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Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht
Autoren: Andrew Hathaway
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Jungen nicht töten konnte, war der Bann von ihr abgefallen, in den Dr. Emerson sie gezogen hatte.
    Die Ernüchterung kam wie ein Peitschenschlag. Fast eine Stunde lang saß Annabel in ihrem Wagen auf einem Parkplatz, den Kopf auf das Lenkrad gelegt, die Augen fest geschlossen, als könnte sie zugleich mit den Bildern ihrer Umwelt die Erinnerung an die Satansbeschwörung, ihren Auftrag und an die Strafe auslöschen, die ihr drohte.
    Endlich raffte sie sich zu einem Entschluß auf. Zitternd streckte sie ihre Finger nach dem Zündschlüssel aus, startete und ließ den rassigen Sportwagen, der beinahe zur Mordwaffe geworden wäre, auf die Straße rollen. Sie wollte so schnell wie möglich nach London. Dort hatte sie gute Freunde, in der Riesenstadt würde sie sicher sein, untertauchen und sich verstecken können.
    Dieser Dr. Emerson mußte ein Scharlatan sein, ein Hypnotiseur, der den Mädchen seiner Vorlesung etwas vorspiegelte, indem er ihnen einredete, sie hätten den Satan gesehen. Er, Dr. Emerson, war ein Verbrecher, der sich willensschwache Mädchen Untertan machte, um sie für seine bösartigen Zwecke zu mißbrauchen. Davon war Annabel so fest überzeugt, daß sie beinahe aufatmete. Gegen einen menschlichen Verbrecher hatte sie eine Chance. Sie konnte ihm entfliehen, und sie konnte ihn bei der Polizei anzeigen.
    Falls aber wirklich der Satan . . .
    Annabel Caldwell schüttelte energisch den Kopf und bog auf die nach London führende Ausfallstraße aus Oxford ein. Der Verkehr war mäßig, so daß sie rasch vorwärts kam. Zuerst wollte sie sich selbst in Sicherheit bringen, dann konnte sie daran denken, zur Polizei zu gehen und dort anzugeben, was sie über Dr. Emersons hypnotische Kräfte wußte.
    Das Schild der Stadtgrenze kam in Sicht. Mit fiebrigen Augen starrte Annabel darauf. Sie hatte das Gefühl, als verkündete ihr das Schild Freiheit und Schutz. In wenigen Sekunden mußte sie es passiert haben.
    Die Reifen des Sportwagens quietschten schrill, als Annabel Caldwell unmotiviert mit aller Kraft das Bremspedal drückte. Ein nachfolgender Wagen konnte nur knapp ausweichen und an ihr vorbeziehen. Der Fahrer warf ihr einen unfreundlichen Blick zu.
    Annabel merkte nichts davon. Sie saß zitternd hinter dem Steuer ihres Wagens und blickte gebannt auf das Ortsschild, das neben ihrem Wagen aus der Erde ragte.
    Das Schild begann in grellrotem Licht zu glühen, bis Annabel vor Schmerzen die Augen zu schmalen Schlitzen zusammenkneifen mußte. Flammen züngelten hoch, umtanzten das Schild . . .
    Nein, das war nicht mehr das Ortsschild. Inmitten der Flammen stand eine hohe Gestalt, undeutlich nur zu erkennen, aber unvergeßlich in Annabels Gedächtnis eingebrannt.
    Der Satan!
    Das Gesicht des Mädchens verzerrte sich in namenlosem Grauen. Es preßte die geballten Hände vor den Mund, wollte schreien, brachte aber keinen Laut aus der wie zugeschnürten Kehle.
    Die Flammenerscheinung streckte den Arm mit der klauenbewehrten Pranke nach Annabel aus, vollführte einen Kreis, senkte sich wieder. Annabel sackte auf dem Fahrersitz zusammen, als wäre alle Kraft aus ihr gewichen.
    Vor ihren wie flüssiges Eisen brennenden Augen verschwand der Satan. Sie sah wieder das Ortsschild.
    »Ist Ihnen nicht gut, Miß?« Ein Mann beugte sich zu Annabel herunter und blickte ihr aufmerksam in das Gesicht. »Sie sind so blaß.«
    Das Mädchen musterte die Uniform des Polizisten. Im Rückspiegel sah sie einen Streifenwagen stehen, in dem ein zweiter Polizist saß.
    »Nein, es ist nichts«, sagte sie und wunderte sich über sich selbst. Sie wollte den Polizisten anschreien, anflehen,
    ihn um Hilfe und Schutz bitten. Aber ihre Lippen formten laut und deutlich die Worte: »Ich habe nur überlegt, wohin ich fahren soll.«
    »Dann überlegen Sie schnell, Miß«, antwortete der Polizist mit einem leichten Lächeln. »Hier dürfen Sie nicht stehenbleiben.«
    Der Motor des Sportwagens brummte im Leerlauf. Annabel Caldwell schaltete, wendete und fuhr zurück nach Oxford. Sie konnte die Grenze der Stadt und somit die Grenze des Bannbezirks nicht überschreiten. Sie war eine Gefangene des Satans, eine lebende Leiche.
    Den ganzen Tag über hatte Gwendolin Haskill ihre Schwester nicht mehr aus den Augen gelassen. Peter mußte dringend zu einer wichtigen Vorlesung, die er nicht versäumen durfte, wenn er nicht in ernste Schwierigkeiten geraten wollte. Er hatte Gwen nur ungern allein gelassen, aber zu seiner Überraschung war seine Freundin gar nicht böse
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