Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
wussten alles.
Sie wussten nur nicht, wie man ein Boot voller SEALs in die Ecke treiben konnte.
Und wie sie ihr Patrouillenboot durch die Brandung bugsieren konnten.
Wenn es ihnen gelungen wäre, eine Gruppe »amerikanischer Spione« zu töten, hätte dies die Beziehungen zwischen unseren Ländern auf den Siedepunkt treiben können. Vielleicht hätte dies sogar zum Ausbruch eines Kriegs geführt.
Aber über so etwas denkt man direkt nach einer Operation nicht nach. Das tut man einfach nicht. Geschichte wird im Dunkeln gemacht, hat einmal jemand gesagt. Und manchmal wird sie auch nicht gemacht.
Zwei Tage vor dem Ende von Agas Tara saß ich mit Stan, Tim, Bubba und Dave in der Diskothek von Puerto Lempira. Der Merengue pochte, das Bier war kalt und wir beobachteten, wie ein Huhn quer über die pulsierende Tanzfläche lief.
»Ich habe heute eine Botschaft vom Team erhalten«, sagte ich zwischen zwei Schlucken. »Wir haben neue Befehle bekommen.«
Nach der Rückkehr nach Little Creek sollte der 5. Zug verlegt werden. Es ging das Gerücht um, das Einsatzgebiet liege irgendwo in den Tropen.
»Wohin gehen wir, Onkel Chuck?«
»Zurück nach Hondo?«
»Panama?«
»Besser«, sagte ich, ohne eine Miene zu verziehen.
»Wir gehen nach Beirut.«
Die Wurzeln
Zwei sechsrädrige Panzerwagen waren so aufgestellt, dass sie die Überlandstraße zwischen Beirut und Sidon in beide Richtungen, nach Süden und nach Norden, überwachen konnten. Um sie herum hatten Bulldozer 1,80 Meter hohe Wälle aus Schutt und Erde aufgeschüttet. Die libanesischen Besatzungsmänner saßen breitbeinig auf Klappstühlen in dem kleinen Stück Schatten, die die Ponchos warfen, die vom Hauptgeschütz jedes Panzerturms heruntergespannt waren. Einige Soldaten hielten belgische FN-Gewehre quer über dem Schoß. Weitere Waffen lehnten an den Reifen oder lagen zu Füßen der Soldaten im Sand.
Sie beobachteten den ganzen Tag den Verkehr, der hauptsächlich nach Sidon hinunterfloss, Lastwagen, Autos und Busse in einem endlosen Strom von der Hauptstadt in die zweitgrößte Stadt des Libanons. Manchmal machten die Soldaten stundenlang nichts anderes, als die schale Staubluft einzuatmen und sich die Fliegen aus dem Gesicht zu wedeln.
Ab und zu trat jedoch ein Soldat auf die Straße hinaus, zielte mit seinem Gewehr auf die Windschutzscheibe eines entgegenkommenden Autos und winkte es an den Straßenrand neben dem Checkpoint. Manchmal öffneten sie den Kofferraum des Fahrzeugs, rissen die Sitze heraus und tasteten die Insassen ab.
Manchmal wechselte ein wenig Geld, ein Bakschisch, den Besitzer, und der Wagen durfte ohne die Demütigung einer Durchsuchung weiterfahren. Wenn man in einem amerikanischen Jeep an ihrem Kontrollpunkt vorbeifuhr, winkten sie ihn auf die lustloseste Weise durch, die man sich überhaupt vorstellen konnte. Zu anderen Zeiten zeigten einem die libanesischen Soldaten das Friedenszeichen und riefen: »Hello! USA good.«
Die libanesische Flagge hing in der heißen, windstillen Nachmittagsluft völlig schlaff von den Funkantennen ihrer Fahrzeuge herunter und erschien mir dabei immer wie die traurigste und jämmerlichste Flagge der ganzen Welt.
Der Libanon war der schönste und abgefuckteste Ort, an dem ich je gewesen war. Um sich ein Bild von seiner Geografie und seinem Klima zu machen, sollten Sie sich La Jolla oder vielleicht Capri vorstellen. Am Großteil seiner Küste fielen die Berge direkt zu Homers »weindunklem Meer« ab. Im Winter trugen die Berge über der Stadt sogar dünne Schneehauben. Das Land war schön, bergig und fruchtbar. Beirut galt früher als das Paris des Nahen Ostens, ein Beiname, der in gewisser Weise auch weiterhin seine Berechtigung hatte.
Die Stadt selbst liegt auf einem niedrigen Sandsteinriegel, der wie ein Daumen in das östliche Mittelmeer hineinragt. Überragt von den Schuf-Bergen, hatte sich die Stadt allmählich in einzelnen Siedlungen östlich über das Vorgebirge ins Inland hinein und im Süden bis zu den Lagern ausgebreitet. Der viel umkämpfte Flughafen liegt auf einer ausgedehnten ebenen Fläche südlich der Innenstadt. Seine Startbahnen sind in Form eines riesigen X angeordnet. Um das Flughafengelände herum liegen Müllkippen, Flüchtlingslager und immer weiter wachsende Slums.
Im Libanon herrschte nicht einfach Krieg. Das Land wurde von einem bösartigen, sektiererischen Bürgerkrieg zerfleischt. Um ehrlich zu sein, habe ich bis zum heutigen Tag nicht die leiseste Ahnung, warum die
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