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Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht
Autoren: Andrew Hathaway
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glühenden Augen auf das nackte, wehrlos am Boden liegende Mädchen gerichtet.
    Dr. Emerson lag nach Atem ringend vor dem Altar. Sein Mund öffnete sich, seine Lippen bewegten sich, aber die Stimme, die aus ihm sprach, gehörte nicht ihm. Der Dämon, der Satan, benutzte seinen Diener, um sich den Sterblichen in dem Gewölbe verständlich zu machen.
    »Ruchlose!« donnerte die gewaltige Stimme. »Du hast an mir gefrevelt, indem du meinen Befehl nicht ausgeführt hast!«
    Gwendolin konnte sich vor Entsetzen nicht bewegen. Ihre Füße gehorchten nicht dem Impuls, davonzulaufen. Sie konnte auch den Blick nicht von der Szene abwenden, obwohl sich alles in ihr dagegen wehrte, Annabels Ende zu verfolgen.
    »Du bist nicht würdig, als meine Sklavin zu dienen!« hallte es durch den unterirdischen Raum. »Du hast den Tod verdient, und du wirst ihn jetzt erleiden!«
    Der Satan wandte sich den anderen Mädchen zu, indem er jedem einzelnen einen durchbohrenden Blick zuwarf.
    »Das soll auch euch eine Warnung sein«, sprach der Satan durch Dr. Emerson. »Ihr habt die Prüfung zwar bestanden, aber wenn es euch einfallen sollte, mir ungehorsam zu werden, ergeht es euch genauso wie dieser dem Tod Verfallenen.«
    Keines der Mädchen senkte den Blick oder bewegte den Kopf. Ebenso wie die unbemerkt am Eingang des Gewölbes stehende Gwendolin unterlagen sie dem Einfluß des Satans, in dessen Klauen sie geraten waren.
    Die Dämonsgestalt näherte sich Annabel Caldwell, die sich entsetzt in ihren Fesseln aufbäumte und einen schwachen und vergeblichen Versuch machte, sich zu
    wehren. Gellende Hilferufe brachen aus dem Mund der Unglücklichen, als die Klauen des Bösen nach ihr griffen.
    Es zischte, als die spitzen Nägel den Körper des Mädchens berührten.
    Aus den verkrümmten Fingern des Satans hervorquellend, ergossen sich Flammen wie Lavaströme über das Mädchen, zerfraßen und vernichteten den blühenden, jungen Körper, äscherten ihn vollständig ein.
    Nach einer scheinbar endlos langen Zeit brachen die Schmerzensschreie der so fürchterlich Bestraften endlich ab, ihr Körper zerfiel. Die letzten Reste und Spuren verschwanden, wurden von den Flammen verzehrt, bis nichts mehr daran erinnerte, daß an dieser Stelle ein Menschenleben ausgelöscht worden war.
    So plötzlich wie er gekommen war, verschwand der Satan, ohne daß Gwendolin hätte sagen können, wie und wohin. Als sie den Blick vom Boden des Gewölbes wieder zu dem schwarzen Altar erhob, stand der Steintisch unversehrt in der Mitte des Raumes.
    Dr. Emerson erwachte gleichsam aus einem tiefen Schlaf. Er stemmte sich hoch und kam, leicht schwankend, auf die Beine. Wilder Triumph leuchtete in seinen Augen hinter den dicken Brillengläsern, als er der Reihe nach die in ergebener Haltung um den Altar gescharten Mädchen musterte.
    »Ihr habt gesehen, was mit Verräterinnen geschieht«, sagte er mit seiner normalen Stimme. »Hütet euch, ebenfalls . . .«
    Dr. Emerson unterbrach sich. Sein Kopf ruckte herum, seine Augen richteten sich auf den Eingang des Gewölbes.
    »Wir sind nicht allein!« zischte der Teufelsbeschwörer. »Wir werden belauscht!«
    Sofort warf sich Gwendolin hinter die schützende Kante des Ganges. Wie hatte Dr. Emerson merken können, daß sie sich hier versteckte? Er hatte ihr den Rücken zugekehrt. Doch das kümmerte Gwendolin Haskill im Moment nicht weiter. Sie hörte nur die befehlende Stimme Emersons.
    »Jagt den Eindringling! Tötet ihn!«
     
    Gwendolin verlor keine Sekunde. Sie war auf rätselhafte Weise entdeckt worden, genauso rätselhaft wie alles andere, was sie in dem unterirdischen Gewölbe beobachtet hatte. Aber darüber konnte sie sich jetzt den Kopf nicht zerbrechen. Sie hatte zwar das Gefühl, in einem Alptraum gefangen zu sein, aus dem sie jeden Moment erwachen mußte, aber das blutrünstige Geschrei, das an ihre Ohren drang, führte ihr mit aller Deutlichkeit die Realität der Situation vor Augen.
    Sie schwebte in Lebensgefahr!
    Wenn die Mädchen sie erreichten, würde sie kaltblütig umgebracht oder auf die gleiche geheimnisvolle Weise getötet wie Annabel. Sie mußte fliehen, so schnell sie konnte.
    Ihre Vorliebe für bequeme Schuhe half ihr. Sie trug keine hohen Absätze, konnte daher auf dem unebenen Boden des leicht ansteigenden Ganges gut Fuß fassen. Dennoch wäre ihre Flucht beinahe nach wenigen Schritten zu Ende gewesen, da sie gegen einen Felsvorsprung lief und sich den Kopf stieß, daß sie meinte, jemand hätte ihr eine Keule
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