind strich von den braunen Hügeln herunter, floss gemächlich über die zusammengewürfelten Häuser und erstarb kurz vor unserer Stellung, einem schmalen Streifen Strand am Arabischen Meer. Der Wind aus dem Dorf brachte die Gerüche des Lebens in diesem Land mit: Dieselabgase, heißes Speiseöl, Ziegenkot. Draußen im Hafen lagen ein Landungsschiff der US-Navy und ein größeres Boot, ein etwa 40 Meter langes LCU. Von dem Landungsschiff wurden Munitionskisten in ein paar Landungsboote verladen.
    Ich hatte das Kommando über eine Einheit von zehn SEALs, die zur Sicherung der Amerikaner an der Küste und auf dem vor Anker liegenden Schiff abgestellt war. Im Operationsbefehl hatte unser Auftrag die Bezeichnung »Alpha Tango«: Terrorismusbekämpfung. Operationen wir diese fielen unter die Kategorie Truppensicherung, eine Art Op, die wir »Miete einen SEAL« nannten. Eine solche Across-the-Beach-Operation war reine Routine und wurde von allen Beteiligten mit einer gewissen Lustlosigkeit ausgeführt.
    Die Landungsfahrzeuge fuhren mit Nachschub zum Strand und ließen ihre Rampen herunter. Danach luden Pioniere der Navy auf Gabelstaplern mit Vierradantrieb die Ladung Palette für Palette ab und beluden damit