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Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hathaway
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dann mußte sie den Mann durch das Fenster der Pförtnerloge sehen. Ein plötzlicher Gedanke durchzuckte das Mädchen. Jane hatte nichts bei sich, was sich als Waffe eignen konnte. Suchend blickte sie um sich, bis ihr Blick auf einen der Steine fiel, mit denen der gekieste Weg eingesäumt und von der Rasenfläche abgegrenzt war. Rasch bückte sie sich und hob den scharfkantigen Stein auf. Er paßte gut in ihre kleine Hand und wog schwer.
    Einen Moment verhielt sie reglos. Aus der Pförtnerloge drang das Rascheln von Papier, dann war es wieder still.
    Acht Schritte . . . noch fünf . . . noch zwei. . .
    Dann sah sie den Pförtner. Es war der alte Mann, der entweder die Nacht durchgearbeitet hatte oder besonders zeitig aufgestanden war. Er saß an seinem Pult, über ein vor ihm ausgebreitetes Papier gebeugt, und aß. Neben ihm standen eine Thermosflasche und ein Pappbecher.
    Jane Haskill atmete auf, als sie den weißen Haarschopf erkannte. Der Alte würde keinen Widerstand leisten. Vor allem schöpfte er sicherlich nicht Verdacht, wenn er sie zufällig sehen sollte. Es war sicherlich ungewöhnlich, daß sich eine Studentin so früh im College zeigte, aber es mußte unverdächtig wirken, wenn sie ihre Anwesenheit mit wichtigen Studien erklärte.
    Jane gab sich auch keine Mühe mehr, sich unbemerkt zu nähern. Ganz normal ging sie an der Pförtnerloge vorbei, die rechte Hand gegen ihren Körper gepreßt, damit der scharfkantige Stein verborgen blieb.
    »Hallo, Miß!« ertönte hinter ihr der Ruf des Alten. Er hatte gemerkt, daß jemand das College betreten wollte, und waltete seines Amtes, ohne die geringste Ahnung zu haben, wer da vor ihm stand.
    Jane blieb scheinbar erstaunt stehen und drehte sich ohne Hast zu dem Pförtner um. »Guten Morgen«, sagte sie ruhig. »Was gibt es denn?«
    »Morgen, Miß.« Der alte Mann nickte freundlich, dannschaute er auf die Uhr drinnen an der Wand seiner Loge. »Das College ist noch geschlossen, Miß.«
    »Ach«, tat Jane erstaunt und trat näher an ihr Opfer heran, »ich wollte mich in der Bibliothek umsehen.«
    Der Alte zuckte die Schultern. »Leider, das geht noch. . .«
    Weiter kam er nicht mehr. Jane war auf Reichweite heran.
    Ihre rechte Hand zuckte hoch. Mit der Schnelligkeit einer zustoßenden Giftschlange rasten ihre um den Stein gekrallten Finger auf den Kopf des Pförtners zu.
    Der alte Mann schrie erschrocken auf, aber sein Hilferuf erstickte unter dem mit unglaublicher Kraft geführten Schlag Janes.
    Das Mädchen verfiel in Trance. Jane sah die Fratze des Satans vor sich, wie sie sie in der vergangenen Nacht auf dem Altar des unterirdischen Gewölbes gesehen hatte. Die stechenden Augen flößten ihr die Kraft ein, ihre Untat auszuführen und zu vollenden. Immer wieder beschrieb ihre Hand mit dem Stein einen weiten Bogen, bis sie sicher war, daß sich kein Funke Leben mehr in dem Körper befand, der vor ihren Füßen lag.
    Aufseufzend ließ sie den Stein neben den Toten fallen, drehte sich um und verließ gelassen das College. Ein wildes Triumphgefühl überschwemmte sie. Die Aufgabe, die ihr vom Meister durch den Mund Dr. Emersons gestellt worden war, diese Aufgabe hatte sie ausgeführt. Jetzt erst war sie eine vollkommene Sklavin des Bösen, eine Sklavin des Satans.
    Sie warf nicht einen einzigen Blick zurück auf das College, in dessen Mauern die Leiche des von ihr Ermordeten lag.
    »Ich könnte Jane auf der Stelle das Fell über die Ohren ziehen«, murmelte Peter Bower schlaftrunken. Er konnte die Augen vor Müdigkeit kaum mehr offenhalten, und doch fand er keinen Schlaf. So gern er sich auf einem
    Bett ausgestreckt hätte, er brachte es doch nicht über sich, Gwendolin allein zu lassen.
    Seine Freundin war mit den Nerven fertig. Alle paar Minuten sprang sie auf, lief vor das Haus und hielt nach beiden Seiten der Straße Ausschau, ob sich Jane nicht irgendwo zeigte. Dann kam sie jedesmal mit hängenden Schultern zurück und schaute mutlos zu der Uhr auf dem Kaminsims, deren Zeiger unerbittlich weiterrückten.
    »Ich mache noch einen Kaffee«, schlug Peter vor, schwang die Beine, die er auf das Sofa gelegt hatte, auf den Boden und torkelte in die Küche. »Komm doch mit mir, Gwen. «
    Gwendolin Haskill schloß sich ihm an. Seit dem unerklärlichen Vorfall mit dem Foto ihrer Eltern, das Peter kurzerhand verbrannt hatte, war sie überzeugt, es mit einer Macht zu tun zu haben, gegen die ein gewöhnlicher Mensch nichts ausrichten konnte. Zwar verstand sie nicht, was mit Jane

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