Zum Morden verflucht
darüber, daß er sie verließ.
Allein werde ich vielleicht mit der seltsamen Verwandlung von Jane leichter fertig, hatte Gwendolin nicht sehr glaubhaft versichert.
Kaum war Peter in den Bus gestiegen, als Gwendolin zu dem kleinen Reihenhaus hastete, das sie in Oxford bewohnte. Sie betrat es jedoch nicht, sondern suchte sich ein Versteck im Garten, von wo aus sie die Fenster des Wohnzimmers und die vor dem Haus liegende Straße im Auge behalten konnte.
Gwendolins Geduld wurde auf keine harte Probe gestellt. Bereits eine halbe Stunde, nachdem sie ihren Beobachtungsposten bezogen hatte, öffnete sich die Haustür. Jane trat in den Vorgarten. Nichts an ihr deutete auf die innerliche Veränderung hin. Es gab auch keine Anzeichen, daß sie während der vergangenen Nacht etwas Besonderes erlebt hätte. Unbefangen wie jedes Collegemädchen ging Jane zur Bushaltestelle und reihte sich in die Schlange, die davor wartete. Seufzend beschloß Gwendolin, trotz Sparmaßnahmen ein Taxi zu nehmen. Sie wollte Jane beobachten, konnte aber nicht in denselben Bus wie ihre Schwester steigen. Jane durfte unter keinen Umständen merken, daß sie von Gwendolin überwacht wurde.
Gleichzeitig mit dem Bus rollte ein Taxi durch die stille Vorortstraße. Gwendolin hielt es an und bat den Fahrer, hinter dem Bus in einigem Abstand nachzufahren. Das trug ihr einen erstaunten Blick und ein Achselzucken ein, aber der Mann machte, was sie wünschte.
Jane fuhr – wie erwartet – zum Sinclair College. Gleich bei ihrer Ankunft fielen Gwendolin einige unauffällig gekleidete Männer auf, die wahrscheinlich zur Kriminalpolizei gehörten. Jedenfalls vermaßen und fotografierten sie die Pförtnerloge.
Auf dem Hof des College standen die Studentinnen in kleinen Gruppen beisammen, lasen Zeitung und diskutierten den Mord an Mr. Palmer, dem Pförtner der Schule. Nur Jane kümmerte sich nicht um den Rummel, sondern ging schnurstracks in das Hauptgebäude, in dem die Vorlesung von Dr. Emerson stattfinden sollte.
Während Gwendolin in einer Nische wartete, um den nötigen Abstand zu ihrer Schwester einzuhalten, fiel ihr etwas auf. Auch die anderen zwölf Mädchen, die Dr. Emersons Vorlesung besuchten, schritten über den Hof, als wäre nichts geschehen. Sie begrüßten nicht einmal Freundinnen, die ihnen etwas zuriefen. Gwendolins Verdacht, daß mit dieser Vorlesung und speziell mit Dr. Emerson etwas nicht stimmte, verhärtete sich.
Nach der Vorlesung folgte Gwendolin ihrer Schwester in ein Restaurant und bei einem kleinen Einkaufsbummel. Jane ging ziellos durch die Stadt und wollte offenbar nur die Zeit totschlagen. Bei Einbruch der Dämmerung stieg sie in einen Bus, der vor die Stadt fuhr. Gwendolin hängte sich wieder mit einem Taxi an.
Peter wird sich schon Sorgen um mich machen, dachte sie, als sie Jane von der Endstation der Buslinie an zu Fuß in einen kleinen Wald folgte. Sie hatte zweimal versucht, ihn in seiner Wohnung anzurufen, ihn aber nicht erreicht.
Obwohl in dieser Nacht der Mond schien, war es fast stockdunkel zwischen den Bäumen. Gwendolin schaffte die kurze Strecke zu den verfallenen Gebäuden nur deshalb einigermaßen heil, weil sie früher oft in den Wäldern ihrer Heimat nächtliche Spaziergänge unternommen hatte.
Als sie vor sich die verfallenen Mauern auftauchen sah, blieb sie erstaunt und mißtrauisch stehen. Sie hatte erwartet, Jane würde zu einem Liebhaber gehen, in irgendeine verrufene Kneipe oder an einen anderen Platz, an dem sich zwielichtige Gestalten trafen. Ruinen hatte Gwendolin nicht vermutet.
Und außerdem hörte sie jetzt von allen Seiten knackende Geräusche. Nacheinander traten zwölf Mädchen auf die Lichtung. Fassungslos erkannte Gwendolin die bleichen Gesichter der wie Schlafwandlerinnen auf eine bestimmte Stelle in den Ruinen Zuschreitenden.
Es waren die Mädchen aus Dr. Emersons Vorlesung. Hinter Jane verschwanden sie in einer dunklen Öffnung in der zur Hälfte eingestürzten Mauer.
Gwendolin stand ratlos zwischen den Bäumen am Rande der Lichtung und starrte auf die Stelle, an der die dreizehn Collegestudentinnen in das Gewirr der kleinen Ruinenstadt eingedrungen waren. Was hatte das zu bedeuten? Der erste Impuls war, wegzulaufen und die Polizei zu verständigen oder wenigstens Peter anzurufen, er solle so schnell wie möglich herkommen.
Doch dann überwogen die Angst um Jane und die Neugierde. Furcht hatte Gwendolin nie gekannt, schon als kleines Kind nicht, und so dachte sie gar nicht an die
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