Zum Lieben verfuehrt
stand sie viel zu dicht vor ihm. In dem Moment, in dem sie zurückweichen wollte, streckte er den Arm nach ihrem Badetuch aus und hakte einen Finger in den oberen Rand.
Was tun? Wenn sie einen Schritt zurücktrat, bestand die Gefahr, dass sich das Badelaken löste, also konnte sie nur auf ihn zugehen, und das bedeutete …
„Hast du mir nichts zu sagen?“
Jetzt war sie bei ihm angelangt. Er hatte ihr Handtuch losgelassen und fuhr ihr mit der Hand über Arm, Schulter und Gesicht. Zuerst mit einer Hand, später mit beiden Händen.
„Schön, dann muss ich wohl selbst aktiv werden.“
Er flüsterte die Worte praktisch an ihrem Mund, bevor seine Lippen, die sich voll und glatt und warm und erfahren anfühlten, immer wieder über ihre glitten, bis sie in der Bewegung innehielten, um ihr zu gestatten, zitternd Atem zu holen. Seine Finger fuhren tastend über ihr Gesicht, dann küsste er sie ein weiteres Mal, unerhört langsam und gründlich. Jede einzelne Sekunde seiner Berührung entfaltete ihre eigene intime Welt der Lust, großzügig gewährt und wieder entzogen. Ein quälendes, ungemein sinnliches Vergnügen, nicht mehr als leicht hingetupfte Küsse und doch so atemberaubend erotisch, dass Lizzie sich wie im Himmel fühlte.
Jedes Mal, wenn er sie küsste und sich wieder entzog, wagte sie sich etwas dichter an ihn heran.
Schließlich umrahmte sie sein Gesicht mit den Händen und flüsterte atemlos: „Danach habe ich mich von Anfang an gesehnt.“ Dabei erforschte sie mit den Fingerspitzen seine muskulöse Brust.
„Nach mehr nicht?“
Ilios’ Stimme war sanft und warm. Seine provozierende Frage ließ sie vor Verlangen erbeben.
„Nicht vielleicht danach?“, fragte er, während er ihr mit der Hand über den Hals fuhr und ihre nackte Schulter küsste. Jede einzelne Berührung entfachte in ihr einen Feuersturm köstlicher Lust.
„Oder danach?“ Er liebkoste mit der Zunge die empfindsame Haut hinter ihrem Ohr, sodass sie erschauerte und sich so eng an ihn schmiegte, als wollte sie mit ihm verschmelzen. Sie hatte sich seiner so bemächtigt, dass er es kaum schaffte, den Kuss zu beenden und sie loszulassen.
War’s das schon? Er wollte sie doch wohl jetzt nicht einfach so stehen lassen? So hilflos voller Verlangen …
„Komm mit. Ich zeige dir den Dachgarten“, forderte er sie auf.
Er wollte ihr den Dachgarten zeigen? Jetzt? In diesem Aufzug, nur in ein Badelaken gehüllt? Aber sie wollte den Garten nicht sehen. Sie wollte ihn. Doch Ilios hatte bereits ihre Hand ergriffen und zog sie zur Tür.
Sie waren so spät vom Essen zurückgekehrt, dass es inzwischen fast dunkel war. Geschickt platzierte Scheinwerfer verwandelten den Dachgarten in einen magischen Ort, mit der Ruine des Tempels, die sich vor dem dunklen Nachthimmel abzeichnete. In den Säulengang war ein weitverzweigtes Netz aus winzigen leuchtenden Pünktchen gewoben.
„Wie wunderschön“, flüsterte Lizzie, immer noch ganz benommen von seinen Küssen, während sie das Badelaken enger um sich zog. Obwohl sie durchaus beeindruckt war von dem, was sie sah, wünschte sie sich im Moment doch nichts mehr, als mit Ilios nackt auf dem großen Bett in seinem Schlafzimmer zu liegen.
Aber Ilios, der sie einen mit kühlen Steinplatten belegten Weg hinunterführte, schien anderes im Sinn zu haben. Der Dachgarten war von hohen Wänden umschlossen, die den Wind abhielten und so für eine angenehme Lufttemperatur sorgten. Über ihren Köpfen wölbte sich die mit glitzernden Sternen bestickte samtschwarze Kuppel des Nachthimmels, die sich in der glatten Oberfläche des Swimmingpools spiegelte.
In Nächten wie dieser waren die Götter vom Olymp herabgestiegen, um sich unter die Sterblichen zu mischen. Wenn man den griechischen Sagen Glauben schenkte, hatte es sich manchmal sogar ereignet, dass Menschenfrauen von Göttern geschwängert worden waren. Lizzie blieb stehen und berührte andächtig die Blätter eines Olivenbaums.
„Oliven und Wein“, murmelte Ilios.
„Nektar und Ambrosia“, flüsterte Lizzie zurück.
Sie waren am Swimmingpool angelangt. Als Lizzie sich umdrehte und auf die Tempelruine schaute, legte Ilios die Hand an ihr Badetuch und sagte: „Ich glaube, das können wir jetzt entbehren, meinst du nicht?“
Lizzie keuchte leise, als er sie aus dem Frotteestoff wickelte. Die befürchtete Verlegenheit stellte sich jedoch zum Glück nicht ein. Wahrscheinlich schmolz sie in der Hitze der Leidenschaft dahin, von der Lizzie überschwemmt wurde,
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