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Zum Morden verflucht

Zum Morden verflucht

Titel: Zum Morden verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hathaway
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beleidigt. Man konnte Jane gar nicht beleidigen, das war unmöglich. Mit einem ängstlichen Blinken ihrer blauen Augen versuchte Jane Haskill noch einmal ein tapferes Lächeln, dann ging sie mit ihren stampfenden Schritten – was für ein unmöglicher Gang für ein junges Mädchen, dachte Gwendolin -auf Saal 13 zu. Als sie die Tür öffnete, hörte Gwendolin von drinnen die Stimme von Dr. Emerson, der mit seiner Vorlesung bereits begonnen hatte.
    ». . . und habe ich das Vergnügen, meine Damen«, sagte die tiefe, beruhigend klingende Stimme, »Sie hier begrüßen ... «
    Beim letzten Wort blieb Jane mit einer Falte ihres viel zu weiten Kleides an der Klinke hängen. Das Reißen von Stoff unterbrach Dr. Emerson, der für Gwendolin unsichtbar blieb, einmal weil sie die Augen zur Decke hob, um ihre Verzweiflung über die Ungeschicklichkeit ihrer Schwester auszudrücken, und zum anderen, weil er von der Tür verdeckt wurde.
    Jetzt versinkt Jane gleich im Boden und ist nie wieder zu bewegen, diesen Saal 13 zu betreten, dachte Gwendolin.
    »Miß Haskill, nehme ich an?« sagte drinnen im Saal Dr. Emerson. »Ich freue mich, Sie in unseren Kreis aufnehmen zu können. Bitte, nehmen Sie doch Platz! Ich bin Ralph Emerson.«
    Mehrere Dinge geschahen gleichzeitig, und sie alle versetzten Gwendolin Haskill, die reglos auf dem dunklen Korridor des Sinclair College stand, in äußerstes Erstaunen.
    Ruhig, ohne eine Spur von Verlegenheit, löste sich Jane von der Klinke, betrat den Saal und schloß die Tür hinter sich.
    Außerdem fand Gwendolin Haskill die Stimme von Dr. Emerson sehr angenehm und wohlklingend.
    Und dennoch stellte sie fest, daß sie eine Gänsehaut bekam und am ganzen Körper zu zittern anfing. Kopfschüttelnd verließ sie das College und warf noch einen Blick zu den Fenstern von Saal 13 hinauf. Hinter den Glasscheiben zeichnete sich die Silhouette einer Gestalt ab, eines Mannes, von dem sie bisher nur die Stimme kannte.
    Peter Bower hatte noch eine Viertelstunde Zeit bis zum Beginn seiner ersten Vorlesung in diesem Semester. Er verbrachte sie damit, daß er Kollegen und Freunde begrüßte, die er seit seiner Rückkehr aus den Sommerferien noch nicht gesehen hatte. Peter besaß ein nettes und freundliches Benehmen im Umgang mit anderen Menschen, so daß er im ganzen College bekannt und beliebt war. Seine fröhliche und ungezwungene Art brachte es mit sich, daß er auf Partys stets ein gern gesehener Gast war.
    Die Minuten vergingen wie im Flug, und ein Blick auf seine Uhr zeigte ihm, daß er sich beeilen mußte, wenn er nicht gleich beim ersten Mal zu spät kommen wollte.
    Schon hatte er die Hälfte der Treppe zum Eingang seines College erklommen, als sein Name gerufen wurde. Er drehte sich langsam um und sah Gwendolin auf sich zulaufen.
    »Nanu, das ist aber eine Überraschung«, staunte der junge Mann. »Wie kommst du hierher?« Wieder sein unbeschwertes Grinsen. »Kannst du denn die kleine Jane allein lassen?«
    Er bereute seine lustig gemeinte Frage sofort, und Gwendolins Gesicht verdüsterte sich auch vor Ärger, aber gleich darauf stimmte sie in sein Lachen ein.
    »Du hast recht, sie ist wirklich noch ein Kind«, sagte Gwen. Dann erklärte sie mit einigen Worten, daß sie von der Liste der Teilnehmerinnen gestrichen worden war.
    »Das heißt, daß du allein auf meinen männlichen Charme angewiesen bist und auf Dr. Emerson verzichten mußt«, spöttelte Peter. »Erotischer Notstand.«
    »Du hast doch nichts anderes im Kopf«, tadelte Gwendolin Haskill und bemühte sich, ein wütendes Gesicht zu machen.
    »Ich habe eine fabelhafte Idee«, sagte Peter. »Ich lasse die Vorlesung sausen, und wir beide studieren Anatomie auf meiner Bude. Fünf Minuten von hier, mit allem Luxus. Ich habe heute morgen die Laken gewechselt, du wirst also keine blonden Haare finden.«
    Unwillkürlich griff sich Gwendolin an ihre brandroten Haare. »Ich muß mich doch auf blond färben, damit du nicht jedesmal in Verlegenheit gerätst, wenn du mich betrogen hast und die Herkunft der Haare erklären sollst«, sagte sie ernsthaft. »Du könntest mich aber charmanter einladen, wenn du schon . . .«
    »Rote Haare machen mich wild!« Peter funkelte sie aus seinen braunen Augen an. »Ich glaube, ich vergesse mich doch noch einmal im College.«
    »Dann schon lieber auf deiner Bude«, entschied Gwendolin.
    *
    »Mein Gott, in zehn Minuten ist Dr. Emersons Vorlesung zu Ende. « Gwendolin Haskill legte erschrocken die Armbanduhr zurück auf das

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