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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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untergebracht. Kämpfe und Unruhen in Khomeiniville führten jedoch häufig zu einer Schließung der Küstenstraße, sodass der gesamte Fußgänger- und Fahrzeugverkehr in Richtung Norden unterbrochen wurde. Dadurch waren die beiden Botschaften oft von den Truppen abgeschnitten, die sie eigentlich hätten schützen sollen.
    Am Anfang unseres Aufenthalts in Beirut weilten neben den Franzosen, Italienern, Briten und Amerikanern noch Einheiten der israelischen Streitkräfte in der Stadt. Panzer- und Infanterieeinheiten der Zahal hatten sich südlich der Innenstadt eingegraben. Ihre Unterstände, Straßensperren und Kampfstellungen waren überall im italienischen, amerikanischen und britischen Sektor verstreut. Diese Stellungen markierten die nördliche Grenze des israelischen Vormarschs im Libanonkrieg. Bevor die multinationale Truppe zum Hauptziel wurde, wurden die Zahal-Einheiten ständig aus dem Hinterhalt beschossen. Aus diesem Grund erkundigten sich vorsichtige Mitglieder der Friedenstruppe rechtzeitig, wo die israelischen Verbände standen und wo deren Feind sein könnte, damit sie nicht in eine Auseinandersetzung verwickelt wurden, mit der sie eigentlich nichts zu tun hatten.
    Bis die sich stetig verschlechternden Umstände es unmöglich machten, führten die Marines zweimal am Tag Patrouillen durch, um in dem Sektor in der Umgebung des Flughafens für Ordnung zu sorgen. In Wirklichkeit war der Frieden in dieser Stadt ein Traum, der sich allmählich in einen schrecklichen Albtraum verwandelte.
    In hellem Tageslicht mit einer halben Kompanie Marines auf Patrouille zu gehen, war für uns eine eigentümliche Erfahrung. Wenn 40 Mann durch eine Straße ziehen, ist das für uns eine Parade und kein Kampfeinsatz. Die SEALs operieren in viel kleineren Einheiten und fast nie am Tag. Wir würden dies auch niemals tun, wenn wir die Wahl hätten. Aber das hier war eine Friedenssicherungsmission, und da galten ganz andere Regeln. Manchmal erschienen uns diese Patrouillen so irreal wie ein Mondspaziergang.
    Wenn wir die Marines auf ihren Patrouillen begleiteten, bewegten wir uns parallel zur Haupttruppe. Manchmal ließen wir uns auch ein Stück zurückfallen, damit wir sofort reagieren und jede gegnerische Truppe umfassen konnten, wenn diese einen Angriff auf die Marines starten sollte. Wir trugen unseren Spezialtruppen-Kampfanzug, Schlapphüte und eine taktische Einsatzweste, und jedem stand ein Funkgerät zur Verfügung. Unsere Acht-Mann-Squad führte zwei M-60-Maschinengewehre mit. Jeder M-60-Schütze hatte 600 Patronen dabei. Außerdem verfügte die Squad über mindestens zwei M-203-Granatwerfer sowie je zwei AT-4-Panzerabwehrraketen und M-15-Scharfschützengewehre. Die Feuerkraft unserer acht SEALs entsprach fast der des Marine-Platoons, dem wir Deckung geben sollten und das immerhin aus 39 Mann bestand.
    Es war jedoch nicht nur eine Frage der Bewaffnung. Die gängige Taktik der Marines am Beginn des Einsatzes war ganz einfach: Antreten, sich in einer Reihe aufstellen und dann losmarschieren. Punkt. Marine-Patrouillen traten nie in Kampfordnung auf. Wenn eine Gefahr nahte, waren die Marines die letzten verdammten Arschlöcher auf unserem Planeten, die das merkten. In ihren Splitterschutzwesten, mit ihren schweren Rucksäcken auf dem Rücken und ihren umgehängten ungeladenen Waffen konnten sie auf einen solchen Angriff überhaupt nicht reagieren. Wenn wir die Marines nach Hooterville begleiteten, hatte ich immer das Gefühl, sie seien der Köder und wir die Schlagfalle.
    Während dieser Patrouillen schmiegten wir uns eng an die Hauswände, fielen immer wieder ein Stück zurück, deckten die Kreuzungen und beobachteten die Hausdächer, während die Marines unbeirrt weitertrabten. Manchmal ging eine Boat-Crew nach vorne, blieb stehen und ließ sich von der zweiten überholen. Dieses Spiel wurde oft mehrmals wiederholt. Auf diese Weise legten wir bei jedem Schritt, den die Marines machten, mindestens fünf zurück. In den engen Gassen dieses Viertels wehte oft nicht der geringste Windhauch und die Luft war so dick und stickig, dass das Atmen überaus mühsam wurde. Man widmete dem Atmen einen Großteil seiner Gedanken. Die Hitze brannte sich einem richtiggehend in den Schädel, stumpfte die Sinne ab und ließ jeden einzelnen Schritt zu einer echten Anstrengung werden.
    Wir trotteten durch schmutzige Straßenzüge, in denen von Artilleriegeschossen zerstörte Gebäude neben solchen standen, die über den Rohbau nie

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