Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
Fahrrinne geben musste. Die Wellen würden in flachem Wasser früher brechen. Ich steuerte auf das tiefere Wasser zu, wo das Wellengebirge niedriger sein würde, auch wenn uns unser Kurs dorthin diagonal durch die Front der nächsten Wellenreihe führte.
Als die erste Welle heranbrauste, schwang ich das Ruder herum, damit sie direkt auf uns zukam und wir mit dem Bug auf sie aufreiten konnten.
Wir stiegen und stiegen und stiegen … und schließlich waren wir drüber. Wie eine wandernde Gebirgskette bewegte sich die Welle unter uns hindurch. Bei der nächsten Welle war es dasselbe, eine lange, beeindruckende Kletterpartie. Wir beobachteten, wie diese steuerbords von uns brach und einen riesigen 5-Meter-Schlauch bildete. Wenn wir daruntergeraten wären, wäre das Spiel aus gewesen.
Als wir hinter dieser Welle wieder nach unten kamen, waren wir froh, dass wir noch lebten.
Dann entdeckten wir das Patrouillenboot.
Es war etwa 300 Meter von uns entfernt, und sein Bug zeigte in unsere Richtung. Seine Bugwelle war breit und weiß. Es kam mit Höchstgeschwindigkeit auf uns zu. Sie hatten uns also gesehen.
Wir fielen in das Wellental hinunter und das Patrouillenboot verschwand für einen kurzen Moment. Es gab keine Zeit für irgendwelche Worte oder Überlegungen. Ich schwang das Steuer herum und steuerte die Vorderseite der nächsten Welle empor. Von deren Kamm konnten wir tatsächlich auf das Deck des Patrouillenboots hinunterschauen, das sich jetzt etwa 200 Meter entfernt zwei Wellenreihen binnenbords von uns befand. Ich kann mich noch erinnern, dass an der Brücke die Scheibenwischer liefen.
Ich ließ mich auf eine weitere Welle hinauftragen. Dieses Mal durchstieß ich sie so nahe am überstürzenden Kamm, wie ich es noch verantworten konnte. Ich steuerte jetzt direkt auf die offene See hinaus. Das Patrouillenboot hinter uns legte das Ruder um und folgte uns.
Der Zodiac kletterte wieder einmal eine fast senkrechte Welle empor. Ich dachte damals, dass diese Welle höher war als alle, auf denen ich jemals gesurft war. Als wir erst halb oben waren, spritzte ihre Gischt bereits auf uns herunter. Rechts von uns begann sich eine 6 Meter hohe Wasserwand zu überschlagen, als die Woge den Strand erreichte.
Noch 3 Meter bis zum Wellenkamm. Der Motor brummte und wurde bis an die Belastungsgrenze beansprucht. Als wir endlich den Kamm überschritten, flogen wir ein Stück durch die Luft. Die Schraube kam aus dem Wasser und der Motor heulte auf. Das Geräusch wurde jedoch vom Donner der brechenden Welle übertönt. Unser Schlauchboot fiel senkrecht nach unten. Wir landeten auf unserem Vorderrumpf und fielen dann nach hinten flach wie ein geworfener Pfannkuchen aufs Wasser.
Gegrüßest seist du, Maria, voll der Gnaden. Wir hatten es geschafft.
Ich drehte mich um. Der Bug des Patrouillenboots brach durch die Rückseite der Welle – und schien dann plötzlich langsamer zu werden. Weiße Gischt verschluckte den Bug und schwappte dann nach innen über sein Brückendeck. Sein komplettes Deck wurde überflutet, als es stoppte, nach Steuerbord krängte und rückwärts in die Welle hineingesogen wurde. Ich beobachtete, wie sein Mast beinahe verschwand, dann bekam es starke Schlagseite und wurde in die Aufprallzone zurückgeworfen.
Wir schrien, brüllten und jubelten. Es hatte sie erwischt!
Als wir erneut emporgehoben wurden, konnten wir beobachten, wie drei weitere Riesenwellen auf das Patrouillenboot einhämmerten und es in die Kanalmündung zurückschoben. Seine Maschinen stießen weißen Rauch aus, weil der Steuermann alle Kraft seiner Maschine aufbot, um aus den Wellenbrechern herauszukommen und nicht am Ufer zu stranden.
Das war definitiv kein guter Moment für Danny Ortegas Marine.
Welle auf Welle drückte das Patrouillenboot in die Bucht zurück. Es war ein Wunder – oder ein Beweis ausgezeichneter Seemannschaft – dass es nicht kenterte oder auf den Strand geworfen wurde. Als wir es zum letzten Mal sahen, schwamm es zwar noch mit laufenden Motoren auf dem Wasser, war jedoch offensichtlich manövrierunfähig. Auf absehbare Zeit würde es sich mit dem Versuch begnügen müssen, eine totale Havarie zu vermeiden.
Wir gedachten jedoch nicht, noch lange zu bleiben und das Ende des Dramas zu beobachten. Ich drehte den Motor voll auf, steuerte aus der Brandungszone heraus und folgte der Küste nach Westen, um danach aufs offene Meer hinauszufahren. Wir waren nicht länger in der Lagune eingeschlossen, sondern wieder ein
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