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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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standen ohne eigentliche Ordnung mehrere Pool-Tische herum. Erst nach einiger Zeit merkte man, dass man sie dort aufgestellt hatte, wo das Dach keine größeren Lecks aufwies. Über der Bar hingen die Einheitsabzeichen der beiden Ostküsten-SEAL-Teams Two und Four, sowie die das SDV-Teams 2 und der beiden Underwater Demolition Teams 21 und 22.
    Als ich zum ersten Mal das Lokal betrat, lagen zwei Rednecks in einem heißen Kampf verstrickt unter einem Pool-Tisch, zogen sich an den Haaren und versuchten, sich die Augen auszudrücken. Normalerweise bringt ein solcher Kampf die ganze Bar in Aufruhr und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die anderen Gäste einen Grund finden oder erfinden, sich an der Rauferei zu beteiligen. Aber auch hier war das Casino einzigartig. Während sich die beiden Rednecks hingebungsvoll verprügelten, ignorierten die SEALs sie vollkommen. Niemand drehte sich auf seinem Barhocker auch nur einen Millimeter zu den Kämpfern um, als einer den anderen durch die Tür der Damentoilette schmetterte. Als der Sieger den Verlierer danach in Richtung Eingangstür schleifte, griff der Barkeeper unter eine Formica-Platte, holte einen großen .357-Magnum-Revolver heraus und richtete ihn auf den keuchenden, im doppelten Sinne niedergeschlagenen Redneck.
    »Komm bloß nicht auf die Idee, mit einer Pistole hierher zurückzukommen«, sagte der Barkeeper in ruhigem Ton.
    »Du erteilst mir doch kein Hausverbot, oder?«, fragte der Verlierer.
    »Eine Woche brauchst du dich hier nicht mehr blicken lassen«, erwiderte der Barkeeper. »Und jetzt hau ab!«
    Und schon war alles vorbei. Jemand warf ein 25-Cent-Stück in die Jukebox und rief den Song »Pressure Drop« von Toots and the Maytals auf. Alles war wieder friedlich und cool. Nur ein weiterer Abend im Casino. Es war eine tolle Pinte, und ich liebte sie über alles.
    In dieser feinen und anständigen Umgebung ließ ich es ordentlich krachen, als ich im späten Frühjahr 1982 meinen Navy-SEAL-Designator (Verwendungsbezeichnungsnummer) 1180 erhielt und damit zu einem vollwertigen Froschmann wurde. Rick James, mein Klassenkamerad von der 114, und ich wurden zwar am gleichen Tag und eigentlich sogar drei Monate zu früh zu Special Warfare Officers ernannt, bekamen jedoch unsere Abzeichen aus unterschiedlichen Gründen. Rick bekam seines, weil er ein hervorragender Operator und guter Amerikaner war. Ich bin dagegen womöglich der einzige SEAL in der Geschichte der Navy-Spezialtruppen, der sein Abzeichen dafür bekam, dass er eine Mission verweigerte.
    Nach meinem Sieg über die Green Berets kehrte ich in die Schreibstube meines Teams zurück. Meine Arbeit blieb ziemlich die gleiche und bestand aus dem Verfassen und Bearbeiten von Meldungen und Berichten, nur, dass man von jetzt an annahm, ich sei für die Verteidigung der Vereinigten Staaten von Amerika von einem gewissen Nutzen. Mit einem Wort, ich war von nun an »einsetzbar«. Vielseitig nutzbar. Nachdem ich die Liebenswürdigkeiten von John Jaeger überlebt hatte, war ich jetzt zuversichtlich, bald mein Abzeichen zu bekommen und einem Kampfzug zugewiesen zu werden. Die SEAL Platoons werden von einem Offizier befehligt , während sein Stellvertreter, der zweite Offizier, den bezeichnenden, weit weniger geachteten Spitznamen 2IC, Second in Charge, trägt. Diesen eher bescheidenen Rang sollte ich nun bald erreichen. In der Zwischenzeit konnte ich zu Kommandos oder temporären Aufgaben abgeordnet werden, die gewöhnlich unter der Würde eines Zugs waren, der für einen regulären Kampfeinsatz trainierte. Manchmal waren das regelrechte Scheißjobs, wie die Überprüfung von Uferbefestigungen für die Zivilverwaltung, das Sprengen von Landungsstegen und Stützpfeilern oder, noch schlimmer, das Absuchen von Hafenbecken. Manchmal waren diese Jobs aber auch gar nicht so übel.
    Mein erster unabhängiger Auftrag sah erst einmal ziemlich einfach aus, sollte sich dann jedoch in die ganz falsche Richtung entwickeln. Es war das erste und eines der wenigen Male, dass ich mich weigerte, meine Pflicht zu erfüllen – oder wenigstens etwas, das ein anderer für meine Pflicht hielt. Ende April bekam ich den Befehl, ein Sechs-Mann-Team anzuführen, das zeitweise zur NASA abgeordnet wurde. Es war eine sogenannte »Weltraumschrott«-Mission, eine Aufgabe, die die SEALs von ihren UDT-Vorgängern (UDT = Underwater Demolition Team) geerbt hatten. Während der Mercury-, Gemini- und Apollo-Raumfahrtprogramme hatten UDT-Froschmänner die

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