Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

war froh, dass sie sich zuerst geäußert hatte. Ich hätte mich noch bescheuerter gefühlt, wenn ich ihr bereits meine Liebe gestanden hätte. Mein zweiter Gedanke war noch selbstsüchtiger. Ich dachte nämlich, dass mir dies zu einem ziemlich schlechten Zeitpunkt passierte.
    In der Woche darauf nahmen Jenny und ich noch an einem formellen Abendessen der Special Warfare Group teil. Meine Anwesenheit war Pflicht und Jenny hatte bereits zugesagt, mich zu begleiten, bevor sie ihre Beziehung zu mir beendete. Anstatt mich allein dorthin gehen zu lassen, zog sie ein Abendkleid an, um noch einmal meine Tischdame zu spielen. Der ganze Abend war ein einziger Horror. Wir setzten während der ganzen steifen Veranstaltung ein falsches Lächeln auf. Ich war nervös und benahm mich ungeschickt. Der Abend sollte jedoch noch viel schlimmer werden. In meiner Verzweiflung trank ich mir einen an, fuhr sie heim und bat sie dort, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Ich bettelte um eine zweite Chance. Ich bat sie, die Nacht mit mir zu verbringen. Doch sie hatte jetzt noch weit bessere Gründe, dies höflich, aber bestimmt abzulehnen. Sie schlug vor, ich solle am Montag vorbeikommen, dann könnten wir alles besprechen. Ich stimmte zu und schwankte zurück zu meinem Auto.
    Aber ich würde sie an diesem Montag nicht besuchen. Stattdessen ging ich nach Panama.
    Zwei Tage, nachdem ich mich zum Narren gemacht hatte, sprang der 5. Zug über dem Golf von Panama ab und richtete auf einer Insel im Archipiélago de las Perlas eine vorgeschobene Operationsbasis ein. Wieder sollten wir die OPFOR, die Opposing Forces (gegnerische Truppen), spielen, dieses Mal allerdings in einem gemeinsamen amerikanisch-panamaischen Militärmanöver namens »Kindle Liberty«. Erst sieben Jahre später würde Amerika Manuel Noriega stürzen, insofern waren die Beziehungen zu dieser Nation damals noch herzlich und nur an der Spitze etwas angespannt. Mit uns waren auch der XO, eine Gruppe aus unserem Operationsbüro und eine kleine aus unseren Kadern gebildete Einsatztruppe, zu der auch John Jaeger gehörte, nach Las Perlas geflogen worden. Wir sollten dort eine Reihe von Landungsoperationen durchführen, die gegen den Panamakanal und dessen Infrastruktur gerichtet waren. Unsere Missionen sollten zeigen, ob die US-Army und die Armee Panamas einen solchen Angriff gemeinsam abwehren könnten. Sie sollten den Kanal schützen, und wir sollten versuchen, den Verkehr auf dem Kanal zu unterbrechen.
    Irgendwo in Washington hatte man sich entschieden, dass wir unsere Operationen zusammen mit Einheiten der Guardia Nacional , Manuel Noriegas eigener Schurkentruppe, durchführen sollten. Zehn Comandos kamen nach Las Perlas und wurden in unsere Platoons eingegliedert. Was sie dort lernten, sollten sie später gut gebrauchen können, während es uns gewaltig schaden sollte. In einer zutiefst makabren Schicksalswendung sollte unser Team, das SEAL Team Four, während der Operation Just Cause, der US-Invasion in Panama, im Dezember 1989 einen hohen Blutzoll bezahlen. Ein SEAL Platoon wurde nach Patilla geschickt, um Noriegas Learjet unbrauchbar zu machen. Dabei gerieten sie in einen Hinterhalt und hatten vier Gefallene und einige Verwundete zu beklagen. Ich frage mich sicher nicht als Erster, ob die Guardias , die wir in Las Perlas ausgebildet hatten, nicht dieselben Männer waren, die den SEALs auf der Startbahn von Padilla auflauerten.
    Aber dieser traurige Tag lag noch lange in der Zukunft. Dass es so kommen würde, konnten wir nicht wissen, aber ganz unvorstellbar erschien es uns auch nicht. Keiner von uns auf dieser Insel hielt es für eine gute Idee, diese Leute auszubilden, aber wir hatten unsere Befehle. Noriegas Männer nahmen an unseren Planungssitzungen aufmerksam teil und begleiteten uns, als wir erfolgreiche Operationen gegen die Gatún-Schleusen, das Summit-Umspannwerk, wichtige Pumpanlagen und die Flüssigsauerstoffvorratstanks der Howard Air Force Base durchführten. Der einzige Einsatz, an dem sie nicht teilnehmen durften, war die Kaperung und simulierte Versenkung der USS Spiegel Grove , eines Docklandungsschiffs, das gerade durch den Kanal fuhr. Diese Operation, die von allen SEAL-Team-Four-Einheiten gemeinsam durchgeführt wurde, war der krönende Abschluss der gesamten Übung. Aus begreiflichen Gründen werde ich hier die Einzelheiten der Kaperung eines solchen Kriegsschiffs nicht näher darstellen, aber meine Angriffstruppe operierte dabei mit der von John