Zum Küssen schön
anders. Und du warst sogar ganz allein. Ich hatte wenigstens Max, obwohl er eine Nervensäge war, und Annie. Und Guy war auch da und war mir eine große Hilfe.”
Lacy fand eher, dass es für ihn schlimmer gewesen war, da andere auf ihn angewiesen waren. Sie war nur für sich selbst verantwortlich gewesen.
Er lächelte zu ihr auf. “Ich wollte dich trösten, glaube ich. Obwohl das jetzt eher lächerlich erscheint, weil du eine unabhängige, intelligente Frau bist. Da wirst du meinen Trost nicht brauchen.”
Und ob sie ihn brauchte. Und er brauchte ihn wohl auch ein wenig. Mit der freien Hand strich sie ihm das Haar aus der Stirn. “Ich habe heute Spaß gehabt, Daniel. Abgesehen von der Streiterei natürlich. Und wie es scheint, können wir nicht zusammen sein, ohne uns in die Wolle zu kriegen. Dass wir beide Berufe haben, in denen wir Menschen helfen wollen, heißt nicht, dass wir auch sonst vieles gemeinsam haben. Ich brauche dich nur zu sehen, und schon überlege ich, wie ich dich auf die Palme bringen kann.”
Er grinste sie schief an. “Du hast eine sehr flinke Zunge, wenn es darum geht, mich auf meinen Platz zu verweisen.”
“Du bist da auch nicht so schlecht.”
Daniel zögerte einen Moment und sagte dann: “Da war noch etwas, was ich tun wollte.”
Ihr Herz begann wild zu klopfen. Sie zitterte am ganzen Körper und wartete voller Ungeduld darauf, dass er sich endlich vorbeugen und seinen Mund auf ihren pressen würde. Dass er sie endlich küsste …
“Ich wollte dich zu Weihnachten zu mir nach Hause einladen.”
Wieder hatte er sie völlig überrumpelt. Eine Einladung, noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen, war das Letzte, was sie erwartet hatte.
“Meine einzige Entschuldigung, weswegen ich so ein Durcheinander aus allem gemacht habe, ist, dass du … na ja, dass du mich verwirrst, Lacy. Ich glaube, das war schon so vom ersten Moment an, als ich dich sah.”
Ein kleines Lächeln spielte um Lacys Lippen, und ihr wurde seltsam warm ums Herz. Sie verwirrte ihn? Das klang doch sehr vielversprechend. “Ist das zufällig noch ein Kompliment?”
Daniel runzelte die Stirn. “Die Einladung ist ernst gemeint. Wirst du sie jetzt endlich annehmen und mich aus der unangenehmen Situation befreien, oder muss ich den ganzen Abend auf den Knien bleiben?”
Sie erlaubte ihm mit ausladender Geste aufzustehen. “Erhebe dich. Selbst Königinnen können nur ein gewisses Maß an unterwürfiger Ergebenheit ertragen.” Als er wieder vor ihr stand, unverschämt gut aussehend, und sie mindestens ebenso verwirrte wie sie ihn, hörte sie sich antworten: “Ich werde Weihnachten kommen. Wenn du dir sicher bist, dass du das wirklich willst.”
“Natürlich bin ich mir sicher”, sagte er etwas zu eifrig. “Ich habe dich doch gefragt, oder?”
Sie fand eher, dass er ziemlich unsicher aussah, hielt aber lieber den Mund.
Daniel nickte. “Sehr gut. Ich freue mich über deine verbale Zurückhaltung. Und jetzt lehn dich in die Kissen zurück und sieh zu, wie ich dem Baum den letzten Schliff gebe.”
Als er die Lichter anmachte, war Lacy so begeistert von der Schönheit des Baums, dem sanften Schimmer unzähliger Farben zwischen den grünen Zweigen, dass ihr gar nicht auffiel, wie Daniel einen Mistelzweig über der Tür zur Küche befestigte. Sie merkte erst auf, als er mit entschlossener Miene darunter stehen blieb und ihr mit dem Finger bedeutete, zu ihm zu kommen.
5. KAPITEL
J eder Muskel in Daniels Körper war angespannt, als Lacy bedächtig aufstand. Und dann kam sie sehr langsam und leicht hinkend auf ihn zu, und dennoch wirkte jede Bewegung ungemein sinnlich. Daniel sehnte sich danach, sie zu halten und ihr zu versprechen, es nicht zuzulassen, dass ihr je wieder wehgetan wurde.
Dennoch stand er bewegungslos da, bis sie wenige Zentimeter von ihm entfernt war. Sein scharfer Verstand kämpfte gegen die Glut seiner Leidenschaft. Seine Leidenschaft machte den ersten Punkt.
Er berührte Lacys Haar. Es fühlte sich so weich an, genau wie Lacy selbst, und sah so hell aus, dass er sich oft gefragt hatte, ob dieses unbeschreibliche Blond echt sei. Lacy jetzt so nah zu haben, traf ihn bis ins Herz.
Kaum hatte er das gedacht, erschrak er. Sein Herz hatte überhaupt nichts mit der Sache hier zu tun, nur seine männliche Libido – die in diesem Moment wild zu werden schien. Er wollte Lacy. Es war eine einfache, gewöhnliche Reaktion, die jeder Mann an seiner Stelle gezeigt hätte.
Nur dass leider nichts Einfaches
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