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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Flugzeugs gelassen zu werden. Archie forderte sie unmissverständlich auf, sich zu verpissen.
    Eine Stunde verging und dann noch eine halbe. Allmählich ließen die Spannungen auf dem Vorfeld nach. Was wir für einen Blitzangriff gehalten hatten, war zu einer Art Sitzkrieg geworden. Beide Seiten standen sich weiterhin gegenüber und starrten sich über den Beton und das Gras hinweg an. Wir rührten uns nicht, und die Italiener zogen nicht ab.
    An der Gangway der 737 sah ich mehrere italienische Offiziere mit Captain Gormly und General Steiner zusammenstehen. Es wurde immer noch heftig gestikuliert, aber der Ton hatte sich inzwischen gemäßigt. Als General Steiner und der ranghöchste Italiener in einem Auto davonfuhren, wusste ich, dass es Verhandlungen geben würde, die unsere Wartezeit noch weiter verlängerten. Das Schicksal der Entführer hing jetzt von Diplomaten ab und nicht mehr vor den Assault Groups, die die 737 immer noch umzingelten. Die Schlacht sollte jetzt bei Moose in Rom ausgefochten werden.
    Ich näherte mich auf dem Vorfeld den italienischen Linien bis auf etwa 12 Meter. Ich zog meine Schutzweste hoch, schob meine MP5 auf den Rücken und öffnete den Reißverschluss meines Fliegeroveralls. Dann pinkelte ich ausgiebig auf den Beton.
    Die Italiener begannen zu lachen und meine Rastas stimmten hinter mir mit ein. Ich zog den Reißverschluss hoch und kehrte zu meinen Männern zurück. Ich hatte meine eigene politische Erklärung abgegeben.
    Kurz darauf schickte man die Rastas zusammen mit Bos und Seans Assault Groups zurück in die C-141. Dies war Teil eines phasenweisen Rückzugs der amerikanischen wie der italienischen Truppen, den General Steiner ausgehandelt hatte.
    Laut dieser Vereinbarung würden die Italiener auch die Entführer in Gewahrsam nehmen.
    Wir alle hielten das für totalen Mist, aber wir waren schon viel zu angepisst und zu müde, um viel darüber zu reden. In nur zwei Tagen waren zwei unserer Operationen abgebrochen worden. Wir durften das Schiff nicht erobern und wir durften Abbas und seine Entführer nicht in unsere Gewalt bringen. Die ganze Operation wurde nachträglich mit Lob nur so überschüttet. Ich bin vielleicht der einzige Teilnehmer, der sie politisch wie militärisch noch heute für einen ziemlichen Fehlschlag hält.
    Auf dem Rückflug nach Virginia Beach fand ich die Schlaftablette halb aufgelöst in meinem Fliegeroverall. Ich pulte die pulverisierte Masse mit den Fingern aus der Tasche und schob sie mir in den Mund. Sie war bitter, und ich fiel bald in einen unruhigen, traumlosen Schlaf. Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass ich es eigentlich satthatte, ein SEAL zu sein.
    Bettino Craxi hatte alles unternommen, um Italien aus dieser Anti-Terror-Operation herauszuhalten, aber als die EgyptAir-Maschine 2843 in Sizilien landete, hatte er sie wieder an der Backe. Als Husni Mubarak die Terroristen freigelassen hatte, war Italien eigentlich schon von jeder Verantwortlichkeit befreit gewesen. Wenn die Entführer es sicher bis nach Tunesien geschafft hätten, hätte die Craxi-Regierung den Mordfall Leon Klinghoffer nicht untersuchen müssen. Auch hätte sie sich nicht mit den kniffligen Konsequenzen auseinandersetzen müssen, die ein Land zu gewärtigen hatte, in dessen Gefängnissen vier palästinensische Terroristen saßen.
    Washington wollte dagegen unter allen Umständen sicherstellen, dass al-Molqi und seinen Komplizen der Prozess gemacht wurde. Auch Abu Abbas sollte zur Verantwortung gezogen werden. Craxi wollte dagegen nur, dass diese ganzen verdammten Scherereien endlich vorbei waren.
    Schließlich trafen sich Washington und Rom in der Mitte.
    Die Entführer wurden in Handschellen aus der Maschine geführt und von den italienischen Behörden in Haft genommen. Jetzt blieb nur noch zu klären, was man mit Abu Abbas und dem hochrangigen PLO-Terroristen anfangen sollte, der ihn begleitete. Abbas und sein Kumpan beriefen sich auf ihre diplomatische Immunität. Die Ägypter unterstützten sie dabei, indem sie behaupteten, die Boeing sei auf einer diplomatischen Mission und deshalb unverletzliches ägyptisches Hoheitsgebiet. Abu Abbas präsentierte einen irakischen Diplomatenpass. Gleichzeitig wies er auf seinen Status als Mitglied der PLO-Exekutive hin, die immerhin von der UNO anerkannt worden sei. Was Craxi anging, hätte Abu Abbas auch Dauerkarten für Euro-Disneyland vorzeigen können. Die italienische Regierung war gezwungen gewesen, Klinghoffers Mörder in Gewahrsam

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