Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
winziger Fleck auf einem riesigen, schwarzen Ozean.
Und wir waren endlich fast in Sicherheit.
8 Kilometer vor dem ausgemachten Treffpunkt kamen die Lichter der Fairfax County in Sicht. Gleichzeitig begann die Morgendämmerung.
»Long Bow, hier ist Garfish. Katherine, Avis. Wir sind bereit, aufgenommen zu werden.«
»Schön, mit Ihnen zu reden, Garfish«, kam als Botschaft zurück. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht.«
»Sie haben sich schon Sorgen gemacht?«, kommentierte Bubba. »Ich habe mir fast in die Hosen geschissen.«
»Machen Sie sich zur Bergung bereit«, meldete sich das Funkgerät.
»Roger, Garfish Ende.«
Ich schaute zur Küste hinüber. Aus 32 Kilometer Entfernung war Honduras ein dünner, grüner Streifen am Horizont. Die Sonne ging gerade auf und die Wolken über uns nahmen eine neonrosa Tönung an. Der Sturm war abgeflaut. Es sah aus, als würde es ein wunderschöner Tag werden.
An Bord der Fairfax County stellten wir unsere Landungskarte fertig, und ich erzählte von unserer Begegnung mit dem Patrouillenboot. Ich erfuhr, dass das Radargerät der Fairfax County während unserer Erkundungsmission ein Schiff in der Lagune entdeckt hatte. Sie hatten allerdings angenommen, dass es sich um ein honduranisches Boot handeln würde.
Hätte ich mich vor unserem Aufbruch in der Operationszentrale des Schiffes erkundigt, hätten sie mich davon unterrichtet. Wichtiger Sicherheitstipp: Schau immer erst einmal auf deinem lokalen Radarschirm nach! Diese Lektion sollte ich nie vergessen.
Eine Stunde vor unserem Rendezvous hatte dann das Radar der Fairfax County verfolgt, wie ein kleines Schiff aus der Bucht herausfuhr und sich nach Osten und Süden wandte. Unsere nicaraguanischen Freunde hatten es also doch noch aus der Lagune herausgeschafft. Es war unser Glück, dass sie in dieser einen Nacht bereits genug Spaß gehabt hatten …
Agas Tara verlief dann ganz planmäßig. Die Marines landeten und die SeaBees planierten. Jenseits der Grenze schäumten die Nicaraguaner vor Wut und warfen den Vereinigten Staaten vor, sie wollten einen richtigen Krieg provozieren.
Eine eindeutige Verdrehung der Tatsachen.
In den nächsten paar Tagen mussten wir nur unsere Ausrüstung reinigen und uns auf die Rückkehr nach Little Creek vorbereiten. Ich hatte also genug Zeit, darüber nachzudenken, warum dort ein sandinistisches Patrouillenboot auf uns gewartet hatte. Diese Frage stellten wir uns alle. Allerdings hatten von Anfang an Zeitungen über die Operation berichtet, und außerdem hatte uns ein kubanisches Flugzeug überflogen. Obendrein waren unsere großen Landungsschiffe auf dem nicaraguanischen Küstenradar sichtbar. Dies waren wohl Gründe genug.
Es gab jedoch noch einen besseren Grund, von dem damals keiner von uns etwas ahnte. Chief Warrant Officer John A. Walker Jr. und sein Freund Senior Chief Radioman Jerry Whitworth hatten die Sowjets mit Codeschlüsseln und Chiffriertabellen für die Verschlüsselungsmaschinen KWR-37, KW-7, KG-14, KY-8 und KL-47 der US-Navy versorgt, Maschinen, die die Nordkoreaner bereits 1968 auf der USS Pueblo erbeutet und den Russen übergeben hatten. Seitdem konnten die Russen die gesamte US-Marinepost mitlesen.
Walker und sein Spionagering richteten einen weit größeren Schaden an, als wenn sie nur ein paar Operationen verraten hätten. Ihre Spionagetätigkeit ermöglichte es den Russen, fast alle verschlüsselten Schriftstücke oder Funkbotschaften, die von 1968 bis 1988 von der US-Navy verschickt oder übermittelt wurden, zu entschlüsseln. Während der Operation Agas Tara »arbeitete« Mr Walker gerade in Norfolk, Virginia, und fuhr jedes Wochenende nach Washington, um seinem KGB-Führungsoffizier die neuesten Codetabellen zu übergeben.
Walker sollte erst im Jahr 1986 von seiner geschiedenen Frau verraten und vom FBI verhaftet werden.
Die Nicaraguaner warteten, weil sie wussten, dass wir kommen würden. Unser Aufklärungsplan, die Lage unserer Landungsstelle, die Zusammensetzung unseres Teams, selbst Susan, Katherine und Avis waren alles verschlüsselte Nachrichten oder wurden in verschlüsselter Form übermittelt. Die Sandinisten wussten also, dass ein aus fünf Mann bestehender SEAL-Trupp nach dem Gezeitenwechsel in die Bucht einfahren und versuchen würde, sie vor Sonnenaufgang wieder zu verlassen. Sie wussten, dass sich keine honduranischen Marineschiffe in der Lagune aufhalten würden. Sie wussten, dass wir ganz auf uns allein gestellt sein würden. Die Sandinisten
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