Zum Küssen schön
nur noch, sie nackt und willig unter sich zu spüren. Er wollte aus erster Hand erfahren, was sie über hemmungslosen Sex wusste. Und sie sollte ihn anflehen, ihr zu zeigen, was er davon verstand.
Aber sie hatte eine Verletzung, und Aktivitäten, die ihm vorschwebten, würden ihr womöglich wehtun, also hatte er allen Grund, an seinem Plan festzuhalten.
“Gefällt dir dein Baum?”, fragte er und benötigte seine ganze Konzentration, um die Worte richtig auszusprechen.
“Ich liebe ihn.” Sie suchte erneut seinen Mund, aber er vergrub das Gesicht an ihrer Halsbeuge, küsste die zarte Haut und hauchte ihr sanft ins Ohr. Er spürte sie heftig erschauern.
“Daniel …”
“Zeit fürs Mittagessen.” Im gleichen Moment, da er diese Ankündigung machte, löste er sich von Lacy – so himmlisch sie auch war. Was er ja eigentlich schon gewusst hatte. Aber er wollte sie nicht verletzen, weder ihren wunden Körper noch ihre Gefühle, also musste er vorsichtig vorgehen.
“Mittagessen?”, hauchte sie.
Er durfte sie jetzt nicht ansehen, sonst war alles verloren. Nur mit allergrößter Mühe hielt er sich von ihr zurück. “Du musst gut essen, solange du die Tabletten und das Antibiotikum nimmst, und nach allem, was du durchgemacht hast, musst du Kräfte sammeln.”
Sie sah ihn verblüfft an. Ihr Atem kam immer noch sehr schnell. “Natürlich. Essen. Das wollte ich auch gerade vorschlagen.”
Er verzog keine Miene, obwohl es ihm sehr schwer fiel. “Ich sehe nur kurz nach der Wäsche, dann wärme ich uns alles auf. Warum beendest du inzwischen nicht deine Briefe?”
“Ich habe nur noch ein paar übrig.” Und damit ging sie ziemlich niedergeschlagen den Flur hinunter.
Er konnte ein Lächeln nicht mehr unterdrücken. Sie hatte offenbar den ganzen Vormittag gearbeitet. Sie interessierte sich wirklich für die Menschen, die ihr schrieben, so viel war ihm klar geworden. Er hatte sie dabei beobachtet, wie sie jedes Mal lange gegrübelt hatte, bevor sie eine Antwort gab. Sie nahm ihre Arbeit ebenso ernst wie er seine.
Sehr gut. Er konnte es kaum erwarten, auch einer ihrer Ratsuchenden zu werden. Sie hielt ihn ja ohnehin schon für viel zu verklemmt. So stressig wie sein Leben immer gewesen war, war es doch nicht ausgeschlossen, dass er sexuell unbeholfen sein könnte. Sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Dass er bereits fünfunddreißig war, spielte dabei keine Rolle. Es war auf jeden Fall kein Beweis dafür, dass er große Erfahrung besaß. Und sein männlicher Stolz war nicht so empfindlich, dass er es nicht über sich brächte, vorzugeben, Lacys Hilfe zu brauchen.
Er würde sich von ihr belehren lassen, ihr die völlige Kontrolle über seinen Körper geben. Bei dem bloßen Gedanken wurde ihm ganz heiß.
Mit dem Wäschekorb im Arm kam Daniel wenig später aus dem Keller und wäre an Lacys Wohnungstür fast mit jemandem zusammengestoßen.
“Entschuldigen Sie.” Er senkte den Wäschekorb und sah ein vertrautes Gesicht, das ihn verblüfft anstarrte. Instinktiv hob er den Wäschekorb wieder hoch.
Doch Annie riss ihm den Korb aus der Hand und stellte ihn auf dem Boden ab. “Dan! Was, in aller Welt, tust du hier?”
Innerlich verwünschte er sein Pech, wies aber nur mit einem trockenen Lächeln auf den Korb. “Die Wäsche.”
Lacy fragte sich, was Daniel so lange aufhielt.
Dann dachte sie über den Kuss nach. Nicht, dass sie eine Expertin auf dem Gebiet war, aber etwas war ihr nicht ganz richtig erschienen. So wie sie sich immer in seiner Nähe fühlte, hatte sie erwartet, überwältigt zu sein. Und in gewisser Weise war sie das auch gewesen. Seine glatten festen Lippen auf ihrem Mund zu spüren, seinen Atem an ihrem Ohr, die Wärme seines großen kräftigen Körpers, das war wundervoll. Bei der Erinnerung daran durchströmte es sie heiß, und ihre Brüste waren sehr viel empfindlicher als sonst. Sie hatte sich gewünscht, er würde sie berühren.
Aber er schien gezögert zu haben oder unsicher zu sein. Zwar hatte sie gewusst, dass Daniel einen Komplex hatte, wenn es um sie ging, aber sie hätte nie vermutet, dass sein Verhalten von seiner Unerfahrenheit herrühren könnte. Nun musste sie alles noch einmal überdenken.
Nein, er war einfach zu aufregend, zu welterfahren, zu gefragt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass eine Frau ihn ansah und nicht begehrte oder dass er alle Angebote ablehnte.
Nun gut, sicher war er nicht ohne jegliche Erfahrung, aber selbst das kleinste bisschen Erfahrung
Weitere Kostenlose Bücher