Zum Lieben verfuehrt
kitschigen Film, das musste Lizzie zugeben.
„Familie ist wichtig“, beharrte sie dennoch.
„Und was wäre, wenn ich deinem Vorschlag folge und meine Söhne am Ende von meinem Cousin genauso gedemütigt und gequält werden wie ich früher? Was wäre, wenn er das Vertrauen, das ich in ihn setze, missbrauchen und nur seinen eigenen finanziellen Vorteil suchen würde?“
„Aber genau das meine ich ja“, sagte Lizzie. „Ihr solltet euch aussprechen, bevor es zu spät ist.“
„Ich verstehe. Ich soll mich also mit meinem Cousin versöhnen, damit du aus dem Schneider bist und so schnell wie möglich abtauchen kannst.“
„Ich bin darauf eingestellt, verheiratet zu bleiben, so lange es dauert.“
Ilios hob eine Augenbraue und fragte mit leicht spöttischem Unterton: „So lange was dauert?“
Lizzie hätte am liebsten mit dem Fuß aufgestampft. „Du weißt genau, was ich meine“, sagte sie empört. „Ich will überhaupt nicht möglichst schnell ‚abtauchen‘, wie du es nennst. Das hat damit gar nichts zu tun. Es ist einfach nur so, dass du hier etwas nicht bedacht hast …“ Sie zögerte, dann gab sie sich einen Ruck und fuhr fort: „Du kannst doch bestimmt nicht wollen, dass deine Söhne so leiden müssen, wie du selbst als Kind gelitten hast?“
Ilios musterte sie schweigend, während Lizzie mit angehaltenem Atem auf seine Erwiderung wartete.
„Offenbar weckt der Champagner nicht nur deine Lust auf meinen Körper, sondern macht dich auch noch frech.“
„Der Champagner hat nichts damit zu tun, was ich denke“, widersprach sie entrüstet.
„Ach nein? Und warum heißt es dann in vino veritas ?“
Im Wein liegt die Wahrheit. Aber es war nicht der Champagner, der ihr die Zunge gelöst hatte. Es war der Anblick dieser jungen glücklichen Familie gewesen. Doch das würde Ilios ihr sowieso nicht glauben.
Die Beziehung zu seinem Cousin kitten? Ilios erinnerte sich voller Groll daran, wie Tino ihn als Kind gequält hatte, indem er ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit daran erinnerte, dass er, Tino, eine Mutter, Tanten, Onkels und Cousins besaß, während Ilios’ Mutter ihren Sohn im Stich gelassen hatte. Aber natürlich hatte auch Tino sein Päckchen zu tragen gehabt. Ihr Großvater hatte ihn nie vergessen lassen, dass Tinos Vater – anders als der Vater von Ilios – als Feigling gestorben war.
In einem jedoch musste er Lizzie recht geben. Niemand war unsterblich, und falls er überraschend zu Tode kommen sollte, bevor seine Söhne ihre Angelegenheiten selbst regeln konnten, würden viele Aasgeier nur darauf warten, sich aus ihrem Erbe einen möglichst großen Brocken herauszupicken.
Er und Lizzie sahen das Leben mit gänzlich verschiedenen Augen. Lizzie glaubte fest an die Kraft der Liebe, an die Sinnhaftigkeit von Elternschaft und Familie. Er nicht. Für sie stand ihre Familie an erster Stelle, und allem, was sie über ihre Angehörigen erzählte, konnte man entnehmen, dass sie bereit war, alles in ihrer Macht Stehende für sie zu tun. So wie irgendwann einmal auch für ihre eigenen Kinder? Ilios runzelte irritiert die Stirn. Hier musste man ja wohl ein großes Fragezeichen machen. Auf jeden Fall stimmte es nicht mit seinem Frauenbild überein. Waren Frauen nicht per se oberflächliche, berechnende Wesen? Egal. Für jede Regel gab es Ausnahmen. Und vielleicht war Lizzie Wareham ja tatsächlich eine davon.
Das Problem war nur, dass es im Zusammenhang mit ihr schon viel zu viele Ausnahmen gab. Vor dieser Tatsache die Augen zu verschließen, wäre töricht. Ihm fehlte schlicht eine vernünftige Erklärung dafür, warum er ihr gegenüber so großzügig war und darüber hinaus derart unkontrollierbare Gefühle entwickelte, zumindest in sexueller Hinsicht. In ihrer Nähe spielte sein Körper verrückt, und das machte ihn wahnsinnig.
Ilios schaute erst auf Lizzies halb volles Glas, dann auf den Champagner im Sektkühler. Er streckte die Hand nach der Flasche aus, während er sagte: „Trink aus, wir müssen die Flasche leer machen, sonst ist Spiros beleidigt, und ich bekomme hier nie wieder einen Tisch.“
Lizzie schüttelte den Kopf.
„Ich habe bereits ein ganzes Glas getrunken“, erinnerte sie ihn.
„Und zwei schaffst du nicht? Hast du Angst, deine Fantasie könnte mit dir durchgehen und dir vorgaukeln, was du mit meinem Körper alles anstellen könntest?“, provozierte er sie.
Bevor Lizzie dazu kam zu antworten, fuhr er beiläufig fort: „Mir scheint, der beste Weg, deiner
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