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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Ellenbogen lagen. Heute Nacht wollten wir unsere unglücklichen Gäste mit einem jähen Kugelhagel empfangen, ihre einzige Deckung war vermint, und dann wollten wir sie ins Kreuzfeuer nehmen. Das Ende würde in einem grausamen Schwarm von Granatsplittern kommen. Der Angriff würde in mehreren Phasen ablaufen, dreidimensional und so perfekt, wie wir nur agieren konnten.
    Ich hob das Nachtsichtgerät, das ich um den Hals trug, an die Augen und schaltete es ein. Es zeigte eine bleiche, seltsam sichtbare, leuchtende Nacht, die nicht mehr schwarz, sondern grün und hellgrün war. Ein Nachtsichtgerät funktioniert durch Restlichtverstärkung, aber wo wir lagen, war es so dunkel, dass das Bild schneeig war und die Kurve der Straße flach erschien. Bei Mondlicht, ja sogar Sternenlicht, wäre der Wald im Nachsichtgerät taghell gewesen. Doch diese Nacht war selbst für die Technik zu dunkel. Der Blick durch das Nachtsichtgerät war wie das Bild auf einem der ersten Fernseher aus den 1950er-Jahren. Die Bilder waren nicht richtig fokussiert, ohne Tiefe oder echten Kontrast. Ich blickte die Straße hinauf, in die Richtung, aus der der Feind kommen musste. Ich konnte kaum etwas sehen. Die Straße nach Norden war einfach nur grün und still.
    Dann jedoch waren in der Dunkelheit endlich Schaltgeräusche und ein Dieselmotor zu hören. Zwischen den Bäumen leuchtete schwaches Scheinwerferlicht auf, und das Motorengeräusch eines großen Lastwagens kam langsam näher. 50 Meter vor unserem Hinterhalt hielt der Lastwagen an. Mein Herz klopfte, als ich hörte, wie Wagentüren geöffnet und wieder zugeschlagen wurden. Die Scheinwerfer des Lastwagens hatten die Kurve erfasst und machten die Tropfen des Nieselregens sichtbar. Wir hörten im Gegenlicht der Scheinwerfer Männer reden. Ihre schwarzen Silhouetten warfen riesige Schatten in die Bäume über dem Platz, wo wir warteten. Scheiße, scheiße, scheiße! Steigt endlich wieder in euren verdammten Lastwagen.
    Ich sah auf der Straße einen Mann auf uns zukommen. Neben mir entsicherte unser M-60-Schütze vorsichtig seine Waffe. Ich hörte deutlich, wie der Sicherungshebel von »Safe« auf »Fire« schnappte, ein leichtes Klicken, nicht lauter als der Aufprall eines Regentropfens. Der Mann auf der Straße trug ein AK-47 über der Schulter und hatte eine kleine Taschenlampe in der Hand. Ich senkte den Kopf und presste mein Kinn so tief wie möglich ins Laub. Der Lichtstrahl der Taschenlampe wanderte über die Straße; enge Kurven und steile Abhänge sind gute Stellen für Hinterhalte, und der Mann mit der Lampe suchte die schlammige Straße nach Fußabdrücken ab. Ich konnte spüren, wie meine Gruppe kollektiv den Atem anhielt. Der schwache Schein der Lampe glitt über die Kurve, und als er auf mich zuwanderte presste ich das Gesicht gegen den Schaft meines M-16. Menschliche Augen reflektieren genau wie die Augen von Tieren das Licht – die klassischen Katzenaugen, die in der Dunkelheit leuchten – also wandte ich das Gesicht ab, als der Lichtstrahl über uns hinwegglitt. Der Mann machte die Taschenlampe aus und trottete zurück zu den Scheinwerfern. Er hatte uns nicht entdeckt.
    Wieder knallten Türen. Hinter dem Lastwagen ertönte ein Geräusch, wie wenn eine Kette rasselt, und wir hörten, wie der große Lastwagen und der Jeep den ersten Gang einlegten. Dann kamen sie langsam auf uns zu, zuerst der Lastwaren und etwa 3 bis 4 Meter dahinter der Jeep. Ihre Scheinwerfer warfen ein helles Licht auf den Tunnel, der von den Bäumen und ihrem Blätterdach gebildet wurde. Ich weiß noch, dass sich meine Pupillen schmerzhaft zusammenzogen, nachdem ich stundenlang mit weit offenen Augen in die undurchdringliche Dunkelheit gestarrt hatte.
    Ich ließ den Lastwagen bis zu dem Baum weiterfahren, von dem ich wusste, dass er das Ende meiner Gruppe markierte. Jetzt folgte der Jeep. Als er etwa auf meiner Höhe war, stellte ich den Sicherungshebel meines M-16 mit dem Daumen auf »Automatik« und jagte eine lange Salve in das Beifahrerfenster des Jeeps. Sofort eröffnete meine Gruppe das Feuer. Die aufflackernden, grellen Mündungsblitze der Sturmgewehre beleuchteten die Umrisse des Lastwagens und des Jeeps. Das Ganze erinnerte an das Blitzlichtgewitter auf dem roten Teppich bei einer Hollywood-Premiere. Gleichzeitig machte das Feuer der Gewehre und MGs ein ungeheures Getöse. Die Kugeln, die auf die Metallkarosserien der beiden Fahrzeuge einprasselten, ließen die Funken sprühen. Die Einschläge zeigten

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