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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Vereinigten Staaten von Amerika im Libanon waren. Nicht warum, sondern Warum mit einem großen W. Es war vollkommen verrückt, auch nur einen Moment zu glauben, dass wir dort etwas Positives bewirken könnten.
    In Beirut sollten mehr Marines sterben als in Khe Sanh. Am Ende meines Aufenthalts dort würde das, was von der 24 th Marine Amphibious Unit (MAU) übrig war, weitgehend aufgerieben und gedemütigt in rattenverseuchten Unterständen hausen. Heckenschützen würden unablässig auf alles schießen, was sich innerhalb der amerikanischen Stellungen bewegte. Die Marines, die von diesen Heckenschützen bedroht waren, bekamen fast nie die Erlaubnis zurückzuschießen. Die 24 MAU wurde in einen halben Krieg geschickt, und zwar in die falsche Hälfte, den Teil, der darin bestand, ein Stück plattes Land gegen Feinde zu verteidigen, die auf den umliegenden Höhen saßen und über eine beachtliche Artillerie verfügten.
    Dies war »Friedenssicherung« auf libanesische Art.
    Fast vollständig von der Presse zu Hause ignoriert, waren die Marines, SeaBees und Sailors der 24 MAU rund sieben Monate lang Scharfschützen, Autobomben, Raketen, Mörsergranaten und Artilleriebeschuss ausgesetzt. Diese Marines und Sailors sollten dann Amerikas schmachvollste Niederlage seit Pearl Harbor erdulden müssen: die beiden riesigen Lkw-Bomben, die das Hauptquartier des Battalion Landing Teams am Internationalen Flughafen von Beirut zerstörten. In einem einzigen schrecklichen Augenblick wurden am Morgen des 23. Oktober 1983 243 Männer in Fetzen gerissen.
    Zu Beginn meines Einsatzes im Libanon im Mai 1983 war dieser schreckliche Sonntagmorgen noch sechs Monate entfernt.
    Man hat mich davor gewarnt, zu sehr auf das Weltgeschehen einzugehen, das den Rahmen meiner Geschichte bildet. Diese Warnung ist umso vernünftiger, wenn man über den Libanon spricht, dessen politische Verhältnisse tödlich, verworren und wahrscheinlich für einen amerikanischen Verstand unbegreiflich sind. Meine eigene Einstellung zur Weltpolitik war damals auf kalte Weise neutral. Ich war ein Kommandosoldat. Naval Special Warfare war mein Beruf. Wenn man mir befahl, eine Mission auszuführen, erstellte ich einen Plan, äußerte meine Meinung über die Erfolgsaussichten der taktischen Arrangements und führte dann meinen Auftrag aus. Ich kümmerte mich um die Sicherheit meiner Männer und meine Erfolgschancen, und das war’s dann.
    SEALs sind Operators und keine Politikgestalter.
    Natürlich wussten wir alle, dass unsere Operationen politische Auswirkungen hatten. Krieg ist Politik. Unsere Missionen trugen nicht nur zur Außenpolitik bei, manchmal waren sie Außenpolitik. Wir waren alle Freiwillige: Wenn man mir eine Operation auftrug, die ich aus ethischen Erwägungen oder aus Gründen meiner persönlichen Sicherheit nicht ausführen wollte, konnte ich den Dienst quittieren. Wir alle konnten das.
    Als wir den Befehl bekamen, nach Beirut zu gehen, dachte ich nur: Also wenigstens sitzen wir nicht nur herum.
    Ich hatte keine Ahnung, wie viel wir dann tatsächlich herumsitzen würden.
    Der Bürgerkrieg ist für die libanesische Nation fast so etwas wie ein Erbphänomen. Wenn man eine Petrischale entwerfen wollte, um ein nationales Selbstzerstörungstoxin zu produzieren, sollte man am besten den Libanon wählen. Das Land ähnelt der Zeichentrickfigur Jessica Rabbit. Es ist nicht schlecht, man hat es nur schlecht entworfen.
    Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Besitzungen des Osmanischen Reichs unter den siegreichen Alliierten aufgeteilt. Das Gebiet, das heute Syrien und Libanon umfasst, fiel den Franzosen zu. Die gegenwärtige Libanesische Republik entstand als Kompromiss zwischen den beiden wichtigsten religiösen Gruppen der Region, den maronitischen Christen und den sunnitischen Muslimen. Die Christen konzentrierten sich hauptsächlich im Libanon-Gebirge, einer Bastion, die sie mit den Drusen teilten, einer geheimnisvollen islamischen Sekte, deren konkrete religiöse Glaubenssätze ein streng gehütetes Geheimnis sind. Die sunnitischen Muslime dominierten die Küstenstädte Sidon, Tyros, Tripoli und Beirut. Eine Minderheit von schiitischen Muslimen lebte verstreut in den ländlichen Gebieten. Wirtschaftlich dominierten Christen und Sunniten das Land.
    Im Jahr 1920 proklamierten die Franzosen den Etat de Grand Liban (Staat Großlibanon). In dessen zusammengestückelten Territorium stellten die Maroniten mit etwas über 51 Prozent die Mehrheit der Bevölkerung. Genau das

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